Konrad Hansen stellt seine Familie mal wieder vor vollendete Tatsachen. Der Lübecker Marzipanfabrikant, ein Patriarch alter Schule, macht nicht den erstgeborenen Sohn Sven zu seinem Nachfolger, sondern den smarten Überflieger Lars, der dem Familienunternehmen den Zugang zu den Weltmärkten öffnete. Vor allem die Expansion des Hansen-Marzipans nach China und der Bau eines Werks in Shanghai sind seine Idee. Doch das Projekt gerät ins Stocken, als ein Billigprodukt mit identischer Rezeptur auf den chinesischen Markt kommt. Die familiären Spannungen sind vorprogrammiert. In den Ehen der Macher kriselt es. Konrad Hansen zieht es zu seiner langjährigen Freundin Ruth. Der Mann von gestern kann in vieler Hinsicht auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Eine frauenbewegte Vergangenheit.
„Der letzte Patriarch“ ist ein Geburtstagsgeschenk der ARD an Mario Adorf zu seinem Achtzigsten. Viel Guldenburgs, ein bisschen fremdländische Exotik, ein kleines bisschen Bellheim machen den Zweiteiler zu einer großspurigen Seifenoper auf Globalisierungskurs. Zwischen Firmenpolitik und Familienzwist, zwischen Pralinés und Rosenkrieg, zwischen kapital(istisch)em Pragmatismus und milder Altersweisheit, zwischen alter asiatischer Philo-sophie und neuer chinesischer Aufbruchstimmung findet der Film seine Themen, von denen er routiniert & hyperredundant drei Stunden lang erzählt. Dazu ergießt sich ein schmieriger Soundbrei über die beliebigen Bilder von „Traumschiff“-Regisseur Michael Steinke.
Der Wechsel zwischen den Welten bestimmt den Gang der Handlung. „Es gibt für alles den richtigen Augenblick“, wird ein chinesischer Sinnspruch im Film zitiert. Steinke und Brigitte Blobel, die Autorin für die gehobene Kolportage, fanden zumindest häufig den richtigen Augenblick zum Stimmungs- und Schauplatzwechsel. „Der letzte Patriarch“ ist gediegenes Hochglanzfernsehen, getragen von einem Hauptdarsteller, der mit seiner Präsenz und der Erfahrung einer 60 Jahre langen Karriere alle Untiefen der Story meistert. Ganz im Sinne des weisen Mottos, das die deutsch-chinesische Freundschaft besiegelt: „Wer nicht will, dass der Wind sein Haus zerstört, muss die Fenster öffnen, damit der Wind hindurch kann.“