Die HochzeitsVerplaner

Alles dreht sich um Rebecca Immanuel & Christoph M. Ohrt in der Sat-1-Romcom

Foto: Sat 1 / Jacqueline Krause-Burberg
Foto Tilmann P. Gangloff

Die Sat-1-Komödie „Die HochzeitsVerplaner“ wird vor allem die Fans von „Edel & Starck“ freuen: Nach über zehn Jahren gibt es endlich eine Wiedervereinigung des Serientraumpaars Christoph M. Ohrt und Rebecca Immanuel. Die beiden Hauptdarsteller werden den entsprechenden Erwartungen gerecht, der Film on Christina Schiewe selbst dagegen nur mit Abstrichen, auch wenn er gerade wegen der sarkastischen Dialoge sehr amüsant ist: Arroganter Schönheitschirurg & esoterische Chakra-Masseurin verlieben sich ineinander, als sie gemeinsam die Hochzeit seiner Tochter und ihres Sohnes arrangieren sollen.

Eigentlich erstaunlich, dass Sat 1 so lange gewartet hat, um sein einstiges Traumpaar wieder zu vereinen: Von 2002 bis 2005 haben Christoph M. Ohrt und Rebecca Immanuel dem Sender als Anwaltsduo „Edel & Starck“ vier Staffeln lang ausgezeichnete Zuschauerzahlen und diverse Preise beschert. Mehr als zehn Jahre später darf sich das Duo erneut in erfrischender Manier angiften. Daniel Scotti-Rosins Drehbuch zur romantischen Komödie „Die HochzeitsVerplaner“ setzt auf die bewährte Kombination zweier komplett gegensätzlicher Charaktere, die sich gegen jede Logik ineinander verlieben. Dass sich die in der Nähe von Bozen lebende Chakra-Masseurin Claudia und der als erfolgreicher Schönheits-Chirurg nach Los Angeles ausgewanderte Herbert (genannt Herb) überhaupt begegnen, liegt an ihren Kindern: Claudias Sohn Oliver (Tilman Pörzgen) und Herbs Tochter Jade (Lea Ruckpaul) wollen heiraten. Die romantische Claudia ist begeistert und will für die beiden eine esoterische Hochzeit ausrichten. Herb hingegen hält das Paar, das gerade mal Anfang zwanzig ist, für viel zu jung. Der sanfte Kindergärtner Oliver ist in seinen Augen ein Weichei, und mit Claudias hippieartigem Lebenswandel kann er ohnehin nichts anfangen; aber wenn schon Hochzeit, dann auch mit Pauken und Trompeten. Also engagiert er einen ziemlich überkandidelten scheinschwulen Hochzeitsplaner (Lukas Spisser), der den beiden Eltern ein traumhaft schönes Fleckchen an einem See zeigt, wo sie sich von der Romantik des Augenblicks hinreißen lassen. Am nächsten Tag vereinbaren sie, den Kinder nichts von dem kleinen Ausrutscher zu erzählen, doch die Verliebtheit ist stärker – bis Herbs heiratswilliges Betthäschen Amanda (Jana Kilka) auftaucht. Prompt holt Claudia wieder ihr Kriegsbeil hervor, aber nun ziehen die beiden ihre Kinder mit rein, weil sie die Hochzeit jetzt um jeden Preis verhindern wollen.

Die HochzeitsVerplanerFoto: Sat 1 / Jacqueline Krause-Burberg
Ihre zerstrittenen Elternteile haben einen ganzen Tag gemeinsam verbracht – ohne Mord und Todschlag. Die „Kinder“ können es kaum glauben. Wird alles doppelt gut?!… Rebecca Immanuel, Christoph M. Ohrt, Tilman Pörzgen und Lea Ruckpaul

Der Humor des Films orientiert sich an Vorbildern wie der Hollywood-Erfolgskomödie „Meine Braut, ihr Vater und ich“, der Sat 1 nicht nur dem Titel nach schon einige Male nachgeeifert hat („Mein Schüler, seine Mutter & ich“ oder „Mein Lover, sein Vater und ich“). Das funktioniert auch diesmal, weil das Drehbuch die beiden Hauptdarsteller mit viel Munition versorgt; die Dialoge sind von einer erfrischenden Boshaftigkeit, zumal Ohrt und Immanuel die Beleidigungen und Kränkungen mit angemessener Hingabe vortragen. Entsprechend unvermittelt kommt der Moment, als sich Herb und Claudia am See nicht nur küssen, sondern gleich auch noch die Nacht miteinander verbringen; von unterdrückten Anziehungskräften konnte bis dahin keine Rede sein. Es ist zwar klar, warum es der Film so eilig hat, schließlich beginnt die Geschichte am nächsten Tag quasi wieder von vorn, aber gerade weil die beiden Hauptfiguren derartige Kontraste sind, hätte das Buch die Beziehung besser anbahnen müssen. So wirkt die Szene, als habe Regisseurin Christina Schiewe das Motto ausgegeben „Es weiß sowieso jeder, dass es dazu kommt, also bringen wir’s so schnell wie möglich hinter uns.“

