Die kluge Bauerntochter

Mühe, Mehmet, Melles. Charmante Verfilmung eines weniger bekannten Märchens

Foto: MDR / Sandy Rau
Foto Tilmann P. Gangloff

Anders als die meisten weiblichen Märchenfiguren ist „Die kluge Bauerntochter“ kein Opfer, sondern eine clevere Strategin. In der lebensnahen Verkörperung durch Anna Maria Mühe – mit züchtig-bodenständiger Erotik & Barfußcharme – bleibt sie dennoch die Unschuld in Person, die aus widrigen Umständen das Beste zu machen weiß. Der Film funktioniert schon allein wegen der stimmigen Besetzung und der ausgezeichneten Führung der Darsteller.

Im Gegensatz zu den vielfach verfilmten Märchen „Aschenputtel“, „Schneewittchen“ oder „Dornröschen“ ist die Geschichte der namenlosen klugen Bauerntochter kaum bekannt. Aber nicht nur das macht sie so reizvoll: Anders als die meisten weiblichen Märchenfiguren ist dieses Mädchen kein Opfer, sondern eine clevere Strategin. Wäre sie die Antagonistin der Geschichte, man würde feststellen, dass sie ihre Umwelt höchst geschickt zu manipulieren weiß. In der Verkörperung durch Anna Maria Mühe aber ist die junge Frau die Unschuld in Person; sie versteht es einfach, aus widrigen Umständen das Beste zu machen. Als sich ihr Vater ein Stückchen Land wünscht, lässt ihn das Mädchen kurzerhand einen Dachgarten anlegen. Der König, ein Sterngucker und Fernrohrfreak, nimmt das wahr, wird neugierig, lädt den Vater ins Schloss und schenkt ihm am Ende die kleine Länderei. Geschickt fädelt das Drehbuch (Gabriele Kreis) auch die Romanze ein, die allerdings unter einem schlechten Stern steht, denn der fette Vetter des Königs und vor allem dessen äußerst intrigante Gattin wollen sich selbst die Krone aufsetzen. Ihre Chancen stehen nicht schlecht, denn wenn der Herrscher nicht bald heiratet, muss er abdanken; so will es das Gesetz. Da kommt die Bauerntochter gerade recht, zumal sie hübsch und klug ist; zu klug allerdings für den Geschmack der Hofschranzen, deren dilettantische Attentate jedoch regelmäßig scheitern.

Der Film funktioniert schon allein wegen der wunderbar stimmigen Besetzung sowie der ausgezeichneten Führung der Darsteller (Regie: Wolfgang Eißler). Sunnyi Melles ist perfekt als nervötende Königinmutter, Rolf Kanies ist ein ganz großartiger Hofmeister, und dass die beiden ihre gegenseitige Zuneigung immer wieder bloß andeuten, bereichert die Geschichte um einige äußerst hübsche Momente. Katharina Heyer und Daniel Zillmann machen ihre Sache als von der Gier nach dem Thron zerfressene Verwandte ebenfalls wunderbar, ganz zu schweigen von den Darstellern der verschiedenen hohlköpfigen Nebenfiguren. Dass Maxim Mehmet nicht dem üblichen Klischee von Prince Charming entspricht, ist durchaus reizvoll. Aber zentrale Figur und ganz wunderbar ist Anna Maria Mühe, die der Bauerntochter mit züchtig-bodenständiger Erotik & Barfußcharme viel Lebensnähe mitgibt. (Text-Stand: 2010)

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Reihe

MDR

Mit Anna Maria Mühe, Maxim Mehmet, Sunnyi Melles, Rolf Kanies, Daniel Zillmann, Falk Rockstroh, Katharina Heyer

Kamera: Armin Franzen

Produktionsfirma: studio.tv.film

Produktion: Milena Maitz, Ralf Fronz

Drehbuch: Gabriele Kreis

Regie: Wolfgang Eißler

EA: 02.01.2010 16:30 Uhr | ARD

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