Krebs- und Leukämie-Dramen haben einen festen Platz im deutschen Fernsehfilm. In den letzten Jahren sprengten sie immer häufiger den Rahmen des gut gemeinten Themenfilms. „Hauptsache Leben“ von Connie Walther, „Leben wäre schön“ von Kai Wessel oder „Noch einmal lieben“ von Anna Justice sind drei bemerkenswerte und zu Recht preisgekrönte TV-Movies. Also ging man mit einigen Erwartungen an „Die Drachen besiegen“ – zumal sich hier eine interessante Konstellation gefunden hatte: Gabriela Maria Schmeide, Michael Fitz und Jungtalent Amelie Kiefer spielen die Hauptrollen, Rodica Döhnert schrieb sich immerhin vom Down-Syndrom-Melo „Florian“ zur „Prager Botschaft“ und Franziska Buch sorgte von „Emil und die Detektive“ bis „Angsthasen“ für ungewöhnliche Unterhaltungsstücke.
Das BR-Drama beginnt denn auch überzeugend. Ohne große Melodramatik gerät man in den Alltag einer Familie, deren an Leukämie erkrankte Tochter einen Rückfall erleidet. „Wir werden die Drachen besiegen“, will ihr der Vater Mut machen, doch die 17-jährige Anna, die Konzertpianistin werden möchte, ist ziemlich am Boden: bockig und voller Selbstmitleid unterzieht sie sich der Chemotherapie. Erst als sie sich in einen Klinik-Zivi verliebt, beginnt das Leben für sie wieder einen Sinn zu bekommen. Derweil überlegt die Mutter, wie sie das Leben ihrer Tochter retten kann. Sie spielt mit dem Gedanken, ein Retortenkind zu bekommen mit dem passenden Erbgut, um Anna eine Knochenmarktransplantation zu ermöglichen. „Der Mensch ist doch keine Sache, über die ihr verfügen könnt“, herrscht sie der Pfarrer an.
Eine lebensbedrohliche Krankheit, das heiße Eisen Praeimplantationsdiagnostik, katholischer Glaubenskrieg und -krise, ein Wohnhaus, das wegzusacken und die Familie in die Schuldenfalle mitzureißen droht, die erste Liebe, der Traum von der Musikerkarriere, die Eifersucht von Annas älterer Schwester, die zu allem Überfluss auch noch schwanger wird. Und ihre Schwangerschaft soll nicht die einzige bleiben… So gut Schmeide, so gut die 21-jährige Kiefer, so überladen ist das Buch. Die Geschichte addiert Situationen, diskutiert Haltungen, dabei verliert sie jede erzählerische Linie. Döhnert wollte dem Thema gerecht werden und verzettelte sich dabei dramaturgisch. Schade um den Stoff. Unverständlich, dass die sonst so umsichtigen BR-Fernsehfilmredakteure da nicht gegengesteuert haben.