Auf der mexikanischen Landzunge Yucatán stoßen die renommierte Archäologin Katja Bennecke und ihr Team bei groß angelegten Ausgrabungsarbeiten am Fuße einer Maya-Pyramide auf die mittelalterliche Grabstätte einer sagenumwobenen spanischen Heldengestalt. Bevor sie den Wert der Maske bemessen kann, die das unterirdische Grab ziert, hat bereits einer ihrer Mitarbeiter versucht, das Artefakt zu stehlen. Er wird verhaftet. Wenig später ist er tot. Selbstmord, sagen die Behörden. Nie und nimmer!, glaubt Katja. Offenbar hatte er noch eine Botschaft für sie, ihre Tochter Maren betreffend. Diese ist überraschend angereist, das angespannte Verhältnis der beiden unter mexikanischer Sonne ein wenig aufzubessern. Kaum angekommen, da wird sie auf offener Straße vor den Augen ihrer Mutter entführt. Für Katja beginnt ein nervenaufreibender Trip durch den südamerikanischen Polizeistaat, bei dem sie immer weniger weiß, wem sie überhaupt noch trauen kann.
„Die Legende der Maske“ wandelt weder auf den Spuren von Indiana Jones noch führt der Film das Genre fort, das RTL mit den „Die Jagd nach…“-Abenteuerfilmen fürs Fernsehen erfolgreich auszuschlachten begann. Vielmehr muss Claudia Michelsen als Archäologin in Gefahr in einem klassischen Thriller ihre Frau stehen. Wenn etwas abenteuerlich ist in diesem Film, dann sind es die Ungereimtheiten – sprich Zufälligkeiten – auf der Plot-Ebene und eine Dramaturgie am Schnürchen, die eine Überraschung an die nächste hängt. Wer gerade noch „Böser“ war, ist plötzlich ein „Guter“ und umgekehrt. Wem kann die Heldin noch glauben? Dem Zuschauer stellt sich dieselbe Frage. Im Film hilft immer erst einmal die Flucht.
Foto: Degeto / Florian Froschmayr
Da diese Degeto-Produktion ganz auf die Hauptfigur zugeschnitten ist, weiß man nicht mehr als sie. Man sieht, man fühlt, man denkt und leidet mit ihr. Das ist die simpelste Art von Dramaturgie, die man sich vorstellen kann, wenn man sie nicht auf Hitchcocksche Art („Der unsichtbare Dritte“) verdichtet. Wäre da nicht Grimme-Preisträgerin Claudia Michelsen, die trotz der vordergründigen Dramatik der Story in ihr relativ nuancenreiches Spiel einen Hauch von Alltagspsychologie hineinlegt, würde man als Zuschauer „Die Legende der Maske“ wohl bereits nach 30 Minuten als elende Räuberpistole abtun. So bleibt zumindest eine gewisse emotionale Grundspannung bis zur unbefriedigenden Auflösung erhalten. Ungeachtet dessen können einem die dramaturgischen Unarten des Films ziemlich unangenehm aufstoßen: statt die Schock-Spannung mal mit einer Suspense-Situation (der Zuschauer ist besser informiert, ahnt, was kommt, und ist gespannt, wie es ausgeht) aufzulockern, opfert Autor Timo Berndt („Der Bibelcode“) für das hohe Affekt-Niveau beim Zuschauer lieber eine Sympathiefigur, oder er glaubt, mit einer Todesangst-Szene nachhaltig etwas „bewegen“ zu können.
Ist man als Zuschauer dennoch bereit, der hanebüchenen Story und dem Handlungsfluss zu folgen, muss man sich – wie unlängst in dem Bergwelt-Thriller „Stärke 6“ – ganz an Hauptdarstellerin Michelsen halten, dann hat man die besten Chancen, die 90 Minuten des Films durchstehen. Auch Michael Fitz als Ausgrabungsleiter ist eine überdurchschnittliche Besetzung; viel zu spielen hat er allerdings nicht. Die Inszenierung mit Hang zu kleinen Manierismen, die offenbar die subjektive Sicht der Heldin betonen sollen, ist im Großen und Ganzen flüssig, der Look durchaus genreadäquat. Fragt sich, weshalb man bei einem solchen Production Value nicht größere Sorgfalt aufs Buch verwendet hat. (Text-Stand: 5.9.2014)