Was für ein Alptraum! Zwei deutsche Ehepaare machen gemeinsam auf Gotland Urlaub. Eines Abends, die Baumanns sind ausgegangen, währenddessen die kinderlosen Hansens auf deren zweijährige Tochter aufpassen sollen, wird das Mädchen entführt. Konrad Baumann will die Sache offenbar selbst in die Hand nehmen, und Paul Hansen sucht unter dem Deckmantel der Hilfe die Nähe von Yvonne Baumann. Zwischen den Frauen hagelt es Vorwürfe. Robert Anders & Co ermitteln wenig Hilfreiches für den Fall: seltsam ist allerdings das Verhältnis der Baumanns. Er pendelt ständig beruflich zwischen Berlin und Stockholm. Seine Frau scheint das wenig zu stören. Sie reden nicht viel miteinander – und dann ist Konrad Baumann tot.
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„Man täuscht sich oft in den Menschen, auch in denen, die man gut kennt.“ Dieser Satz, beiläufig dahin gesagt, umschreibt eine Wahrheit, die in mehreren „Geschichten“ der neuen Episode von „Der Kommissar und das Meer“ zum Tragen kommt. „Ein Leben ohne Lügen“ – wo gibt es das?! In Partnerschaften? In denen, die Thomas Roths Schwedenkrimi präsentiert, eher nicht. Selbst die Mutter des Kommissars muss das schmerzlich feststellen. Die Ehe von Robert Anders indes hat ihre Krise überwunden. Gut, dass Autor Clemens Murath nicht zu viel Salz in die Beziehungswunden schüttet. So kann „Der Kommissar und das Meer“ das, was die Reihe von anderen unterscheidet, voll zur Entfaltung bringen: das Ermitteln als eine Frage der Wahrnehmung im Einklang mit der Landschaft und der Stimmungslage der Figuren.
„Ein Leben ohne Lügen“ ist ein atmosphärischer Krimi, der langsam seine Themen und Verdächtigen einkreist, ohne ein schwer verdaulicher „Kunstkrimi“ zu sein, wie ihn die Schweden oft produzieren. Für die Protagonisten gibt es verstörende Momente, existenzielle Einbahnstraßen, die ästhetisch nicht so vertieft werden, dass der Zuschauer allzu verstört zurückbleiben würde. In diesem Sinne machen Walter Sittler, Sólveig Arnarsdóttir & Co einen richtig guten Job. Da das dieses Mal besonders auch für die Gast-Schauspieler gilt, allen voran Fritzi Haberlandt als frustrierte, cocktailschwenkende Ehefrau und Simon Schwarz als nicht uneigennütziger Frauenversteher, ist der achte Film der Reihe besonders gelungen.