Hamburg, Heiligabend auf dem 14. Revier, besser bekannt als das „Großstadtrevier“. Dirk Matthies ist genervt. „Dieser ganze Weihnachtsscheiß“, muffelt er – und würde sich am liebsten verkriechen. Während einige seiner Kollegen Schicht schieben müssen, es mit einem Kiosküberfall mit Todesfolge und einem Messerangriff unterm Weihnachtsbaum zu tun bekommen, „landet“ auf dem Dach seines Hausboots ein Weihnachtsmann, sturzbetrunken und kaum besser drauf als er selbst. Irgendwie wird er diesen seltsamen dicken Mann nicht los. Matthies fährt den vermeintlichen Miet-Santa-Clause zu diversen Heiligabend-Terminen. Leider macht der Himmelsbote dabei keine gute Figur. Am Ende muss Matthies selbst in die rote Kutte schlüpfen. Dabei muss er erkennen: „Jede Station hat was mit mir zu tun…“ Er begegnet einem Mann, den er vor 30 Jahren treffen wollte, er beschenkt eine Frau mit dem gleichen Parfum, das er einst in ihrem Laden geklaut hat, er stößt auf seine Stammkneipe, damals 1974, und er trifft einen geliebten Menschen wieder. „Wer bist du, Weihnachtsmann?“ fragt Dirk Matthies und wundert sich. „Das kann doch alles kein Zufall sein!?“
Soundtrack: u.a. Humble Pie („I don’t need no Doctor“), Deep Purple (“Child in Time“), Supertramp („School“)
Ein Mann, der nicht über seine Gefühle spricht, und Weihnachten, das Fest der Liebe und der Besinnung – das passt eigentlich nicht zusammen. In Filmen schon. Läuterungen machen sich gut in Wohlfühlfilmen und Komödien. „Der Weihnachtsmuffel“ ist aber kein deutsches Remake von „Die Geister, die ich rief“, sondern muss als Weihnachts-Special vom „Großstadtrevier“ gewisse realistische Anforderungen erfüllen. Das Crossover zweier scheinbar unvereinbarer Genres funktioniert überraschend gut. Die Polizei-Ebene läuft parallel mit und wird am Ende mit der Weihnachtsgeschichte kurzgeschlossen. Das ist dramaturgisch solide gemacht – aber wer fragt bei einem solchen Film schon nach der Konstruktion?!
Die Wirkung ist entscheidend. „Der Weihnachtsmuffel“ ist angenehm unaufgeregt erzählt, passt sich im Grunde an die Mentalität des Helden stimmig an, der bald seine Stinkstiefelhaltung verliert. Dieser Weihnachtsmann ist – das ahnt man als Zuschauer noch schneller als der (nicht zu Unrecht) beliebte Serienheld – natürlich eine Projektion. Auch dem geht es emotional nicht gut, er sieht nur „Dummheit und Eigensinn überall“ – aber er macht seinen Job. Erst nachdem Dirk Matthies ein Licht aufgegangen ist, verhält sich „sein“ Weihnachtsmann so, wie sich ein Weihnachtsmann zu verhalten hat. Und der Ungläubige kann sich auf einmal nur wundern über so viele Zufälle. Er genießt das Schicksal und erinnert sich: Einige Rückblenden ins Jahr 1974 erhellen die Vorgeschichte des „Großstadtrevier“-Helden – und sorgen für melancholische Wohlfühlmomente. Dazu gibt es Supertramps „School“ – und zumindest für Zuschauer aus Jan Fedders Generation dürften sich die Pforten zur eigenen Jugend öffnen. Ein stimmiger, stimmungsvoller Weihnachtsfilm – auch wenn das Wetter (mal Schnee, mal kein Schnee) und die zahlreichen Schauplätze und Nebenhandlungen so ein richtig flüssiges, atmosphärisches Erzählen behindern. (Text-Stand: 9.12.2012)