Die Frau am Ende der Straße

Maren Eggert, Matthias Brandt, Schwank & Garde. Angstlust auch beim Zuschauer?

Foto: NDR / Christine Schröder
Foto Rainer Tittelbach

Eine Frau wird geplagt von Ängsten, die sich zu einer Sozialphobie auswachsen. Großartiges Kleinbürger-Drama, das ans Eingemachte geht – auch für den Zuschauer. Die Kamera rückt der Hauptfigur beängstigend zu Leibe. Brandt: „Sie leidet in ausgeprägterer Form unter Phänomenen, die wir psychisch stabileren Menschen auch alle im Ansatz kennen.

Die Schneiders sind scheinbar eine ganz normale Kleinfamilie. Doch Ehefrau Martina wird geplagt von Ängsten, die sich zu einer regelrechten Sozialphobie auswachsen. Sie wäre glücklich, wenn sie ausschließlich mit ihrem Mann Stefan, der ihr ein zuverlässiger Partner ist, und ihrem Sohn Daniel zusammen sein könnte. Doch das Leben in der Vorstadtsiedlung sieht anders aus. Da stehen die Nachbarn ständig auf der Matte, da wird gemeinsam gefeiert und selbst bei einer Dessous-Party sollte man noch freundliche Miene zum frivolen Spiel machen. Martina aber kann das nicht. Sie versucht es, scheitert und versteigt sich darauf in die wildesten Verschwörungstheorien. Selbst ihrem treuen Ehemann dichtet sie eine Beziehung zu ihrer patenten Nachbarin an, die alles zu haben scheint, was sie nicht hat.

Die Frau am Ende der StraßeFoto: NDR / Christine Schröder
So schön die enge Nachbarschaft auch sein kann… Thorsten Merten, Matthias Brandt, Maren Eggert & Inga Busch

Die Hauptfigur in „Die Frau am Ende der Straße“ hat eine Therapie hinter sich, aber geheilt ist sie nicht. „Jede Begegnung mit Fremden ist für sie so nervenaufreibend wie ein Bühnenauftritt vor Tausenden von Menschen“, bringt es die Regisseurin Claudia Garde („Tatort – Borowski in der Unterwelt“) auf den Punkt. Sie ist eine einfach gestrickte Frau, die sich und ihre Ängste nicht durchschaut, sondern die einfach nur funktionieren möchte in ihrem kleinbürgerlichen Alltag. „Wenn sie ihre Gefühle artikulieren könnte, könnte sie auch besser Grenzen setzen und sich damit schützen“, betont Drehbuchautor Thomas Schwanke. Regisseurin Garde glaubt sogar, „dass sie in einem anderen Milieu, in dem der gesellschaftliche Druck geringer wäre, möglicherweise gar nicht auffallen und damit auch nicht als psychisch krank gelten würde“.

Maren Eggert, bekannt als Psychologin aus dem Kieler „Tatort“ und seit 2000 eine feste Größe im Hamburger Thalia Theater, spielt Martina Schneider so intensiv, dass man diese Figur so schnell nicht vergessen wird. Wie viel Kraft es ihr gekostet haben muss, lässt sich nur erahnen. Man sieht es nicht. Als sich Martina in einer Szene ins Gesicht schlagen muss, weigerte sich Eggert zunächst, dies zu spielen. Doch schließlich wusste die Regisseurin, sie zu überzeugen. Ans Eingemachte ging es aber nicht nur für die Darsteller, auch der Zuschauer, der sich auf diese außergewöhnliche Geschichte einlässt, dürfte bei „Die Frau am Ende der Straße“ von einer Art „Angstlust“ geschüttelt werden. Wie sich die Hauptfigur, begleitet von einer ihr beängstigend zu Leibe rückenden Kamera, immer tiefer hineinverstrickt in ihre Vorstellungen, wie das Unheil unaufhaltsam näher rückt – das schmerzt beim Zusehen geradezu physisch, umso mehr, als jene Martina in ihrer introvertierten, unsicheren Art anfangs der ideale Sympathieträger ist. Das Spannende an diesem Film ist zugleich auch das Verstörende: er ist näher am Zuschauer und vielleicht sogar noch näher an denen, die sich weigern, diesen aus dem Fernsehfilm-Mainstream deutlich herausragenden Film zu schauen. Klartext spricht Eggert-Partner Matthias Brandt: „Martina leidet in ausgeprägterer Form unter Phänomenen, die wir psychisch stabileren Menschen auch alle im Ansatz kennen.“

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Fernsehfilm

NDR

Mit Maren Eggert, Matthias Brandt, Inga Busch, Thorsten Merten, Amber Bongard, Lennart Bartels

Kamera: Michael Hammon

Szenenbild: Florian Langmaack

Produktionsfirma: Studio Berlin Filmproduktion

Produktion: Doris Zander

Drehbuch: Thomas Schwank

Regie: Claudia Garde

EA: 19.09.2007 20:15 Uhr | ARD

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