Die Drachen besiegen

Viel Thema, reichlich Probleme, starke Amelie Kiefer, aber wenig erzählerische Linie

Foto: BR / Erika Hauri
Foto Rainer Tittelbach

In den letzten Jahren sprengten Krebs- und Leukämie-Dramen immer häufiger den Rahmen des gut gemeinten Themenfilms. „Hauptsache Leben“, „Leben wäre schön“ und „Noch einmal lieben“ sind drei bemerkenswerte und zu Recht preisgekrönte TV-Movies. Also geht man mit einigen Erwartungen an „Die Drachen besiegen“ – und könnte enttäuscht sein.

Krebs- und Leukämie-Dramen haben einen festen Platz im deutschen Fernsehfilm. In den letzten Jahren sprengten sie immer häufiger den Rahmen des gut gemeinten Themenfilms. „Hauptsache Leben“ von Connie Walther, „Leben wäre schön“ von Kai Wessel oder „Noch einmal lieben“ von Anna Justice sind drei bemerkenswerte und zu Recht preisgekrönte TV-Movies. Also ging man mit einigen Erwartungen an „Die Drachen besiegen“ – zumal sich hier eine interessante Konstellation gefunden hatte: Gabriela Maria Schmeide, Michael Fitz und Jungtalent Amelie Kiefer spielen die Hauptrollen, Rodica Döhnert schrieb sich immerhin vom Down-Syndrom-Melo „Florian“ zur „Prager Botschaft“ und Franziska Buch sorgte von „Emil und die Detektive“ bis „Angsthasen“ für ungewöhnliche Unterhaltungsstücke.

Das BR-Drama beginnt denn auch überzeugend. Ohne große Melodramatik gerät man in den Alltag einer Familie, deren an Leukämie erkrankte Tochter einen Rückfall erleidet. „Wir werden die Drachen besiegen“, will ihr der Vater Mut machen, doch die 17-jährige Anna, die Konzertpianistin werden möchte, ist ziemlich am Boden: bockig und voller Selbstmitleid unterzieht sie sich der Chemotherapie. Erst als sie sich in einen Klinik-Zivi verliebt, beginnt das Leben für sie wieder einen Sinn zu bekommen. Derweil überlegt die Mutter, wie sie das Leben ihrer Tochter retten kann. Sie spielt mit dem Gedanken, ein Retortenkind zu bekommen mit dem passenden Erbgut, um Anna eine Knochenmarktransplantation zu ermöglichen. „Der Mensch ist doch keine Sache, über die ihr verfügen könnt“, herrscht sie der Pfarrer an.

Die Drachen besiegenFoto: BR / Erika Hauri
Gutes Thema, überfrachteter Film, großartige Hauptdarstellerin: Amelie Kiefer! Auch in einem Leukämie-Drama sollte Lachen nicht verboten sein! Gabriela Maria Schmeide und Michael Fitz in „Die Drachen besiegen“

Eine lebensbedrohliche Krankheit, das heiße Eisen Praeimplantationsdiagnostik, katholischer Glaubenskrieg und -krise, ein Wohnhaus, das wegzusacken und die Familie in die Schuldenfalle mitzureißen droht, die erste Liebe, der Traum von der Musikerkarriere, die Eifersucht von Annas älterer Schwester, die zu allem Überfluss auch noch schwanger wird. Und ihre Schwangerschaft soll nicht die einzige bleiben… So gut Schmeide, so gut die 21-jährige Kiefer, so überladen ist das Buch. Die Geschichte addiert Situationen, diskutiert Haltungen, dabei verliert sie jede erzählerische Linie. Döhnert wollte dem Thema gerecht werden und verzettelte sich dabei dramaturgisch. Schade um den Stoff. Unverständlich, dass die sonst so umsichtigen BR-Fernsehfilmredakteure da nicht gegengesteuert haben.

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Fernsehfilm

BR

Mit Gabriela Maria Schmeide, Amelie Kiefer, Michael Fitz, Anna Brüggemann, Anneke Kim Sarnau

Kamera: Axel Block

Szenenbild: Anette Ingerl

Schnitt: Barbara von Weitershausen

Musik: Ulrich Reuter

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Tanja Ziegler

Drehbuch: Rodica Döhnert

Regie: Franziska Buch

Quote: 4,01 Mio. Zuschauer (12,7% MA)

EA: 19.03.2009 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach