Anderswo werden aus diesem Stoff ganze Telenovelas gestrickt: Verhuschte Mode-Designerin ist zwar ungeheuer begabt, darf aber nur im Hinterzimmer vor sich hinschneidern. Als ihre Entwürfe endlich doch die verdiente Anerkennung finden, sackt ihre Chefin den Ruhm ein. Dank einer zweiten Kollektion mit noch ausgefalleneren Ideen ist der Durchbruch ganz nah, doch diesmal sorgt eine intrigante Kollegin dafür, dass die Kleider viel zu groß ausfallen.
„Dicke Liebe“ heißt der Film und Bella Fröhlich die Hauptfigur in Carolin Hechts Geschichte. Der Name ist zunächst purer Sarkasmus: Denn Bella (Viktoria Gabrysch) ist weder hübsch noch gut drauf, sondern hadert im Gegenteil mit ihrer ausgeprägten Korpulenz. Immerhin müsste sie dank ihres Übergewichts richtig gute Karten bei Jan (Barnaby Metschurat) haben, einem Fotografen, den sie seit den gemeinsamen Studienzeiten heimlich anhimmelt, denn Jan doziert: „Perfektion ist langweilig“. Trotzdem fällt er erst mal auf Bellas Chefin (Nina Kronjäger) rein, ein früheres Model, das schon längst keine eigenen Ideen mehr hat.
„Wahre Schönheit kommt von innen“ ist als Handlungsphilosophie zwar nicht sonderlich originell, hat jedoch beispielsweise die Sat-1-Telenovela „Verliebt in Berlin“ zu einem spektakulären Erfolg gemacht. Aber Viktoria Gabrysch ist nicht Alexandra Neldel. Die Schauspielerin beweist zwar durchaus mutig, dass sie für die Rolle keine künstlichen Speckrollen brauchte („Fatsuit“ in der Fachsprache), entspricht aber auch sonst dem Rollenprofil allzu konsequent. Bellas Erkenntnis, sie sei „der Antikörper der Branche“, gilt somit durchaus für beide Ebenen, für die Figur wie auch für die Darstellerin.
Größeres Manko aber ist die Inszenierung von Wilhelm Engelhardt: Im Vergleich zu früheren ProSieben-Komödien hat der Film entschieden zu wenig Tempo, zumal Produktionen wie „Popp dich schlank“ oder „Die Nacht, in der ganz ehrlich niemand Sex hatte“ auch ungleich frecher waren. Bella Fröhlichs Geschichte hätte besser zu Sat.1 gepasst; die derzeitigen Romanzen des Schwestersenders zeichnen sich ohnehin durch eine gewisse Schwerfälligkeit aus. Immerhin gibt es einige Weisheiten, die Autorin Hecht zwar auch nicht erfunden hat, aus denen man aber trotzdem fürs Leben lernen kann. Die erste gilt der Kunst: „Kunst ist zehn Prozent Inspiration und neunzig Prozent Transpiration“; die zweite der Liebe: „Nicht die Schönheit entscheidet, wen wir lieben. Die Liebe entscheidet, wen wir schön finden.“