Die Analyse der ersten Lebenshälfte fällt ernüchternd aus. Ob Hausfrau, Mutter, Landarzt oder Kinderbuchzeichner – die Helden der neuen ZDF-Serie, allesamt perfekt im familiären Krisenmanagement, sind alles andere als zufrieden mit ihrem Leben. Früh haben sie sich gebunden, und spät merken sie, dass sie nicht glücklich sind. Da proben zwei den Absprung. Aus einer Affäre wird mehr, offenbar das große Glück. “Die Albertis” ist die Serie zum gesellschaftlichen Trend. Was einst Midlifekrise hieß, haben die Betroffenen längst in Selbstverwirklichung und Glückssuche umbenannt.
Fürs Fernsehen musste das allzu realistische und problembeladene Thema mit Romantik, Selbstverwirklichungsidealen, familiärer Verantwortung und individueller Kampfbereitschaft unterhaltungstechnisch und moralisch aufgewertet werden. Auch Christian Pfannenschmidt (“Girl Friends”) ließ lieber die Hände von Aspekten wie der noch immer häufigen Abhängigkeit der Frau vom Geld des Mannes oder der Scheidung als sozialem Abstieg, Aspekte, die eine Trennung erheblich erschweren. Ein Landarzt kann sich die zweite Chance leisten. Dennoch: die beiden 90-Minüter zum Auftakt überzeugten mit Gefühl und sozialer Relevanz, mit größtenteils lockeren Dialogen, frischen Gesichtern und Figuren, an deren Geschichten genug Interesse für die 13 Serienteile geweckt wurde. (Text-Stand: 13.10.2004)