„Diagnose Tollwut“ war 2006 der zweite Film der ARD-Reihe „Die Landärztin“, die sich an Motiven des gleichnamigen Heimatfilmklassikers mit Marianne Koch (1958) orientiert. In der Handlung der Fortsetzung ist ein knappes Jahr vergangen, seit sich die Münchenerin Johanna Lohmann (Christine Neubauer) als Ärztin in die österreichische Provinz getraut hat. „Piefke, evangelisch, ein Weib und ein Verkehrsrisiko – da gehe ich lieber zum Tierarzt!“, hatte der Leithammel des Dorfes damals getönt; am Ende hat sich die ebenso resolute wie propere Frau doch noch Respekt verschafft. Und nicht nur das: besagter Tierarzt war ihr am Ende mehr als zugetan. Allerdings ist ihm die zarte Beziehung nicht gut bekommen: Sah der Veterinär zunächst so aus wie Francis Fulton-Smith, dem die Damen recht zugetan sind, so hat er sich im Lauf der Zeit in Martin Feifel verwandelt. Der passt zwar optisch ungleich besser in die rustikale Landschaft, hat aber bei weitem nicht den selben Schlag beim weiblichen Publikum.
Dem Erfolg hat’s keinen Abbruch getan: Der erste Film der Reihe war 2005 mit über 19 Prozent Marktanteilen einer der erfolgreichsten Freitagsfilme der ARD. Außerdem hat ARD-Tochter Degeto die Fortsetzung in die Obhut von Felix Huby („Oh Gott, Herr Pfarrer“) gegeben, vermutlich in der sicheren Annahme: Der wird’s schon richten. Tatsächlich erzählt er gemeinsam mit Ko-Autorin Ulrike Münch die gleiche Liebesgeschichte einfach noch mal: Weil Ärztin Johanna bei einem Bauern Tollwut vermutet, kriegt sie kräftig Krach mit Tierarzt Laurenz. Der fühlt sich offenbar in seiner Ehre gekränkt, jedenfalls streitet er grundsätzlich ab, Großraming könne gefährdet sein: Hier habe es schon seit achtzig Jahren keinen Fall von Tollwut mehr gegeben. Doch dann zeigt auch Johannas kleiner Sohn die typischen Symptome. Am Ende bekommen beide Recht: Der Bauer erliegt zwar der Tollwut, doch infiziert wurde er beim Urlaub in Ungarn. Das Ärztepaar beendet seinen Streit mit dem ersten öffentlichen Kuss; dabei hatte ihre Liebelei ohnehin längst die Runde gemacht.
Viel mehr Geschichte hat der Film nicht zu bieten, dafür aber die um so prachtvollere Gegend Oberösterreichs, ein gerüttelt Maß an Heimatdramatik, einiges vom Bauerntheater und auch ein bisschen Brauchtum. Und natürlich noch die eine oder andere Nebenhandlung: Die fesche Tochter just jenes Bauern (August Schmölzer), der Johanna im ersten Film noch so hingebungsvoll boykottiert hatte, ist mittlerweile hochschwanger und soll flugs den Kindsvater (Gregor Bloéb) ehelichen; zu dumm, dass der ein rechter Hallodri ist. Die schöne Tradition des Hochzeitsladens soll der alte Schulrat (Siegfried Rauch) übernehmen, der seit jeher Marie Gruber (Johanna von Koczian), der Gattin des alten Arztes, inniglich zugetan war. Da Marie nunmehr verwitwet ist, denn ihre Nichte hat ja die Praxis des verstorbenen Landarztes übernommen, bestätigt sich wieder mal die Trost und Hoffnung spendende Zuverlässigkeit der Degeto-Filme: Hier finden Töpfchen und Deckelchen allen Alters zueinander. Die stets wie aufs Stichwort einsetzende Musik ist auf Dauer allerdings schauerlich. (Text-Stand: 2006)