Koralnik gehört zu einer geheimen EU-Sondereinheit von Agenten. Er darf im Ernstfall töten, schnell und präzise wie ein Profikiller. Doch der Mann wartet mittlerweile schon acht Jahre auf seine erste Mission. Auch bei Frauen kommt er nicht zum Schuss, da soziale Kontakte ein absolutes Tabu sind. So ist er ein bisschen seltsam geworden – und als die hübsche Rosa gegen seinen Wagen rumst, ist er ratlos. Auf keinen Fall darf seine Tarnung auffliegen. Andererseits scheint dieser Sozialphobiker sich seiner Männlichkeit vage zu erinnern – und so folgt dem Auffahrunfall bald ein Date; und das sogar gleich in der Wohnung des staatlich anerkannten Killers. Doch Trickbetrügerin Rosa hegt keinerlei erotische Absichten. Und so befindet sich Koralnik wenig später auf Droge. Just in diesem Moment bekommt dieser seinen ersten Auftrag. Doch wie soll das gehen, wenn man nicht einmal mehr Auto fahren kann?!
„Mäßige Killerkomödie, die ihr groteskes Potenzial verschenkt.“ (Cinema)
Foto: ZDF / Martin Menke
Die Ausgangsidee von „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ ist nicht unoriginell: von der EU legitimierte „Krisenmanager“, ein absurdes System im System und ein Auftragskiller, der durch das Verharren in der Warteschleifer zum Psychotiker wird. Daraus hätte vielleicht eine Art „Inspector Clouseau“ aus der Killerperspektive werden können: ein Vollpfosten im Kampf für Europa, unterfüttert mit ein paar erotischen Phantasien und ironisch coolen Genre-Reminiszenzen. Doch nichts dergleichen hält Autor-Regisseur Florian Mischa Böder („Harald Schmidt-Show“) für sein Spielfilm-Debüt, das mit sichtbar wenig Geld vom „Kleinen Fernsehspiel“ des ZDF koproduziert wurde, für den Zuschauer parat. Weder wird das tragikomische Potenzial der Geschichte herausgearbeitet (dafür müssten die Figuren ein Stück weit „ernst“ zu nehmen sein) noch das absurd politische und erst recht nicht das sexuelle.
„Die Absurdität des James Bond in der Warteschleife, das Vertrödeln eines Lebens, dem Action verheißen worden war, das komische Potenzial von Koralniks Wiedereingliederung in die Gemeinschaft – alles nur gestreift.“ (Die Welt)
Und auch dramaturgisch ist „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ eine Enttäuschung: Das Chaos-Prinzip muss – wie so oft in deutschen Komödien – eine sorgfältig strukturierte Komik ersetzen und Hysterie und Hetze sind lange Zeit das einzige, was die Figuren auszeichnet. Böders Schauspielführung unterliegt dem hierzulande nicht auszuräumenden Irrglauben, durch Übertreibung von Gesten und Posen Komik und Parodie erzeugen zu können. In der zweiten Hälfte zieht die Handlung – mittlerweile befinden wir uns in einem Road-Movie – besonders ziellos ihre Kreise: Das Groteske der Ausgangssituation ist vergessen, das Lakonische einer nervigen Hyperaktivität gewichen und auch die launigen Fremdschämmomente der ersten halben Stunde des Films zwischen der Blondine und dem Schnauzbartträger hat man als Zuschauer längst vergessen. Stattdessen gerät der Film zunehmend in den Teufelskreis des Klamauks. Dass man während der 80 Filmminuten Zeit findet, um in Benno Fürmanns Maske und Augenspiel die Wahnsinnsphysiognomie eines Vincent Price zu erkennen und um Mavie Hörbigers neckischen Haarkranz Konnotations-spielchen à la Rosa = Rosenresli (?) zu unterziehen, das spricht auch nicht für diesen Film.