“Ich habe mich immer schon interessiert für das ganze Drumherum beim Filmemachen, und ich habe mich immer eingemischt als Schauspieler.” Von daher war es für Jan Josef Liefers ein natürlicher Schritt, sich auch hinter der Kamera seinen Platz zu suchen. Nach “Jacks Baby” hat er nun seinen zweiten Film inszeniert: “Die Frauenversteher – Männer unter sich”. Es ist eine temporeiche und pointensichere Komödie geworden, und wieder hat Liefers alle entscheidenden Funktionen besetzt: Regie, Drehbuch, Hauptrolle und Musik. Anders als bei seinem Debüt hat er sich dieses Mal nicht übernommen. Dieser amüsante kleine Film erklärt einem weder die Liebe noch das Genre der Romantic Comedy neu, buchstabiert vielmehr dem Zuschauer die Dinge des Lebens lustvoll im Chaos-Stil der Screwball Comedy.
Foto: Sat 1 / Katrin Knoke
Martin, ein Erfinder “cooler” Videospiele, wurde im Beziehungskampf schwer angeschlagen. Seine Braut gibt ihm vor dem Traualtar den Laufpass. Sein Ego ist im Keller – doch wozu hat man Freunde. Da ist zum Beispiel Tobi, der Frauenverächter. Und der hat gleich die passenden Tipps parat: “flachlegen und weiterschicken!” Martin probiert’s. Acht Frauen in acht Tagen. Sein Trainer ist zufrieden. Und für den Notfall hat er ja noch Betty, die Beate-Uhse-Gummi-puppe. “Nimm’ sie als Symbol für die Frauen der Welt”, grinst Tobi. Doch Sex allein macht Martin nicht glücklich. War da nicht noch diese Pilotin im Lederdress, die ihn und seine Angetraute in die Flitterwochen fliegen sollte?! Doch die scheint nicht allzu verliebt zu sein: “Nehmen Sie Ihren Finger aus meinem Gesicht, wenn Sie nicht wollen, dass ich ihn breche.“
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Auch Katharine Hephurn oder Doris Day sind Cary Grant, Spencer Tracy oder Rock Hudson nicht immer gleich um den Hals gefallen. Von diesen “Wirrkopf”-Komödien aus den Goldenen Jahren Hollywoods hat sich Liefers inspirieren lassen. Waren es damals vor allem die Dialoge, die im Sekundentakt zerhechselt und übereinandergeschichtet wurden, sind es in “Die Frauenversteher – Männer unter sich” die kleinen filmischen Gimmicks, die Zeitraffer und Computertricks, die Fantasy-Momente und Slapstick-Einlagen der Darsteller, die dem Film sein Tempo geben. So überdreht wie nötig, aber immer noch mit einer Hintertür für die Romantik, so turteln und tänzeln Jan Josef Liefers und Anna Loos durch dieses liebevoll gemachte TV-Movie. Und die Musik spielt dazu – all die schönen Pop-Weisen von Frankieboy bis Elvis, von “She’s so fine” bis “Lady Marmalade”.
Foto: Sat 1 / Katrin Knoke
Liefers zweiter Film wirkt in seinen Charakteren stimmiger und auch die Was-sich-liebt-das neckt-sich-Story ist viel näher an der Banalität des Lebens als das reichlich ausgedacht wirkende “Jack’s Baby” um ein ungleiches Paar und die Irrungen und Wirrungen einer künstlichen Befruchtung. Hatte der Regisseur Liefers bei seinem Erstling noch Probleme mit dem Schauspieler Liefers (“Ich fand mich anfangs einfach scheiße!”), so scheint sich mittlerweile der Konflikt gelegt zu haben. “Ich bin diesmal viel leichter von der Regie ins Spiel geglitten und umgekehrt.“ Mit der Regie an sich hat der gebürtige Dresdner indes noch nie Schwierigkeiten gehabt. “Das Regieführen ist mir von vornherein leicht gefallen.”
“Die Frauenversteher” ist ein Stück Pop(corn)-TV. Der Film trägt fast Comic-hafte Züge. “Meine Absicht war, den Film aus dem nichtssagenden ‘Fernseh-Movie-Naturalismus’ zu befreien, ihm Luft unter die Flügel zu geben”, erinnert sich Liefers an die beiden letzten Drehbuch-Fassungen. Als er dann gegen Ende der Dreharbeiten “Das Leben der Amélie” im Kino sah, musste er schmunzeln über ein sehr ähnliches Konzept: “Wie sähe es aus, wenn man das Unsichtbare sichtbar machen könnte? Also zum Beispiel Dinge wie schlechtes Gewissen, ängstliche Befürchtungen, großes Glück oder schreckliche Niedergeschlagenheit”, so Liefers. Er tat’s – und brachte so die Fantasien des Helden sinnlich auf die Mattscheibe.
Foto: Sat 1 / Katrin Knoke