Die grünen Hügel von Wales

Julia Richter, Christoph M. Ohrt und die Unfähigkeit, aus Romanen Filme zu machen

Foto: Degeto / Warren Orchard
Foto Rainer Tittelbach

Eine Frau findet unverhofft ihr Glück, findet Heim und Heimat und einen Mann, der genau sie gesucht hat. Bis zum Happy End verfolgt man ein 90-minütiges dramaturgisches Ärgernis. Außer zwei attraktiven Schauspielern ist hier nichts zu sehen. Allenfalls verrät der Film zwischen den Zeilen noch etwas über den unschätzbaren Wert des Lächelns beim Paarungsverhalten. Schlimmer als der triviale Plot ist die fehlende Erzählökonomie.

Alex ist seit einem Jahr Witwe und sie muss ihr Leben neu regeln. Mit ihrem Sohn will sie nach London ziehen und sich als Möbelrestauratorin selbstständig machen. Doch zuvor muss sie das geerbte, heruntergekommene Cottage ihrer Großeltern veräußern, denn Alex ist pleite. Und so landet die selbstbewusste Mittdreißigerin, die zuletzt in Afrika lebte, in einem walisischen Kaff. Dort scheinen die beiden interessantesten Junggesellen der Gegend nur Augen für sie zu haben. Besonders Michael, Bürgermeister, Naturschützer und Dachdecker in Personalunion, hat es auch ihr angetan. Doch wie sich heraus stellt, ist er seit Jahren verlobt. Und da steht auch schon der Dritte auf der Matte. Der verspricht Alex vor allem eines: Gold!

The same old story! Eine Frau findet unverhofft ihr Glück, findet Heim und Heimat und einen Mann, der genau sie gesucht hat. „Die grünen Hügel von Wales“ entwickelt ihre dünne Story an der Hauptfigur entlang. Sie allein besitzt eine Spur von Eigenleben. Der Auserwählte oder die Tante der Heldin zeigen zwar durchaus Spurenelemente von Charakter, aber eigene Geschichten gestehen die Autoren ihnen nicht zu. So bleibt auch diese Degeto-Produktion eindimensional, ein 90-minütiger Vorwand, um ein sympathisches Paar zusammenzubringen.

Außer zwei attraktiven Schauspielern ist hier nichts zu sehen. Allenfalls verrät der Film zwischen den Zeilen noch etwas über den unschätzbaren Wert des Lächelns beim Paarungsverhalten (der Waliser). Ohne den gespielten Charme von Christoph M. Ohrt und ohne die liebreizende Natürlichkeit mit dem gewissen Blick von Julia Richter wäre dieser Film ein absolutes Ärgernis. Es sieht mal wieder so aus, als ob sich die Autoren hinter der Vorlage des Romans verstecken würden. Aber für eine schlechte Erzählökonomie sind allein die Drehbuchautoren verantwortlich! Oder geht es auf das Konto der Redakteure und Produzenten, dass man mit einem London-Trip in einen Film über die Hügel von Wales einsteigt, einem Intro, das über die Eyecatcher-Funktion nicht hinausgeht? Mittendrin fehlt dann die Zeit, um die Figuren zu verdichten, und am Ende fehlt sogar die Zeit, das Happy End auszukosten: sofort nach dem Kuss jagt der Abspann über den Schirm. The same procedure!

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Julia Richter, Christoph M. Ohrt, Heidelinde Weis, Pascal Breuer, Ole Puppe, Dominik Jahn, Stephanie Japp, Rafael Gareisen

Kamera: Bernd Neubauer

Schnitt: Bettina Staudinger

Musik: Christoph Zirngibl

Produktionsfirma: Cinecentrum Hamburg

Drehbuch: Barbara Engelke, Bele Nord

Regie: Andi Niessner

EA: 26.11.2010 20:15 Uhr | ARD

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