Johanna bekommt Besuch von ihrer ältesten Freundin – doch die Erholungswoche in den Bergen beginnt für jene Caren, selbst Ärztin, gleich mit einem Sturz in den Bergbach. Sie hat Glück im Unglück, wirkt aber seltsam abwesend und verirrt sich im Wald. Während sie ihre Aussetzer schön redet, recherchiert Johanna und findet heraus, dass ihrer Freundin gekündigt wurde. Offenbar zeigen sich bei ihr frühe Symptome einer Alzheimererkrankung. Die Freundinnen geraten darüber in Streit. Auch zwischen Johanna und Daniel gibt es Spannungen. Gerade jetzt, wo sie sich entschlossen haben, zusammen zu ziehen und gemeinsam mit ihren Jungs auf dem Reiterhof zu leben, will Daniel den traditionsreichen Familienbesitz verkaufen. Johanna fühlt sich hintergangen. Auch auf dem Bergmeier-Hof hängt der Haussegen schief. Weil es zwischen Leo und seiner Internetbekanntschaft Gundula gefunkt hat, intrigiert Verena gegen die Physiotherapeutin, die ihrer Ansicht nach viel zu jung ist für ihren Vater. Und dann sieht sie der Tochter des Hauses auch noch verdammt ähnlich!
Wie das Leben so spielt: der alte Fritz erfreut sich bester Gesundheit, während die Frau um die 50 bereits mit einer frühen Form der Demenz kämpft. Vielleicht soll das ja der Zielgruppe Mut machen. Doch wir wissen nicht, was sich Autor Klaschka & Co bei „Vergissmeinnicht“ gedacht haben, wir wissen bzw. sehen nur, dass dieser 10. Film aus der „Landärztin“-Reihe der ARD stärker in Richtung Drama und Frauenfreundschaftsfilm zielt als die meisten bisherigen Episoden. War „Entscheidung des Herzens“ letzte Woche stark am Heimatfilm ausgerichtet mit seinen Landschaftsbildern und der beweglichen Kamera, sucht der Film von Michael Kreihsl die inneren Konflikte, was für die Tonlage bedeutet: Trauer, Melancholie und – wie kann es bei einer Neubauer-Figur anders sein – Kampfesmut. Auch dieses Mal wieder wurde ein sehr guter Kameramann engagiert: Wolfgang Thaler, der neben beeindruckenden Dokumentarfilmen wie „Megacities“, „Höllentour“ und „Am Limit“ auch für die bitterbösen Ulrich-Seidl-Filme „Hundstage“ oder „Import/Export“ die Bildgestaltung übernahm, geht oft nah ran an seine Figuren, die in dramatischen Szenen deshalb sehr viel weniger „spielen“ müssen als sonst bei dieser Reihe, in der das gepflegte Overacting seit Jahren regiert. Johanna von Koczian hält sich erfreulicherweise zurück mit ihrem Schauspielstil aus „Opas Kino“ und Christine Neubauer hat ein paar richtig gute Szenen. Dass da einige Dialoge noch besser gehen, keine Frage – aber im Rahmen dieser Reihe ist das schon sehr ordentlich. Das liegt vor allem an Nina Hoger, ein bisschen auch am Thema Demenz, ein Krankheitsbild, mit dem sich vielfältig spielen lässt. Auch in Richtung Humor, den die Kranke nicht verlieren will. Caren: „Tut mir leid, was ich gesagt habe.“ Johanna: „Schon vergessen.“ Caren: „Kenn’ ich.“
Dementsprechend ist „Vergissmeinnicht“ auch ein richtig guter Titel für diesen Film, der das Thema auch noch im bisweilen drollig komischen Nebenplot der Bergmeiers einbringt mit dem angeblichen Vergessen der verstorbenen Bäuerin. Prinzipiell geht es auf jeden Fall ernsthafter und weniger heimatfilmverdächtig zu als sonst bei der „Landärztin“. Die Krankheit wird sinnlich etabliert; der Zuschauer kann sich von ihr selbst ein Bild machen. Das menschliche Drama, die ganze Wahrheit über die Krankheit, erfährt im Verlauf der Handlung eine moderate Steigerung, artet aber nicht zum künstlich ausgeschäumten Gefühlskitsch aus. Das letzte Bild zeigt entsprechend keine Liebespaare, sondern die beiden Freundinnen. Schade, dass das sicher nicht der Beginn einer nie endenden Freundschaft ist. (Text-Stand: 16.5.2013)