Der pensionierte Richter Ernst Blessing, einst gefürchtet als „Richter Eisenhart“, lebt einsam und zurückgezogen. Hündin Sigi ist seine einzige Bezugsperson. Unverhofft kommt wieder Leben in den Alltag des Miesepeters, als er sich um seine Enkelkinder kümmern muss. Blessings Tochter ist tödlich verunglückt, ihr Mann liegt auf der Intensivstation. Also muss Blessing sich kümmern und zum ersten Mal Verantwortung für die achtjährige Hewi und das pubertierende Dauermotzer Dilo übernehmen. Das große Problem ist nur: Die drei kennen sich überhaupt nicht. Mit 19 hat sich die Tochter losgesagt von ihrem Prinzipienreiter-Vater und den Kurden Baran geheiratet. Blessing wollte nur niedere Beweggründe annehmen: Provokation gegen ihn, sich die Aufenthaltsgenehmigung erheiraten etc. Dass es Liebe zwischen den beiden ist, wollte er nicht glauben. Seit 16 Jahren gab es keinen Kontakt zwischen Vater und Tochter. Jetzt kann er an den Kindern seiner Tochter das wieder gut machen, was er bei ihr verbockt hat. Wären da nicht seine rassistischen Ressentiments…
„Ich werde nicht ruhen, bis Sie hinter Gittern sind – und die Kinder werden anständig erzogen!“ Wenn so der Weg zum Familienfrieden aussieht, dann ist es kein Wunder, dass es 90 Filmminuten bedarf wie bei „Die Kinder meiner Tochter“, bis der engstirnige Großvater geläutert ist und auch der Schwiegersohn einen Gang herunterschaltet. Die posthume Versöhnung mit der Tochter gelingt schneller. Spätestens nachdem der 15jährige Dilo dem Besserwisser mit den eingefrorenen Gefühlen die eigene verquere Männlichkeit spiegelt, ist der Alte auf dem richtigen Weg: „Sie war deine Mutter – es ist keine Schande zu weinen“. Früher noch hat Hewi sein Herz erweicht. Aber soll er sich schämen, dass er ihr Kopftuch in den Müll geschmissen hat? Dort, wo das Familiesein die konträren Kulturen berührt, bleibt Blessing hart. Er will den kurdischen Schwiegersohn der fahrlässigen Tötung überführen. Doch daraus wird nichts. Baran ist zwar ein Heißsporn, aber zugleich ein unbescholtener deutscher Bürger. Also beherzigt der geläuterte Held den Rat seines muslimischen Elektrikers: „Es ist egal, wie kaputt die Leitung ist, es lohnt sich immer, sie zu reparieren.“
Wie in der Filmhandlung funktioniert auch die emotionale Geschichte von „Die Kinder meiner Tochter“ auf Anhieb. Das kennt man. Das ist „Herzkino“ mit Kids, Hund und Läuterungsgarantie, nicht weltbewegend, aber effektiv. Mia Kasalos Hewi wird auch den meisten Zuschauern sofort das Herz öffnen. Jürgen Prochnow macht seine Sache gut, weil er seinen störrischen Charakter nicht an die aufs Happy-End zielende Dramaturgie verrät. Wird sein Blessing auch schon mal übermannt von Emotionen, so bleibt doch sein Pokerface, das genauso zum Reinschlagen einlädt wie das Gesicht des trotzigen Riesenbabys Dilo/Ekeroglu. Bei beiden aber spürt man, dass sich sehr langsam eine innere Wandlung vollzieht.
Problematischer dagegen ist die gesellschaftspolitische Dimension des Films. Der kurdische Autor Serkal Kus arbeitet sich an allen erdenklichen ethnischen Klischees und gängigen Vorurteilen ab. An denen ist viel Wahres dran. Allzu deutlich aber erkennt man das Bemühen, keinen Aspekt des alltäglichen Rassismus’, der in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, auszulassen. Dieser Film um einen Ex-Richter will Plädoyer sein. In jeder Szene bekennt er sich dazu. „Wir haben verstanden, Euer Ehren“, möchte man in den ersten 20 Minuten rufen. Ausbaufähig wäre dagegen der spielerische Fluss zwischen Dramolett und Komödie. Viele Szenen wirken seltsam starr – ist das die Kehrseite des fürs nuancierte „Herzkino“ perfekt besetzten Prochnow, der aber alles andere als ein überzeugender Komödiant ist. Auch wenn also der sozialpädagogische Zeigefinger allzu deutlich gestreckt ist – so ist der Versuch, das Unverständnis zwischen den Kulturen einmal nicht im schwergewichtigen Drama oder der Multikulti-Komödie, sondern im eng gesteckten Rahmen des Gefühlsgenres abzuhandeln, anerkennenswert. Den Film macht es nicht besser. Aber manchmal kann Kommunikation wichtiger sein – und an der Qualität lässt sich ja arbeiten!