Der Uranberg

Uranabbau im Erzgebirge 1947 und deutsch-sowjetische Fraternisierung. Hübchen, Nadja Bobyleva, Vinzenz Kiefer: Katastrophen-Heimatfilm-Historienliebesmelodram

Foto: MDR / Steffen Junghans
Foto Rainer Tittelbach

Die Sowjets wollen die Atombombe. Sie erhoffen sich die Grundlagen für den Weltfrieden im Erzgebirge. Doch der Berg will nicht so wie der Iwan – und auch die Liebe ist ein seltsames Spiel… Interessante Themen, hochkarätige Besetzung, dialogische „Aufsager“, dramaturgisch grob geschnitzt. Zeitgeschichtliches TV-Drama nach Altvätersitte mit Henry Hübchen!

Bei den Sowjets geht die Angst vor der Atombombe um. Die Grundlagen für das militärische Gleichgewicht erhofft sich die Besatzungsmacht zwei Jahre nach Kriegsende im Erzgebirge. Im Schacht der Wismut AG soll Uran gefördert werden. Gebraucht werden alle Hände – auch der unbelehrbare Nazi-Sympathisant Meinel findet als Obersteiger Arbeit. Er kennt den Berg wie kein anderer, doch seine Warnungen werden nicht gehört. Sohn Kurt, ein blauäugiger Antifaschist, möchte gemeinsam mit den Russen Geschichte schreiben. Aber nicht nur darin sind er und Leutnant Lydia Burska, die Tochter des Bergwerk-Kommandanten, sich einig. Die beiden verlieben sich ineinander. Eine gefährliche Liaison – Fraternisierung wurde unter Stalin auch in Friedenszeiten hart bestraft. Doch zunächst droht eine andere Katastrophe.

Die Verklärung des erträumten neuen Deutschlands währt nicht lange. Das wahre Gesicht des Realen Sozialismus’, das bestimmt wird von sowjetischen Apparatschiks, zeigt am Ende seine hässliche Fratze. Mit der deutsch-russischen Freundschaft wird es da wohl nichts. Nach der Serie „Weißensee“ setzt auch der 90-Minüter „Der Uranberg“ auf die emotionale Kraft des Romeo-und-Julia-Motivs. In der ersten Hälfte des Films überstrahlt Nadja Bobyleva ab und an die bedeutungsschweren Dialoge der anderen Figuren. Da heißt es: „Wie viel Kraft und guten Glauben haben wir an die schlechteste Sache der Welt verloren! Wir sind diesem Verbrecher Hitler gefolgt und sind selbst zu Verbrechern geworden.“ Oder: „Mein Leben ist der Berg. Er schenkt uns das Erz, wenn wir auf ihn hören, er wird uns vernichten, wenn wir seine Zeichen nicht hören.“ Bei solchen „Aufsagern“ kräuseln sich einem die Nackenhaare.

Insgesamt leidet die Geschichte sehr unter dem stereotypen Handlungsverlauf. Das ist dramaturgisch alles äußerst grob geschnitzt, als ob man der abgebildeten Ideologie auch noch die entsprechende Rhetorik verpassen wollte. Gegen ein solches Drehbuch hat die Regie keine Chance. Es bleibt allein den Schauspielern überlassen, zu retten, was zu retten ist. Schade, die Themen Uranabbau und deutsch-sowjetische Fraternisierung hätten mehr als ein solches Katastrophen-Heimatfilm-Historienliebesmelodram nach Altvätersitte verdient gehabt.

Invalid YouTube URL

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

Arte, MDR, WDR

Mit Vinzenz Kiefer, Nadja Bobyleva, Henry Hübchen, Christian Redl, Imogen Kogge, Michael Schenk, Oliver Stokowski, Otto Mellies, Alwara Höfels

Kamera: Gero Steffen

Szenenbild: Gabriele Wolff

Schnitt: Fritz Busse

Musik: Jörg Lemberg, Ralf Wienrich

Produktionsfirma: Saxonia Media

Drehbuch: Hans-Werner Honert

Regie: Dror Zahavi

EA: 18.12.2010 20:15 Uhr | Arte

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach