Vor fünf Jahren startete „Der Staatsanwalt“ als 90-minütiges Einzelstück mit der Option zu mehr. 7,6 Millionen Zuschauer waren mitverantwortlich dafür, dass die Geschichte um den Wiesbadener Staatsanwalt Bernd Reuther und seinen als Kommissar ermittelnden Sohn Thomas Reuther zu einer losen Reihe aufgebaut werden sollte. Doch nach dem zweiten Film „Glückskinder“ (2007) entschloss man sich, das erfolgreiche, aber nicht mehr als solide Männer-Duo, das um zwei Frauen auf beiden Seiten ergänzt wurde, als Serie für den renommierten Freitagssendeplatz weiterzuführen. Eine gute Entscheidung.
Denn selbst mit ritualisiert vor sich hin ermittelnden Kommissaren in nicht mehr als routiniert gemachten Krimi-Reihen wie „Stubbe – Von Fall zu Fall“ oder „Ein starkes Team“ können es diese Wiesbadener nicht aufnehmen. Rainer Hunold mag bei der 60plus-Generation durch seine Serien viele Bonuspunkte gesammelt haben, ein bemerkenswerter Schauspieler ist er nicht. Über Marcus Mittermeier, Fiona Coors und Radost Bokel (genau, die Kleine aus „Momo“) lässt sich auch nichts Besseres sagen.
Für eine Serie aber reicht es durchaus – weil die Perspektive auf die Fälle eine besondere ist. Nachdem die beiden Reuthers nur noch gelegentlich überkreuz liegen, konzentriert sich die Serie auf die „kreative“ Zusammenarbeit zwischen Ermittlern, Staatsanwalt und Richter. Im ersten Fall der neuen Vierer-Staffel „Abgeschirmt“ geht es um einen riskanten Deal. In einem Parkhaus, von dem aus ein Mann erschossen wurde, hielt sich zur Tatzeit ein schwerkrimineller Halbstarker auf. Als Todesschütze käme er in Frage, er behauptet allerdings, „nur“ ein Auto geklaut zu haben. Für eine Bewährungsstrafe verspricht er, gegen den Mörder, den er erkannt haben will, vor Gericht auszusagen. Reuther senior vertraut der Aussage und seinem Instinkt. Sein Sohn bleibt skeptisch. Auch die Anschläge auf das Leben des in Zeugenschutz genommenen jungen Mannes überzeugen ihn nicht.
„Abgeschirmt“ ist wahrlich kein Film, der das Krimigenre neu erfindet, aber der linear entwickelte Fall mit den etwas stereotypen Vater-Sohn-Geplänkel enthält neben den obligatorischen Gerichtsszenen sogar ein paar Action-Momente. Außerdem möchte man als Zuschauer zu jeder Zeit wissen, wie es ausgeht. Bei dem Überangebot an Krimi-Geschichten im Fernsehen ist das nicht wenig. Auch die 60 Minuten erweisen sich als das richtige Format für diese – besonders von den „Gästen“ Franz Dinda und Dietrich Mattausch – passabel gespielte Folge.