Ein Mädchen irrt und stolpert durch die Landschaft – und stürzt schließlich einen Abhang hinunter. Andreas und Tobias sind Zeuge dieses seltsamen Vorfalls am Klettersteig. Sie können dem Mädchen helfen. Jene Paula ist nur leicht verletzt. Hintergrund des Absturzes: die 16-Jährige sucht ihren Vater – und Paula ist blind. Gemeinsam haben beide eine Bergtour unternommen. Sie übernachteten auf einer Alm, in der zweiten Nacht im Zelt – und dann war der Vater plötzlich verschwunden. Johanna Gastein, die Mutter, sorgt sich zwar sehr um die Tochter und scheint auch in Sorge zu sein um ihren verschollenen Mann, aber irgendetwas stimmt nicht mit dieser Frau, glaubt Bergretter-Boss Andreas. Auch die Aussagen einer Bikerin, auf die Tobias ein Auge geworfen hat und die Vater und Tochter beim Wandern gesehen haben will, sind widersprüchlich. Andreas versucht, die außerordentliche Wahrnehmungsgabe von Paula für die Rettung ihres Vaters zu nutzen. Doch er überfordert das Mädchen damit psychisch. Und noch einen seelischen Schlag muss Paula verkraften.
Der zweite 90-Minüter der ZDF-Reihe „Bergretter“, die vor der ZDF-Programmreform des Donnerstags noch „Bergwacht“ hieß und eine 45-Minuten-Serie war, weiß mehr mit dem neuen Format anzufangen als der Auftaktfilm. Atmosphärische „Action“ mit imposanten Landschaftsaufnahmen, die gleitenden Bewegungen der Bergretter im Anflug und ein Soundteppich, der genregemäß kräftig Wellen schlägt, aber aufgefangen wird von der gelegentlich beeindruckenden Breitwand-Optik – das sind die ersten „Hingucker“ in „Sicht gleich Null“. Die Dialoge der Reihe sind dem Format entsprechend funktional – da hört man schon öfters mal denselben Satz („da oben ist der Empfang schlecht“). Jens Köster dringt aber etwas tiefer in die Charaktere als die Autoren im Plot der Startepisode. Auch wenn es nicht ganz einsichtig ist, weshalb der Vater mit der blinden Tochter durch die Landschaft turnt, bietet diese Ausgangssituation doch zumindest die Möglichkeit zu etwas mehr Psychologie und menschlichem Drama. Dass Axel Barth und die ndF die Gast-Hauptrolle zudem mit einer der ausdruckstärksten Jungschauspielerinnen besetzt haben, Henriette Confurius, wertet den gut gemachten Unterhaltungsfilm weiter auf. Der Showdown, für den man sich wie auch für andere Szenen – im Gegensatz zu vielen Actionformaten von RTL – eine Action-Unit geleistet hat, sieht nicht nur gut aus, sondern funktioniert auch emotional. Allein die „Lösung“ (wer überlebt, wer wird geopfert), wirkt reichlich stereotyp. Prinzipiell täten der Reihe ein paar Variationen der allzu abgenutzten Handlungsmuster gut. „Die Bergretter“ ist schließlich keine Serie, sondern eine Reihe! (Text-Stand: 4.1.2012)