Die göttliche Sophie

Unterhaltung ohne Reue: modernes Volksstück mit Michaela May und Jan Fedder

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Ähnlich wie in „Die göttliche Sophie“ der Glauben in alle Munde kommt, so gelingt es Thomas Kirdorf mit einem Drehbuch, das sich aus dem Füllhorn der Klischees bedient, um den Regeln des Degeto-Freitagsfilm einen ansehnlichen Unterhaltungsfilm abzuringen.

Nomen est omen. Fischbach hat einen neuen Pfarrer – einen Fischkopp aus St. Pauli. Jener Jens Steffensen will sich im schönen Bayern eine Auszeit nehmen, um zu sehen, ob seine Liebe zu Gott oder seine Liebe zum Weibe größer ist. Sophie Strohmayr spürt, dass dieser Gottesmann anders ist als seine Vorgänger. Und so lässt sich diese Frau, die nicht einmal in der Kirche ist, ein auf eine Anstellung bei ihm als seine Haushaltshilfe. Bald beherbergt Steffensen unter seinem Dach auch noch eine Ehebrecherin. Doch Fischbach hat andere Sorgen. Ein liebeskranker Molkereibesitzer bringt die Bewohner an den Rand des finanziellen Ruins. Doch dessen treulose Gattin und Sophie haben einen Plan, mit dem sie die Molkerei wieder auf Vordermann bringen können: moralische Joghurts. Auf dem Deckel die Frage nach einem der Zehn Gebote. Auf den Innenboden des Bechers die Antwort.

Ähnlich wie in „Die göttliche Sophie“ der Glauben in alle Munde kommt, so gelingt es Thomas Kirdorf mit einem Drehbuch, das sich aus dem Füllhorn der Klischees bedient, den Regeln des schlecht beleumundeten Degeto-Freitagsfilm einen ansehnlichen Unterhaltungsfilm abzuringen. Hier wird (fast) bayerisch gesprochen. Hier werden nicht die Gegensätze zwischen Nordlichtern und Provinzdeppen, zwischen Glauben und Gottlosigkeit ausgequetscht, bis es wehtut. Kirdorf setzt vielmehr auf die Gemeinsamkeiten, auf Solidarität, auf wahre christliche Nächstenliebe. Natürlich immer mit dem nötigen Augenzwinkern. Dauernd hängt das Papstbild schief, auch das Fachwerkhaus macht dem hoch gewachsenen Pfarrer sichtlich Probleme, genauso wie sein Gipsarm. Der um 5.30 Uhr krähende Hahn wandert in die Pfanne. Es ließe sich ein Dutzend solch kleiner, hübscher Details aufzählen.

Für das menschelnde Augenzwinkern sorgen Michaela May mit ihrem Breitwandlächeln und Jan Fedder, der die gute Laune etwas sparsamer, dafür aber umso wirkungsvoller einsetzt. Bestens verstärkt wird das ungleiche Paar durch Saskia Vester als in die Jahre gekommene Dorfschöne, Andreas Giebel als der Herr Unternehmer, der in seiner doppelten Not zum schießwütigen Alpen-Cowboy mutiert, und Johannes Silberschneider als jovialer Gottesmann. Unterstützung finden die Schauspieler von vier superputzigen Mini-Kätzchen, die Regisseur Hajo Gies, der hier seinen Schmarren von der „Nonne und der Kommissar“ vergessen lässt und ziemlich aufs Montage-Tempo drückt, immer wieder staunend (ob dieses seltsamen Geschehens) und miauend ins Bild setzt. „Die göttliche Sophie“ ist ein modernes Volksstück und zugleich Inbegriff dessen, was man einen Wohlfühlfilm nennt. Unterhaltung ohne Reue.

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Reihe

ARD Degeto

Mit Michaela May, Jan Fedder, Saskia Vester, Andreas Giebel, Johannes Silberschneider

Kamera: Thomas Etzold

Schnitt: Gabriele Hagen

Musik: Günther Illi

Produktionsfirma: Aspekt Telefilm

Drehbuch: Thomas Kirdorf

Regie: Hajo Gies

Quote: 5,45 Mio. Zuschauer (19% MA)

EA: 04.09.2009 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach