Werner Blücher ist ein Gauner der alten Schule. Gewalt ist ihm ein Gräuel. Wo andere den Bizeps einsetzen, setzt er auf Köpfchen und Präzisionsarbeit. Ganz gleich, wie vertrackt eine Situation auch ist: Blücher weiß immer einen Ausweg. Sein Nadelstreifenanzug mag in die Jahre gekommen sein, aber mit Blume im Knopfloch macht er immer noch was her. Blücher hat Stil, und selbstredend hat er, kaum aus dem Gefängnis entlassen, auch einen Plan.
Der Film tritt so bescheiden auf wie sein Titel: „Die Blücherbande“ will nicht mehr sein als eine Gaunerkomödie; aber Michael Baier (Buch) und Udo Witte (Regie) erzählen sie auf ungemein sympathische Weise. Die Handlung trägt sich zwar heute zu, doch Atmosphäre und Inszenierung wirken angenehm altmodisch, ohne dabei verstaubt anzumuten.
Und natürlich lebt diese ndF-Produktion von seinen Titeldarstellern: Der vortreffliche Armin Rohde ist ein wunderbarer Gentleman-Gauner, Jörg Schüttauf als ängstlicher Andy und Sebastian Bezzel als etwas trotteliger Ollie sind genau die richtigen Adjutanten, und Horst Krause ist eine großartige Besetzung als gelackmeierter Provinzpate Kaiser. Bloß Mona Seefried, Blüchers besessene Gegenspielerin, erinnert eher an eine Mitarbeiterin vom Ordnungsamt als an eine Hauptkommissarin. Dass ihr Lakai Müller Zwo (Matthias Bundschuh) dagegen dümmer ist, als die Polizei eigentlich erlaubt, passt wiederum ins Bild.
Sie alle sind Teil einer Geschichte, deren Grundmuster nicht neu sein mag, die von Witte und Baier aber sehr hübsch verpackt wird: Blücher und Co. wollen Kaiser um ein paar hunderttausend Euro erleichtern. Der ausgetüftelte Einbruch kann sich bei aller Liebe zum Detail nicht mit den Raubzügen aus „Ocean’s Eleven“ (oder 12 und 13) messen, aber Leipzig ist ja auch nicht Las Vegas. Die geöffnete Tresortür ist ohnehin nur der Einstieg in einen Coup, der zwei bis drei Nummern zu groß für Blücher und seine Kumpane ist: Die Tabaksäcke in Kaisers Lager enthalten Geldscheine im Gewicht von achtzig Tonnen, die eigentlich zur Vernichtung bestimmt sind; eine Milliardenbeute. Aber Kaiser ist nicht blöd, kommt dem Trio auf die Schliche und revanchiert sich mit der Entführung von Andys Frau.
Regisseur Witte verlässt sich ganz auf die gute Geschichte; bloß die Kamera (Jochen Radermacher) fährt mitunter ein bisschen zu viel in der Gegend herum. Eine Szene allerdings funktioniert überhaupt nicht: Katharina Schubert (Jahrgang 1963) wird als Stripperin derart offensichtlich von einem halb so alten Körper-Double ersetzt, dass man sich fragt, ob Witte die Illusion in diesem Moment absichtlich durchkreuzen wollte. (Text-Stand: 5.2.2009)