Eik Meiers ist Deutschland bekanntester Schatzsucher. Nur, er kann sich nicht mehr daran erinnern. Selbst seine Frau Katharina und seinen Freund, Superhirn Justus, erkennt er nicht. Ihm fehlen zwölf Jahre. Und er weiß auch nicht mehr, was er mit der blonden Mila im Sand von St. Peter-Ording gesucht hat und was ihm beinahe das Leben gekostet hätte. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihm nicht, denn Pharma-Magnat Jan van Hassel hat seine Killer auf das zum Quartett angewachsene Team angesetzt. Es muss schon um etwas ganz Großes gehen. Mila, die sich als Einsteins Urenkelin zu erkennen gibt, hat die Antwort: Sie sind auf der Spur des legendären Bernsteinzimmers, das im Zweiten Weltkrieg angeblich zerstört worden ist, und damit sind sie nah dran an einem noch kostbareren Fund, der magischen Pflanze Silphium, die in der Lage ist, alle Krankheiten zu heilen. Ein Segen – aber auch ein Fluch, sollte diese Pflanze in die Hände des skrupellosen van Hassel gelangen. Dieser will Silphium exklusiv an die Militärs dieser Welt verkaufen. Kriege ohne Ende wären die Folge. Meiers & Co müssen deshalb schneller sein.
Foto: RTL / Wolfgang Ennenbach
Die RTL-Schnitzeljagd durch das mythosgeschwängerte Deutschland geht in die dritte Runde. „Auf der Jagd nach dem Bernsteinzimmer“ besitzt einen hohen Wiedererkennungswert: Kai Wiesinger schwingt Indiana-Jones-like die Peitsche, Bettina Zimmermann zeigt Bein und schöne Grübchen und Fabian Busch gibt augenzwinkernd den ewigen Nerd. Vorübergehend im Team ist Annika Blendl, deren Pflanzenkundlerin, Marke blondes Gift, es nicht nur aufs Silphium abgesehen hat, sondern auch auf die Männlichkeit des berühmten Schatzsuchers. Action- und Abenteuerfilm werden aufgelockert durch Comedy-Elemente und eine Prise Meta-Romantik. Da wird jedes Genre-Klischee bedient – und der technische Apparat läuft wie am Schnürchen. Der leicht überdimensionierte, durchaus Hollywood-verdächtige Musikscore verbindet sie Szenen zu einer temporeichen Pantoffelkino-Oper, und die Special Effects ergeben Popcorn-TV ohne Reue.
Dieser seriell gereifte Unsinn ist ziemlich sexy. Mut, Muskeln, Hirn und Schönheit treffen auf handwerkliches Talent und den Sinn für Populärkultur. Wie bereits bei „Die Jagd nach der Heiligen Lanze“ beweist Regisseur Florian Baxmeyer abermals seine Kennerschaft, das Genre, aber auch die Möglichkeiten des Mediums betreffend. Outdoor-Spektakel mit Licht und Landschaft dominiert über die herkömmliche Pappmaché-Studio-Optik des Genres. Das überträgt sich auch auf den Zuschauer. „Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer“ funktioniert statt wie ein klassischer Spannungsfilm wie eine Action-Show der Augenreize. „Was würde Gott machen?“, heißt die finale Frage in Einsteins Abenteuerquiz. Über einen Telefonjoker verfügt der Held leider nicht!