Die Besucherin

Krappatsch, Finzi, Jung und Böwe bespielen physische und seelische Räume in Lola Randls Film

Foto: WDR / Martin Menke
Foto Rainer Tittelbach

Lola Randls „Die Besucherin“ erzählt von einem Gegenentwurf zum bisherigen Lebensplan. Eine fremde Wohnung weckt in einer Frau das Bedürfnis, aus dem bisherigen Leben auszubrechen. Bald ist da auch ein Mann, dann ein sexuelles Arrangement. So halbherzig die schroffe Heldin ihren „Ausbruch“ lebt, so leidenschaftslos ist die Geschichte erzählt.

Agnes ist eine erfolgreiche Wissenschaftlerin. Den Ehemann, ein Krimiautor, der sich in erster Linie um den Haushalt und die Tochter kümmert, hat sie ein wenig aus den Augen verloren. Als sie für die verreisten Freunde von Freunden ihrer Schwester die Blumen gießen soll, macht sich Agnes aus der fremden Wohnung ihr kleines Refugium, in das sie sich immer öfter zurückzieht. Nachdem Agnes eines Tages im fremden Schlafzimmer eingeschlafen ist, wird sie von einem Mann überrascht. Der legt sich zu ihr und die beiden schlafen miteinander. Es ist Bruno, dessen tragische Geschichte sie sich über Briefe und AB-Nachrichten bereits zusammengereimt hat: seine Frau hatte eine Affäre, ist ihrem Liebhaber nachgereist und tödlich verunglückt. Die unzufriedene Frau und der krisengebeutelte Mann treffen ein sexuelles Arrangement. Bis Bruno Agnes als seine Frau ausgibt und bei ihr Zuhause auftaucht.

„Die Besucherin“ erzählt von einem Gegenentwurf zum bisherigen Lebensplan. Die fremde Wohnung weckt in der Heldin das Bedürfnis, aus ihrem Leben auszubrechen. „Es geht mir weniger darum, Agnes rational begreifen zu können, als vielmehr die Entstehung dieses Gefühls mitzuerleben, das einem keine Chance lässt, sich dagegen zu wehren“, betont die Filmemacherin Lola Randl. Der Film entwirft Möglichkeiten, die der Philosophie des Kinos entspringen und nicht dem auf Wahrscheinlichkeit basierenden Realismus des Fernsehens. So gewissenhaft, wie Agnes ihren Job macht, so kontrolliert gibt sie sich dem Kontrollverlust hin. Und so halbherzig die schroffe Heldin ihren „Ausbruch“ lebt, so leidenschaftslos ist auch die Geschichte erzählt. Die blutarme Figur bestimmt die Tonlage des Films. Der Handlung mit Lust und Neugier zu folgen, ist von daher – trotz Theaterschauspieler wie Samuel Finzi, die vorzüglich die physischen und die seelischen Räume bespielen – nicht immer leicht.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kinofilm

WDR

Mit Sylvana Krappatsch, Samuel Finzi, André Jung, Jule Böwe

Kamera: Philipp Pfeiffer

Szenenbild: Thorsten Sabel

Schnitt: Natali Barrey

Musik: Maciej Sledziecki

Produktionsfirma: Coin Film

Drehbuch: Lola Randl

Regie: Lola Randl

EA: 23.08.2010 22:45 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach