Das Drama beginnt Mitte der 60er Jahre. Wegen versuchter Republikflucht sitzt Wolfgang Stein in Bautzen ein. Physische und psychische Gewalt sind im berüchtigten Stasi-Knast an der Tagesordnung. 1970 kauft ihn die Bundesrepublik frei. Er hat nicht vergessen, wie ihn das DDR-Regime behandelt hat, er hat noch immer das Trauma im Kopf und Wut im Bauch und er will anderen politischen Gefangenen helfen. Wolfgang Stein wird Fluchthelfer. Schon bald hat ihn das Ministerium für Staatssicherheit wieder im Visier. „Wir haben einen langen Arm“, warnte ihn bei der Abschiebung ein Genosse. Diese Drohung bekommt er jetzt zu spüren.
Das Fluchthelferdrama „Der Stich des Skorpion“ ist nach der Autobiografie des Schauspielers und Lyrikers Wolfgang Welsch, „Ich war Staatsfeind Nr. 1“, entstanden. Mehr als 200 Ostdeutsche schleuste er über Bulgarien und Rumänien in den Westen ein. Weil er damit das DDR-System der Lächerlichkeit preisgab, kam Welsch auf die „Abschussliste“. Doch er überlebte einen Scharfschützenanschlag, eine Autobombe und schließlich ein Giftattentat, das Eingang in den hochspannenden und bis zur letzten Minute packenden Fernsehfilm fand. „Operation Skorpion“ nennen Autor Holger Karsten Schmidt und Grimme-Preisträger Stephan Wagner die gegen den Helden gerichteten Liquidierungsaktion der Stasi.
„Der Stich des Skorpion“ ist großartig besetzt. Alle spielen ganz im Dienste ihrer Rolle. Jörg Schüttauf bringt Wolfgang Steins traumatische Erfahrungen immer wieder sehr physisch zum Ausdruck. Man spürt, dieser Mann muss helfen, auch wenn es ihm vielleicht die Ehe kostet. Martina Gedeck als Anne Stein sah man selten so zurückgenommen. Vor allem aber Matthias Brandt, wie so oft der beste Freund des Helden, ist dramaturgisch fast ein „Mitläufer“ in diesem Film und er zeigt offenbar die andere Möglichkeit, wie ein ehemaliger politischer Gefangener im Westen leben kann: unauffällig und auf sich bezogen. „Es war interessant, einen Typen zu spielen, bei dem man seinen schauspielerischen Profilierungswillen zurücknehmen muss“, so Brandt. (Text-Stand: 19.11.2004)