„Den Kummer können wir dir nicht abnehmen, aber den Weg, den können wir mit dir gehen.“ Was Anwältin Caroline meint: Sie und ihre beiden Freundinnen wollen Judith, die gerade ihren Mann verloren hat, auf dem Jakobsweg nach Lourdes begleiten. Die Witwe möchte unbedingt für ihren verstorbenen Arne, der ein passionierter Pilgerer war, den Weg zu Ende gehen. „Pilgern bringt Verschüttetes wieder an die Oberfläche“, weiß Judith. Für die Anderen besitzt die gemeinsame Wanderung zunächst wenig Spirituelles. Es ist der Kampf mit dem inneren Schweinehund, es sind die unterschiedlichen Temperamente, die zunehmend für Spannungen und kleine Sticheleien sorgen. Außerdem gibt es Irritationen bei zwei der Frauen darüber, dass Arnes schwärmerische Tagebuchaufzeichnungen über den Jakobsweg wenig mit den Realitäten zu tun haben. Zwischenzeitlich kreuzen Männer den Weg der vier Freundinnen, die sich Dienstagsfrauen nennen, weil sie sich immer jeden ersten Dienstagabend im Monat treffen. Es wird auch ein Mann sein, der die Beziehung der Freundinnen auf die Probe stellt.
Foto: Degeto / Conny Klein
Es ist weniger Erleuchtung, die den vier Frauen (und den Zuschauerinnen) garantiert wird in „Die Dienstagsfrauen“, sondern es sind vielmehr neue Schritte zur Selbsterkenntnis, die sie im Alter zwischen 45 und 55 auf dem Jakobsweg machen. Die, die immer so perfekt wirkt, wird plötzlich schwach und nachdenklich. Die mit den ironischen Sprüchen, kann plötzlich auch voll tiefer Anteilnahme sein. Die, die immer nur für die Anderen da ist, entdeckt plötzlich wieder, dass sie auch Bedürfnisse hat. Und die, die auf die Idee kam, den Jakobsweg zu gehen und die immer so spirituell tut, vor allem sie ist am Ende eine ganz Andere… Es gilt für Olaf Kreinsens „Weiberfilm“ nach Monika Peetz Drehbuch, entstanden nach ihrem eigenen Roman, also nur bedingt, dass der Weg das Ziel ist. Und doch ist diese weitgehend undramatische Reise-Dramaturgie eine gute Übung für die vom Krimi infizierten Zuschauer.
Die Degeto-Produktion „Die Dienstagsfrauen“ drückt etwas stark auf die Erkenntnisdrüse, ist aber insgesamt eine angenehme Abwechslung in der stofflich ziemlich phantasielosen Unterhaltungsfilm-Gattung. Dass das Ganze einer Vorlage in Roman-Form entstammt, das ist vor allem den frischen, klug pointierten Dialogen anzuhören. Für Sätze wie „Wenn sich Selbsterkenntnis so anfühlt wie Muskelkater – dann bin ich auf einem guten Weg“ oder „Im Flugzeug glaub ich an Gott, bei der Landung schon weniger“ braucht man allerdings auch die richtigen Schauspieler, die eine gewisse Beiläufigkeit in solche pointierten Äußerungen bringen können. Olaf Kreinsen hat sie gefunden: Kriener, Friedrich, Vester, Hoger, ein tolles Quartett – obgleich es auch etwas weniger Gesichtsgymnastik getan hätte. (Text-Stand: 14.6.2011)