In den 50er Jahren machte die Regierung Neuseelands ausländischen Frauen ein ungewöhnliches Angebot: Weil die Geburtenrate auf einen dramatischen Tiefstand sank, lockte man junge und gesunde europäische Frauen mit kostenloser Überfahrt, Arbeitsplatz- und Wohngarantie ans Ende der Welt. Rund 1000 Deutsche und Österreicherinnen wanderten aus. Nicht alle fanden ihr Glück. Auf diesem historischen Hintergrund entstand der ZDF-Dreiteiler “Der Liebe entgegen”. Entstanden ist ein Nachkriegsdrama, ein Abenteuerfilm für Frauen. Es ist ein Film über große Leidenschaften und großartige Landschaften.
Erzählt wird die Geschichte von drei Freundinnen und ihrem Traum vom besseren Leben. Es ist ein Ausbruch aus der Enge des Berlins der späten 50er Jahre, aus der biederen “kleine-Brötchen-Backen”-Mentalität. Fernweh, Not und Abenteuerlust treiben die drei Heldinnen an. Da ist Lisa, das ebenso naive wie kraftvolle Mädchen aus kleinen Verhältnissen, da ist die großspurig-exzentrische “höhere Tochter” Karin, und da ist Angelika, der “gefallene Engel“, eine in sich gekehrte Blondine, die sich mit Prostitution durchs Leben schlägt. “Vielleicht ist es Zeit, auszubrechen – einfach auf und davon”, sinniert Lisa – und wenig später stehen die drei auf dem Sonnendeck eines Ozeanriesens, Freiheit schnuppernd. Doch im gelobten Land ist Vieles anders als erwartet und auch die Freundschaft der Frauen wird auf die Probe gestellt.
Wie es für Lisa, Karin und Angelika in der Geschichte ein Abenteuer und ein Aufbruch ins Ungewisse ist, so war für die Macher dieser 5,6 Mio. Euro teure Dreiteiler eine Produktion mit vielen Unbekannten. “Wir wussten nicht, was uns erwartet”, so Producer Michael Schmidl. “Neuseeland stellte für uns alle Neuland dar”, betont Regisseur Martin Enlen, “niemand von unserer deutschen Crew war jemals dort gewesen.” Doch das Glück war auf der Seite der Produzenten. “Statt der angekündigten stürmischen Winde erlebten wir einen Jahrhundert-sommer”, so Schmidl. Auch die neuseeländische Crew mit dem Maori Clint Eruera und vielen Leuten aus Peter Jacksons “Herr der Ringe”-Team erwies sich nicht nur als hochprofessionell, sondern auch als ungewöhnlich locker.
“Der Liebe entgegen” besitzt durchaus den Atem einer großen Filmerzählung – mit allen Höhen und Tiefen, aber auch mit den im Wesen des Genres liegenden Stärken und Schwächen. Große Gefühle können oft nur als groß empfunden werden, weil sie vorhersehbar und den Stereotypen des Alltags nachgezeichnet sind. Autor Burt Weinshanker erzählt die Geschichte sehr amerikanisch – im weiten Bogen und doch dicht und klar. Die Handlung ist nicht frei von Klischees; Martin Enlens Gespür für den Look der 50er Jahre und die Landschaft Neuseelands ist da aber ein gutes Korrektiv. Hinzu kommen drei großartige Hauptdarstellerinnen: Katja Studt, Anna Loos und besonders Esther Zimmering machen die großen Filmgefühle sympathisch klein. (Text-Stand: 1.11.2002)