Dicke Liebe

Gabrysch, Metschurat, Kronjäger. Auch eine mollige Designerin findet ihr Glück

Foto: Sat 1
Foto Tilmann P. Gangloff

Verhuschte Mode-Designerin ist zwar ungeheuer begabt, darf aber nur im Hinterzimmer vor sich hinschneidern, weil sie wegen ihrer Korpulenz nicht vorzeigbar wäre. Auch ihre Kollektionen werden immer wieder sabotiert… „Dicke Liebe“ ist ein eher fader Pro-Sieben-Komödienaufguss eines Stoffs, für den Sat 1 seit „Verliebt in Berlin“ prädestiniert ist. Aber Victoria Gabrysch ist nicht Alexandra Neldel, und der Inszenierung fehlt es an Esprit.

Anderswo werden aus diesem Stoff ganze Telenovelas gestrickt: Verhuschte Mode-Designerin ist zwar ungeheuer begabt, darf aber nur im Hinterzimmer vor sich hinschneidern. Als ihre Entwürfe endlich doch die verdiente Anerkennung finden, sackt ihre Chefin den Ruhm ein. Dank einer zweiten Kollektion mit noch ausgefalleneren Ideen ist der Durchbruch ganz nah, doch diesmal sorgt eine intrigante Kollegin dafür, dass die Kleider viel zu groß ausfallen.

„Dicke Liebe“ heißt der Film und Bella Fröhlich die Hauptfigur in Carolin Hechts Geschichte. Der Name ist zunächst purer Sarkasmus: Denn Bella (Viktoria Gabrysch) ist weder hübsch noch gut drauf, sondern hadert im Gegenteil mit ihrer ausgeprägten Korpulenz. Immerhin müsste sie dank ihres Übergewichts richtig gute Karten bei Jan (Barnaby Metschurat) haben, einem Fotografen, den sie seit den gemeinsamen Studienzeiten heimlich anhimmelt, denn Jan doziert: „Perfektion ist langweilig“. Trotzdem fällt er erst mal auf Bellas Chefin (Nina Kronjäger) rein, ein früheres Model, das schon längst keine eigenen Ideen mehr hat.

„Wahre Schönheit kommt von innen“ ist als Handlungsphilosophie zwar nicht sonderlich originell, hat jedoch beispielsweise die Sat-1-Telenovela „Verliebt in Berlin“ zu einem spektakulären Erfolg gemacht. Aber Viktoria Gabrysch ist nicht Alexandra Neldel. Die Schauspielerin beweist zwar durchaus mutig, dass sie für die Rolle keine künstlichen Speckrollen brauchte („Fatsuit“ in der Fachsprache), entspricht aber auch sonst dem Rollenprofil allzu konsequent. Bellas Erkenntnis, sie sei „der Antikörper der Branche“, gilt somit durchaus für beide Ebenen, für die Figur wie auch für die Darstellerin.

Dicke LiebeFoto: Sat 1
„Wahre Schönheit kommt von innen“ hat die Sat-1-Telenovela „Verliebt in Berlin“ zum Erfolg gemacht. Jetzt versucht es in „Dicke Liebe“ Viktoria Gabrysch mit sexy-Speckröllchen.

Größeres Manko aber ist die Inszenierung von Wilhelm Engelhardt: Im Vergleich zu früheren ProSieben-Komödien hat der Film entschieden zu wenig Tempo, zumal Produktionen wie „Popp dich schlank“ oder „Die Nacht, in der ganz ehrlich niemand Sex hatte“ auch ungleich frecher waren. Bella Fröhlichs Geschichte hätte besser zu Sat.1 gepasst; die derzeitigen Romanzen des Schwestersenders zeichnen sich ohnehin durch eine gewisse Schwerfälligkeit aus. Immerhin gibt es einige Weisheiten, die Autorin Hecht zwar auch nicht erfunden hat, aus denen man aber trotzdem fürs Leben lernen kann. Die erste gilt der Kunst: „Kunst ist zehn Prozent Inspiration und neunzig Prozent Transpiration“; die zweite der Liebe: „Nicht die Schönheit entscheidet, wen wir lieben. Die Liebe entscheidet, wen wir schön finden.“

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Kinofilm

Sat 1

Mit Victoria Gabrysch, Barnaby Metschurat, Nina Kronjäger, Steffen Schroeder, Florentine Lahme, Richard Sammel, Cornelia Schmaus

Kamera: Konstantin Kröning

Schnitt: Thomas Zachmeier

Musik: Jörg Pfeil

Produktionsfirma: Ziegler Film

Drehbuch: Carolin Hecht

Regie: Wilhelm Engelhardt

Quote: Tanja Ziegler

EA: 22.11.2008 20:15 Uhr | Pro Sieben

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