Die Hausmeisterin

Fitz, Fischer, Zaglmann-Willinger. Alltagsserie aus dem Haidhausener Hinterhof

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Foto Rainer Tittelbach

Nach 25 Jahren Ehe lässt sie sich Martha Haslbeck endlich scheiden. Was nicht viel daran ändert, dass ihr alle, der Ex, die Tochter, die Nachbarn, am Rockzipfel hängen. So wie Martha Haslbeck der Mittelpunkt dieses Haidhausener Mikrokosmos’ ist, so ist Veronika Fitz das Gesicht dieser Grimme-Preis-gekrönten Serie. Ihre verständnisvolle Duldermiene und ihre weggeredeten Verletzungen auf den Stimmbändern sind unvergesslich. Aber auch Helmut Fischer mit seiner humorigen Variation seines „Monaco Franze“ bietet im besten Sinne deutsche Serien-Unterhaltung – und das in den 80ern, in denen der Glamour regierte.

Martha Haslbeck (Veronika Fitz) hat es nicht leicht. Nach 25 Jahren Ehe lässt sie sich endlich scheiden von ihrem Josef (Helmut Fischer), einem unverbesserlichen Schürzenjäger. Der heiratet zwar bald seine Dauergeliebte „Ilse-Hasi“ (Ilse Neubauer), doch auf die praktischen Dinge des Lebens versteht sich keine so gut wie Martha – und so hängt der Josef seiner Ex weiterhin am Rockzipfel. Auch die Tochter der beiden (Bettina Redlich) kommt nicht ohne die Hilfe ihrer Mama aus. Und so bleibt Martha vorläufig in der Rolle der „Kümmerin“ stecken – bis sie den griechischen Schlosser Costa (Janis Kyriakidis) kennen und lieben lernt. Finanziell kann Martha keine großen Sprünge machen. In dem Haidhausener Mehrfamilienhaus, in dem sie wohnt, ist sie die Hausmeisterin. Hier gibt es immer was zu tun. Die Nachbarn sind erträglich. Das Leben geht seinen Gang. Doch um sich in München über Wasser zu halten, hat sie weitere Jobs – in einer Tankstelle, im Bürgerbüro, beim Friseur. Anders „Josef-Bärli“: Auch er probiert vieles aus, legt sich schließlich aber lieber ein Leiden zu als zu arbeiten.

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Das Leben ist schon manchmal zum Schreien. Veronika Fitz in „Die Hausmeisterin“. Die Tonlage der alltagsnahen Serie ist dennoch mehr heiter als dramatisch. Heute würde man wohl Dramedy sagen.

Zum Realismus von „Die Hausmeisterin“:
„Es sind Menschen, die vor einer Mieterhöhung zittern, ihren Urlaub pauschal buchen und immer noch kein Auto haben. Was die schöne Folge hat, dass ‚Die Hausmeisterin’ nicht mit Metallic-Oberflächen prunken kann und deshalb ohne neonüberglänzte regennasse Straßen auskommt. Dazu bringt diese Serie auch völlig ungewöhnliche, komische Dialoge, und sie braucht, weil sie so kleinkrämerisch genau recherchiert ist, nur so viel Kitsch, wie das Herz begehrt.“ (Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung)

Die Hausmeisterin
Die 1990 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet BR-Serie dürfte älteren Semestern auch heute noch eine gute (nostalgisch angehauchte) Unterhaltung bereiten. Veronika Fitz, Helmut Fischer

Immer wieder schlägt die Familie bei ihr auf. So wie Martha Haslbeck der Mittelpunkt dieses Haidhausener Mikrokosmos’ ist, so ist Veronika Fitz das Gesicht dieser Grimme-Preis-gekrönten Serie: Dieser Gesichtsausdruck ist unnachahmlich, diese verständnisvolle Duldermiene, diese traurigen Augen, aus denen gelegentlich Vergeblichkeit schimmert, in die aber mit der Liebe und der Zuversicht neues Leben zurückkehrt. Die angeschlagene Heldin gibt sich zunehmend kampfeslustiger. Und dann diese Stimme – aus der feine Nuancen von Verletztheit, Herzlichkeit und Härte herauszuhören sind. Das Leben hat deutliche Spuren bei Martha Haslbeck hinterlassen. Doch sie ist ein Stehauffrauchen; durch nichts lässt sie sich unterkriegen. Diese Frau weiß einfach, wie man überlebt – seelisch, aber auch materiell.

Die Haslbeck-Darstellerin Veronika Fitz (aus dem berühmten Münchner Fitz-Clan), ist 1936 geboren. Ihre Figur gehört derselben Generation an, die in jungen Jahren Schlimmes erlebt hat. Kindheit im Krieg – was kann einem da noch passieren!? Helmut Fischers Figur ist der absolute Gegenentwurf zu dieser verantwortungsbewussten Hausmeisterin: in Josef Haslbeck lebt Monaco Franze wieder auf, dieser ewige Stenz aus der Münchner Vorstadt, arbeitsscheu, ständig nur das eigene Amüsement im Sinn und jedem Rock hinterherschauend. „Die Hausmeisterin“ war zum ersten Mal 1987 im bayerischen Vorabendprogramm zu sehen. 2002 schaffte es die hoch gelobte Serie aus dem Haidhausener Hinterhofmilieu, das dem Alltag auf Augenhöhe begegnete, auch ins Programm des „Ersten“. Ein Lichtblick im Seifenopern-Zeitalter von „Dallas“, „Schwarzwaldklink“ und „Das Erbe der Guldenburgs“.

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Mit Veronika Fitz, Helmut Fischer, Ilse Neubauer, Bettina Redlich, Ernst Cohen, Janis Kyriakidis, Gerhard Zehmann, Aurelio Ferrara

Musik: Eberhard Schoener

Produktionsfirma: Tatiana Filmgesellschaft

Drehbuch: Cornelia Willinger

Regie: Gabriela Zerhau, Heide Pils, Julian Roman Pölsler

EA: 19.11.1987 18:30 Uhr | ARD

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