Regisseurin Christina Schiewe machte bisher mit zwei sehr unterschiedlichen Filmen von sich reden: für das Behindertendrama „Be my Baby“ mit Christina Große gewann sie Preise, mit „Weil ich dich liebe“ mit Felicitas Woll zeigte sie nach einem Buch von Christian Jeltsch wie (unkitschiger) TV-Liebesfilm geht.

Die HochzeitsVerplanerFoto: Sat 1 / Jacqueline Krause-Burberg
Erneuter Tiefpunkt. Am liebsten würde Claudia (Immanuel) Herbert (Christoph M. Ohrt) kastrieren lassen; doch statt seiner trifft es beinahe einen armen Findelhund.

Dass „Die HochzeitsVerplaner“ trotzdem Spaß macht, liegt an Ohrt und Immanuel, die als Kombination nach wie vor prächtig funktionieren. Außerdem leben sie die Extreme ihrer Figuren so lustvoll aus, dass die Klischees zu Karikaturen werden: Herb, den seine Tochter als „Charmebolzen“ angekündigt hat, ist ein aufgeblasener Schnösel, der sich für unwiderstehlich hält, mit Geld um sich wirft und im kindischen Wetteifern mit Claudia immer wieder den Kürzeren zieht, ganz gleich, ob er mit seinem gemieteten Porsche das Autorennen gegen ihren klapprigen Fiat verliert oder ob er ihre Heilkünste anerkennen muss, als es ihm beim Golfschwung in den Rücken fährt; „das Karma schlägt zurück“, verkündet Claudia triumphierend. Sie hält Herb für einen „narzisstischen Egoisten“ und lässt seine Zynismen sanft lächelnd an sich abperlen, er hält sie für eine „frustrierte hysterische Eso-Tante“. Ausstattung und Kostüm unterstreichen den Kontrast: Claudias Heim ist so kunterbunt wie ihre wallenden Gewänder und hängt voller Windspiele und Traumfänger.

Im Vergleich zu diesen beiden starken Charakteren – und das gilt sowohl für die Rollen wie auch für die Darsteller – haben die jungen Mitwirkenden kaum eine Chance, sich zu profilieren, auch wenn Lea Ruckpaul („Keine Ehe ohne Pause“) ein interessantes neues Gesicht ist. Bei Sohn und Tochter begeht Scotti-Rosin zudem den gleichen Fehler wie bei Claudia und Herb, nur andersherum: Ihre Entfremdung vollzieht sich ebenfalls allzu plötzlich. Die weiteren Figuren kommen ohnehin nicht über Klischees hinaus: Amanda zum Beispiel ist ein ebenso vollbusiges wie hohlköpfiges Barbie-Püppchen. Regisseurin Schiewe sind zudem ein paar kleine Fehler unterlaufen, die möglicherweise dem Zeitdruck geschuldet sind, unter dem solche Filme mittlerweile entstehen: Claudia hat angeblich kein WLAN, kann aber trotzdem per Laptop ein kabelloses Videogespräch mit Oliver führen; und Herb, von Claudia auf dem Weg zum angemessen romantischen Finale des Autos verwiesen, kommt völlig verdreckt in die Kirche, als habe er sich unterwegs im Staub gewälzt… Die hohen Erwartungen, die die Wiedervereinigung von Ohrt und Immanuel weckt, erfüllen also im Wesentlichen diese beiden. Vor allem Ohrt holt aus seiner Figur alles raus, was drin steckt, suhlt sich geradezu im Sarkasmus seiner Dialoge und grinst zwischendurch des Öfteren wie eine Katze, die nicht nur den Goldfisch, sondern auch den Kanarienvogel verspeist hat.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Rebecca Immanuel, Christoph M. Ohrt, Tilman Pörzgen, Lea Ruckpaul, Jana Kilka, Lukas Spisser

Kamera: Raphael Beinder

Szenenbild: Marion Foradori

Kostüm: Bettina Weiß

Schnitt: Dorothee Broeckelmann

Musik: Martina Eisenreich

Produktionsfirma: die film gmbh

Produktion: Uli Aselmann, Sophia Aldenhoven

Drehbuch: Daniel Scotti-Rosin

Regie: Christina Schiewe

Quote: 2,61 Mio. Zuschauer (8,3% MA)

EA: 07.03.2017 20:15 Uhr | Sat 1

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