Kommissar Anders und seine Frau scheinen ihre Ehekrise aus der letzten Folge überwunden zu haben. Sogar der Sohn spricht gelegentlich mit seinen Erzeugern und hilft seinem Vater beim neuen Fall nicht unerheblich. Dafür kriselt es in den anderen Familien, kein Wunder, dass auch die Kids entsprechend drauf sind. Beim Schlussspurt einer nächtlichen Party geht es mächtig zur Sache: Vandalismus, Vergewaltigung, sogar ein Mord an einem Psychologen liegt im Bereich des Möglichen. Die Jugendlichen halten dicht. Erst als herauskommt, dass einer der Jungs bei dem Ermordeten in therapeutischer Behandlung war und die Mutter eines der Mädchen ein Verhältnis mit dem Toten hatte, kommt Bewegung in den Fall. Für Anders bleibt es eine Ermittlung, für die er eine Menge Fingerspitzengefühl benötigt.
„Der Kommissar und das Meer“ ist eine ZDF-Krimireihe, für die sich der Sender nicht übermäßig ins Zeug legt. Mal läuft sie freitags, jetzt wieder samstags, konstant bleibt allerdings die grundsolide Machart. Die Landschaft spielt eine Hauptrolle in dieser mit dem schwedischen Fernsehen koproduzierte Reihe. Handlungsort ist die Insel Gotland. Die Hauptrolle spielt Walter Sittler, flankiert wird er von einer Reihe namhafter skandinavischer Filmgesichter wie Paprika Steen, Inger Nilsson oder Sólveig Arnarsdóttir. Regie und Buch liegen stets in deutscher Hand; die Motive stammen aus den Romanen der Schwedin Mari Jungstedt. Entsprechend besitzen die Filme eine spezifische Tonlage. Deutsche Ermittler-Stringenz kombiniert mit schwedischer Atmosphäre. Das Helle trifft das Dunkle.
„Der Tod kam am Nachmittag“ ist unaufgeregt und unprätentiös erzählt. Bodenständige Menschen morden nicht raffiniert. Etwas Archaisches liegt deshalb über der Handlung: der Kommissar findet die Leiche, ein Schriftsteller geht mit seinem Stiefsohn zur Jagd, Pubertät lebt sich aus – und das Meer rauscht im Hintergrund. Das Insel-Dasein ist allgegenwärtig. Ein Hauch Fremdheit (durch die Landschaft, die Gesichter, die Synchronisation) liegt über der Szenerie – und das ist gut so. Die Eindeutschung der Fremde in Reihen wie „Donna Leon“ oder „Inga Lindström“ ist auf Dauer unerträglich. Regisseur Thomas Roth inszeniert die Atmosphäre nicht, sie schleicht sich von selbst in die Bilder. Auch wenn der Fall samt Mordmotiv etwas dünn bleibt: ein solider Schwedenkrimi. (Text-Stand: 9.1.2010)