„Es ist eine Familie, wie ich sie mir immer gewünscht habe.“ Markus, ein Romantiker um die 50, ist glücklich. Zwar lief das erste Aufeinandertreffen mit den drei Kindern seiner Frau fürs Leben noch nicht optimal, aber er ist guter Dinge. Dass er aber kurzerhand, statt eines Urlaubs am Meer mit seiner Susanne, jetzt mit ihr und ihren drei Kids nach Tirol fahren soll, kommt ihm nicht gerade gelegen. Obwohl, so kann er vielleicht Werbung machen in eigener Sache. Die Fahrt ist eigentlich ein alljährliches Pfingst-Ritual zwischen Kindern und Vater, der seit fünf Jahren von Susanne geschieden ist. Kurz vor der Abfahrt zum alpinen Aktivurlaub hat der sich das Bein verletzt. Vielleicht doch keine so gute Idee, diese Fahrt. Denn Markus ist der Lehrer von Toni, dem Ältesten der Sprösslinge. Und: er unterrichtet Mathematik und nicht Sport. Mit seiner Fitness steht es nicht zum Besten. Dennoch geben Valerie und Ludwig dem Pauker, den ihre Mutter sichtlich liebt, eine Chance. Nur Toni lässt ihn ein ums andere Mal auflaufen. Und dann taucht auch noch Vater Ferdinand auf, dem es eine besondere Genugtuung wäre, wenn das mit seiner Ex und ihrem Neuen schief gehen würde.
Die drei Hochkaräter Birge Schade, Jan-Gregor Kremp und Herbert Knaup sorgen dafür, dass „Die Aufnahmeprüfung“ zumindest ein einigermaßen erträglicher Freitagsfilm wird. Auch Kameramann Carsten Thiele entlockt dem Tiroler Defereggental recht ansehnliche Perspektiven, ein sattes Farbenspiel und mehr Tiefe, als die Geschichte an den Tag legt. Auch bei Kremp und Schade spürt man die Bereitschaft, stärker in die Patchworkfamilien-Problematik und die Beziehungskonflikte gehen zu wollen. Aber ohne ernsthafte Verankerung entsprechender psychologischer Motive im Drehbuch geht da natürlich gar nichts. Und so plätschert die Geschichte dahin wie ein Urlaubsfilmchen mit pubertären Quengeleinlagen (überfordert als Antagonist: Til Schindler) – ohne Mut, thematisch dorthin zu gehen, wo es wirklich weh tut, oder zumindest genretechnisch in die Gute-Laune-Richtung zu gehen – sprich: Komödie zu machen. Aber viel mehr als ein Bett, das unter dem Gewicht des sanftmütigen Paukers zusammenbricht, ist nicht zu vermelden aus dem komischen Fach.
Soundtrack: Blur („Beetlebum“), Nancy Sinatra („These Boots are made for walkin’“), Coldplay („Green Eyes“)
„Die Aufnahmeprüfung“ – nomen est omen – bleibt in den Worten stecken. Geredet wird unentwegt: das hat auch mit der Realität der Familienurlaubssituation zu tun. Aber es fehlen eben auch die visualisierten Metaphern. Da ist zwar ständig von der „zweiten Chance“ die Rede, aber sie erfährt keine sinnliche Umsetzung. Halbherzig ist auch der Einsatz des Ex’, seine Frau dem Lehrer abspenstig zu machen. Aber wie sollte es auch gehen, bei dieser Frau, die ohnehin völlig abgeschlossen hat mit ihrem geschiedenen Mann?! Da ist die einzig richtige Lösung, die Perspektive auf den Lehrer zu richten, der sich mehr in seiner Phantasie vorstellt, als tatsächlich passiert ist zwischen dem „alten“ Paar. So richtig funktioniert das aber erst in der letzten halben Stunde, in der Drehbuchautor Jens Urban ein paar amüsante Wendungen in die Happy-End-gesteuerte Handlung einbaut: eine Mutter, die streikt, haben sich diese Kids und ihr selbstgefälliger Sonntagspapa redlich verdient. Fazit: Sex ist in einem Degeto-Film am Freitag längst kein Tabuthema mehr, eine effektive und dennoch lebensnahe Dramaturgie allerdings schon. Hier war mehr drin! (Text-Stand: 30.11.2012)