Ines Kupfer ist ein Star – und sie genießt es, im Mittelpunkt zu stehen. Ganz im Gegensatz zu ihrer Tochter, der diese Inszenierungen seit Kindesbeinen an verhasst sind. Das Verhältnis der beiden Frauen ist nicht das beste. Nathalie hat es ihrer Mutter noch immer nicht verziehen, dass sie sich einst wenig um sie gekümmert hat. „Sie war nie eine richtige Mutter“, sagt sie bitter zur Hausdame Marita, die ihr näher steht als ihre Mutter, die gefeierte Schauspielerin. Selbst jetzt, wo sie die Hochzeit der Tochter ausrichtet, denkt sie vor allem an sich. Eine kleine Feier sollte es werden, doch es wird ein bombastisches Sommerfest, das nicht nur den beiden erschreckend in Erinnerung bleiben wird. Es wird eine Hochzeit mit einem Todesfall.
„Die Frau im roten Kleid“, entstanden nach dem Roman „Die Frau in Rot“ von Rose Miriam Reich, setzt auf die Möglichkeiten des Krimis, um aus dem Familiendramolett ein emotionsreiches Melodram zu machen, das im äußeren Glanz die seelische Armut menschlicher Beziehungen spiegelt. Hinter den schönen Fassaden geben sich verletzte und verletzliche Menschen zu erkennen, die in ein Spiel um gegenseitiges Vertrauen, Schuld und dunkle Geheimnisse verstrickt sind, das nicht ganz so Pilcher-like daher kommt wie vieles andere freitags in der ARD. Beeindruckend ist vor allem das Ambiente. Die Location stimmt, das prachtvolle Domizil des Stars verleiht der Geschichte den richtigen Rahmen. Der Drehort Südafrika ist gut gewählt, die Sonne lacht, die knallig roten Roben strahlen. Doch die steifen Nebenfiguren und die ungelenke Synchronisation sorgen für einen bitteren Nachgeschmack.
Wer könnte die egozentrische Diva mit finalem Hang zum melodramatischen Opfer besser geben können als Christiane Hörbiger! Wie sie sich gleich im ersten Bild in ihrem Handspiegel mustert – da ist mit wenigen Gesten fast alles gesagt, was diese Ines Kupfer charakterisiert. Den schwierigeren Part hat Katja Studt zu spielen. Emotional hin- und hergerissen gelingt es ihr die überdimensionalen Konflikte ihrer Figur mimisch und gestisch klein darzustellen. Zwischen ihrer imposanten Erscheinung im Hochzeitskleid und einer zerrissenen Seele sieht sie aus wie eine Braut, die zu ihrer eigenen Beerdigung schreitet. (Text-Stand: 19.5.2006)