Der Island Krimi – Tod der Elfenfrau

Franka Potente, Bohlinger/Osburg, Endemann. Isländische Mysterien – wunderbar

Foto Tilmann P. Gangloff

Der zweite „Island Krimi“ mit Franka Potente ist sogar noch eine Idee besser als der erste. Island und die Hauptdarstellerin bleiben sehenswert, aber diesmal erzählt das Autorenduo eine Geschichte, die in dieser Art nur auf der nordischen Vulkaninsel spielen kann, wo es tatsächlich eine „Elfenbeauftragte“ gibt. Landschaft und Himmel sind erneut ein Ereignis. Die darstellerischen Meriten muss sich Potente allerdings mit einem kleinen Mädchen teilen.

Während der erste Islandfilm, „Der Tote im Westfjord“, eine im Grunde ganz normale Krimigeschichte erzählte, macht schon der Titel des zweiten Teils deutlich, dass die Handlung diesmal spezifischer ist. Natürlich ist „Tod der Elfenfrau“ trotzdem kein Fantasy-Film geworden, aber die Mystery-Elemente spielen hier eine größere und auch ernstzunehmende Rolle: Die Titelfigur, eine Expertin für Trolle, Elfen und Feen und daher offizielle Elfen-beauftragte, sollte anlässlich eines Bauvorhabens im Rahmen eines Gutachtens der Frage nachgehen, ob das Bauprojekt in den Lebensraum des verborgenen Volkes eingreife. Das klingt für rational denkende Menschen zwar weit hergeholt, ist in Island aber völlig plausibel. Diese Frau, Vorsitzende des örtlichen Elfenvereins, ist erschossen worden. Im Verdacht steht ein junger Mann, der kurz zuvor ins Vereinsheim eingebrochen ist. Krimiautorin und Hobby-Detektivin Solveig (Franka Potente) wird eher zufällig in den Fall verwickelt: Der ermittelnde Kommissar (Jóhann G. Jóhannsson) ist ein Freund und lässt sich von ihr zum Tatort fahren, weil er auf der Geburtstagsfeier von Solveigs Bruder (Potentes Mann Derek Richardson) schon was getrunken hat. Natürlich schaut sich auch Solveig ein wenig um und entdeckt auf diese Weise ein zehnjähriges Mädchen, Yrsa, das offenbar die Tatwaffe in der Hand hat.

Der Island Krimi – Tod der ElfenfrauFoto: Degeto / Frank Lübke
Solveig (Franka Potente) und ihr Kollege Finsen (Joi Johannsson) entdecken die kleine Yrsa (Carlotta von Falkenhayn) am Tatort. Was hat sie mit dem Mord zu tun?

Nun beginnt ein Zwei-Personen-Stück, dass seine außerordentliche Qualität nicht zuletzt der hervorragenden Führung von Carlotta von Falkenhayn verdankt: Das Mädchen macht seine Sache fabelhaft, seine Dialoge klingen nie aufgesagt. Regisseur Till Endemann („Das Programm“) hat es geschickt vermieden, das Kind lachen oder weinen zu lassen; gespielte Emotionen wirken bei jungen Darstellern fast immer künstlich. Trotzdem muss die kleine Carlotta keineswegs bloß verschlossen dreinschauen. Dass es sich bei dem mutmaßlichen Mörder der „Elfenfrau“ um Yrsas großen Bruder handelt, erklärt, warum sich das Mädchen zunächst weigert, auch nur ein Wort zu sagen. Da einzig Solveig sie zum Reden bringt, bittet Finsen sie, Yrsa mit nach Hause zu nehmen, denn der betrunkenen Mutter (Maya Bothe) möchte er das Kind nicht anvertrauen. Margrét (Hildegard Schmahl) wiederum, die leicht verwirrte Mutter von Solveig, empfängt Yrsa mit offenen Armen. Die beiden haben ebenso wie das Mordopfer einen innigen Bezug zur Welt der Elfen, was sich in diesem Fall als äußerst hilfreich erweist. Außerdem betrachtet sie Yrsa umgehend als Ersatz für Solveigs im Kindesalter verstorbene Zwillingsschwester Unnar, die auch im zweiten Film von Zeit zu Zeit auftaucht, um Solveig stumm darauf aufmerksam zu machen, dass irgendwas nicht stimmt.

Der Island Krimi – Tod der ElfenfrauFoto: Degeto / NDF
Starkes Gespann und zwei eigenwillige Seelenverwandte: Yrsa (Carlotta von Falkenhayn) und Solveigs Mutter Margret (Hildegard Schmahl) glauben an Elfen.

Endemann hat beide „Island-Krimis“ mit jeweils dem gleichen Team inszeniert, allen voran Kameramann Lars R. Liebold; viele Parameter gleichen sich. Trotzdem ist „Tod der Elfenfrau“ gerade auch bildgestalterisch ein anderer Film: Die Aufnahmen sind nach wie vor kühl, aber die Stimmung ist nicht mehr so düster. In Teil eins stachen die bunten Elemente, die Solveig einbrachte, regelrecht hervor, diesmal sind die giftgrüne Sonnenbrille, die knallgelbe Strickmütze oder der hellblaue Nagellack einfach nur Teil der Figur. Dank der vielen Dialoge über Elfen spielen auch die mystischen Momente eine größere Rolle; vielleicht wollte die ARD-Tochter Degeto dem Publikum diese verborgene Welt, die viel zur Faszination des Films beiträgt, nicht schon im Auftaktfilm zumuten. Die Islandbilder sind dagegen nicht mehr so spektakulär. In Teil 1 hatten die Ausflüge ins schroffe Hinterland maßgeblichen Anteil an der unwirtlichen Atmosphäre; nun scheint auch mal die Sonne. Aber der Himmel über Reykjavik hat Liebold erneut prachtvolle Bilder geschenkt. Dafür gibt es im zweiten Teil keinerlei romantische Ebene, sieht man davon ab, dass Solveig einen zudringlichen Verehrer abwehren muss und Finsen gern mehr als nur ein Freund wäre. Während sich der Fall, bei dessen Lösung die kluge Yrsa schneller ist als ihre große Freundin, auch diesmal wieder ganz anders entwickelt, als es zunächst scheint, verzichtet das Autorenduo Don Bohlinger & Nils-Morten Osburg diesmal auf Solveigs erklärenden Schlussmonolog und reicht die Ereignisse stattdessen in Form einer Rückblende nach. Die Degeto hätte nichts dagegen, noch weitere „Island-Krimis“ mit Franka Potente zu drehen; vorausgesetzt, das Publikum ist einverstanden.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

ARD Degeto

Mit Franka Potente, Jóhann G. Jóhannsson, Hildegard Schmahl, Carlotta von Falkenhayn, Maja Bothe, Derek Richardson, Brynhildur Guðjónsdóttir, Nanna Kristin Magnusdottir

Kamera: Lars R. Liebold

Szenenbild: Jörg Prinz

Kostüm: Elisabeth Kesten

Schnitt: Florian Drechsler

Musik: Jens Grötzschel;

Soundtrack: Sóley (Titelsong)

Produktionsfirma: ndF

Drehbuch: Don Bohlinger, Nils-Morten Osburg

Regie: Till Endemann

Quote: 4,66 Mio. Zuschauer (14,7% MA)

EA: 03.11.2016 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach