Jakob Kisch führt ein Doppelleben. Er schlüpft in verschiedene Rollen – seiner großen Schwächen wegen: er ist ein Spieler, ein Sammler impressionistischer Kunst und er liebt den elegant inszenierten Betrug. Seine ebenfalls Kunst begeisterte Tochter hält ihn für einen freundlichen Reisebusfahrer. Nach jahrelangen erfolgreichen Raubzügen klappt er eines Nachts bei einem Einbruch zusammen – Diagnose Herzinfarkt. Bevor die Polizei seine Spur aufnehmen kann, türmt er aus der Unfallklinik, muss sich aber wenig später in einer Reha-Klinik auskurieren. Durch den Aufenthalt dort ergibt sich für Jakob die Chance, den korrupten Wiener Polizeichef Fellinger auf ebenso raffinierte wie lustvolle Weise zu ruinieren.
„Am Ende bleibt nichts – keine Spur, kein Hinweis, nur die Tat und die Gewissheit, dass irgendjemand sie begangen haben muss“, heißt es zu Beginn von „Der Täter“. Jakob Kisch ist ein Phantom, ein Gentleman-Kunsträuber mit Hang zu Robin-Hoodschen Charaden und zugleich ein liebender Vater. Erwin Steinhauer spielt diesen Mann ohne Eigenschaften. Das macht er stimmiger, als es in der Geschichte angelegt ist, die mit einem Erzähler ein wenig Tiefe herbeizureden versucht. Aber so richtig können sich die österreichischen Autoren Brée („Die Spätzünder“) und Henning nicht entscheiden zwischen einer existenziellen Studie eines notorischen Spielers, der nie er selber ist, und einer Gaunerkomödie, bei der man sich freut, wenn der Fiesling vom Kasperl mit der Pritsche ein Paar übergezogen bekommt.
Schmiergelder getarnt als Vereinsspende, das Vermögen mit traumhafter Rendite mehren und dann gelackmeiert sein – das Muster kennt man, nicht erst seit Wedels „Gier“. Und auch in „Der Täter“ geht es um jenen menschlichen Antrieb und es geht um den Mechanismus der Rache. Tarrachs Ekel hängt am Haken und wird vorgeführt. Wie bei Wedel heißt es auch in Kreihsls Film Warten bis zum Finale. Das ist alles etwas langatmig geraten, nur a bisserl verspielt und filmisch viel weniger raffiniert als die Hauptfigur. „In meinem Beruf ist fast alles eine Frage des Timings. Wenn es gut ist, kann man sich Vieles erlauben“, sagt Kisch im Off. Das Statement gilt auch für den Film. Nicht „Ocean’s Eleven“ erwartet den Zuschauer, sondern „Kischs Zwo“. Diese Ösi-Gaunerkomödie ist auch fünf Mal langsamer.