Der Vollgasmann

Uwe Ochsenknecht, Anica Dobra, Kirdorf, Matsutani. Klimaschutz auf romantisch

Foto: SWR / Stephanie Schweigert
Foto Volker Bergmeister

Wenn sich schon Thomas Kirdorf in der ARD-Komödie „Der Vollgasmann“ des Themas Klimaschutz annimt, dann hätte er doch auch die „Verpackung“ der Liebesromanze ein wenig ernst nehmen können. So bleibt es dem guten Timing, den gelungenen Zitat-Spielereien und großartigen Komödianten, allen voran Uwe Ochsenknecht und Anica Dobra, vorbehalten, den von Rainer Matsutani solide inszenierten Film, über altbekannte Hürden zu schaukeln.

Tempo und Witz kann man der romantischen Komödie „Der Vollgasmann“ nicht absprechen. Dass sie nicht mehr als passable Unterhaltung liefert, liegt zum einen an der Story, die in ihren Wendungen so vorhersehbar ist wie derzeit Siege des FC Bayern. Zum anderen daran, dass die Pointen zu oft auf Kalauer-Ebene angesiedelt sind. Ärgerlich stimmt es, dass hier ein brisantes Thema – Klimaschutz – nur als oberflächliche Staffage für eine Herz-Schmerz-wir-kriegen-uns-wir-kriegen-uns-nicht-Romanze benutzt wird. Schade für Uwe Ochsenknecht und Anica Dobra, die – wie schon in „Mein Schüler, seine Mutter & ich“ – unter Beweis stellen, dass sie gute Komödianten sind und bestens harmonieren.

Henry Denninger (Uwe Ochenknecht), Ex-Rennfahrer und Teamchef des Rennstalls Koonan Cars, will mit seinem Rennstall die Rallye Transafricana gewinnen. Claire Leonhardt (Anica Dobra), Frontfrau einer Umweltschutzorganisation im Breisgau, bekämpft den Klimakiller Motorsport. Jeder der beiden könnte ungestört seinen Zielen nachgehen, hätte Henry es sich nicht in den Kopf gesetzt, eine Trainingsphase seiner spritfressenden Off-Roader im Raum Freiburg zu absolvieren, wo seine Tochter Sonja (Julia-Maria Köhler) lebt. Für die Klimaaktivisten ist das eine Provokation. Und so entspinnt sich ein Kampf zwischen dem passionierten Rennfahrer und der schlagfertigen Umweltschützerin, der mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln geführt wird. Dass Henry und Claire währenddessen entdecken, dass sie sich über die ideologischen Gräben hinweg im Grunde nur allzu gut verstehen, darf nicht verwundern, schließlich sind wir hier im Genre Romantik-Komödie. Alles gipfelt in einem Medienschaukampf, der zur verletzenden Schlammschlacht wird.

Der VollgasmannFoto: SWR / Stephanie Schweigert
Von wegen Vollgasmann. Der lädierte Rennfahrer (Uwe Ochsenknecht) und seine Tochter (Julia-Maria Köhler)

Rainer Matsutani, vielseitiger Regisseur, der von Krimis über Katastrophen- bis Horror-Movies beinahe alles inszeniert hat, kehrt mit „Der Vollgasmann“ zu seinem komödiantischen Wurzeln („Nur über meine Leiche“) zurück. Sein Gespür für Timing erinnert phasenweise an beste Screwball-Komödien, er arbeitet mit Augenzwinkern (wie in der Szene, als der Auto-Rambo einem Hasen ausweicht und seine Karre auf den Kopf stellt) und lässt seinen Akteuren genug Raum, ihrem komödiantischen Spieltrieb zu frönen. Mal knallig-bunt, mal mit Sinn für die kleinen Momente (als Henry eine schokoladige Autosilhouette auf ihren Cappuccino streut und Claire einen Schmetterling draus macht) hat Matsutani diese Romantic Comedy inszeniert.

Autor Thomas Kirdorf setzt auf ein allzu bekanntes Prinzip: Es die typische Kombination zweier Hauptfiguren, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Erst schlagen sie sich, dann küssen sie sich, dann prügeln sie sich und dann versöhnen sie sich. Klar, dieser Dramaturgie neue Seiten abzugewinnen, ist schwer. Natürlich gehört es zum Genre, das zig Situationen konstruiert werden müssen, dass sich das Paar begegnet, zusammenkommt, auseinander geht und sich wieder kriegt. Aber man muss die Frage stellen dürfen: Darf eine Romantic Comedy nicht auch einmal überraschende (!) Wendungen aufweisen? Und kann man ein – durchaus löblich – gewähltes Rahmenthema wie hier der Klimaschutz und das Auto als Umwelt-Verpester nicht auch jenseits bekannter Muster, Bilder und Formulierungen behandeln.

Es muss ja deshalb noch kein Problemfilm werden, wenn man die „Verpackung“ der Liebesromanze auch ein wenig ernst nimmt. In „Der Vollgasmann“ wird es schnell zum Ärgernis. Was gelungen ist und gefällt, ist das Spiel mit Zitaten – von Da Vinci über Shakespeare bis zu asiatischen Lebensweisheiten („Nur auf dem Fell des Tigers schläft man ruhig“). Dieses Spiel zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Und auch die Besetzung überzeugt, allen voran Anica Dobra und Uwe Ochsenknecht. Der zeigt sich einmal mehr als versierter Komödiant mit viel Gespür, gibt mal dem Affen Zucker, kann aber auch leise. Auch die kleineren Rollen machen Spaß – von Jürgen Tarrach als Manager bis Andreas Hoppe als verliebter Umweltaktivist. „Er hat gerade noch die Kurve gekriegt“ lautet der Schlusssatz – und der passt als Motto zum ganzen Film. Dennoch würde diese Romantic Comedy besser auf den Freitags-Prime-Time-Platz der ARD passen. Auf dem anspruchsvolleren Mittwochs-termin hat ein Finale im Stil – Liebesschwüre via TV-Pressekonferenz, die die Adressatin beim Abflug am Flughafen erreichen – eigentlich nichts verloren.

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Fernsehfilm

SWR

Mit Uwe Ochsenknecht, Anica Dobra, Jürgen Tarrach, Andreas Hoppe, Julia-Maria Köhler, Ben Kleinfeld

Kamera: Jürgen Carle

Szenenbild: Bärbel Menzel

Schnitt: Sabine Garscha

Musik: Nikos Platyrachos

Produktionsfirma: Südwestrundfunk

Drehbuch: Thomas Kirdorf

Regie: Rainer Matsutani

EA: 22.05.2013 20:15 Uhr | ARD

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