Der gleiche Himmel

Tom Schilling, Helin, Becht, Schüttauf, Kling, Oliver Hirschbiegel. Deutschland 74

Foto: ZDF / Bernd Schuller
Foto Thomas Gehringer

Tom Schilling spielt einen jungen DDR-Agenten, der 1974 in West-Berlin als Romeo eingesetzt wird, der also weibliche Geheimnisträgerinnen verführen und als Spione anwerben soll. Dass sich die Altherren-Theorien über weibliche Sexualität hier als durchweg erfolgreich erweisen, ist trotz des smarten Hauptdarstellers ein Problem. „Der gleiche Himmel“ ist aber mehr als ein erotischer Agententhriller, zugleich ein Familiendrama und ein historisches Zeitbild vor allem des Lebens in der DDR. Aufwändig inszeniert und ausgestattet, aber auch unübersichtlich und weniger packend als ähnliche Event-Stoffe („Deutschland 83“, „Ku’damm 56“, „Weißensee“). Das abrupte, unvollständige Ende erfordert eigentlich eine Serien-Fortsetzung.

Speed-Dating bei der Stasi anno 1974, wer hätte das gedacht!
Wer Romeo werden will, muss erst einmal die Schulbank drücken: 15 Männer sitzen im Sommer 1974 in der Agentenschule Belzig an 15 Tischen, alle in der gleichen Uniform, mit steifer Haltung und ausdruckslosem Gesicht. Ein Lehrer soll ihnen beibringen, wie man die weiblichen Zielpersonen im Westen rumkriegt. Er faselt etwas von „postkoitaler Empfangsbereitschaft“ und verbreitet Weisheiten wie diese hier: „Frauen sind anders als Männer. Logik spielt bei ihren Entscheidungen keine Rolle.“ Praktische Tipps gibt es auch. Man solle der Dame vor allem ins linke Auge blicken, weil auf diesem Weg die für Gefühle zuständige rechte Gehirnhälfte aktiviert werde. „Andauernder Blickkontakt verursacht tiefgreifende sexuelle Erregung bei der Frau“, weiß der Experte. Später müssen sich die angehenden Romeos in Flirtgesprächen bewähren, sie sitzen an Einzeltischen jeweils einer Frau gegenüber – Speed-Dating bei der Stasi, wer hätte das gedacht!

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„Ich bin ein Sieger.“ Das Doping hat seinen Preis. Und wer soll es mal besser haben? Die Tochter oder die Familie? Stephanie Amarell, Anja Kling und Muriel Wimmer

Der Romeo hat eine Schwester im Westen, von der er nichts weiß
Die Komik der absurden Szenerie liegt mit dem Abstand von 40 Jahren auf der Hand. Da hilft nur ein Naturtalent, denn an der Agentenschulung kann es kaum liegen, dass die unsexy DDR mit der Romeo-Strategie erfolgreich ist. Auch der von Ben Becker gespielte „Führungsoffizier“ Ralf Müller in West-Berlin ist ein ordinärer Widerling, dem man die zahlreichen Anweisungen in Sachen Verführungskunst nicht abnehmen mag. Dass der smarte Tom Schilling dieses Naturtalent Lars Weber spielt, macht die Sache zwar einigermaßen nachvollziehbar, aber das grundsätzliche Problem bleibt: Es funktioniert nahezu reibungslos, die betont gestrige Altherren-Rhetorik wird fortlaufend bestätigt. Ein Blickkontakt im Café, beim zweiten Mal ein plumpes Anbändeln mit manipuliertem Zuckerstreuer, dann ein paar kultivierte Sätze über Dickens und Puccini – und die Frau verhält sich nach leichtem Zögern genau so, wie es die Stasi erwartet. Lauren Faber (Sofia Helin) ist älter als der Romeo, eine einsame, von ihrem Mann verlassene Frau, die zudem von ihrem heranwachsenden Sohn Emil (Jascha Rust) gedemütigt wird. Ein leichtes Opfer, auch für das bisweilen vorhersehbare Drehbuch. Denn im zweiten Teil wird diese Figur per Schlaganfall und anschließendem „Nachhelfen“ durch Müller aus dem Weg geräumt. Da ist mittlerweile klar, dass das dramatische Herzstück der Mini-Serie die Begegnung zwischen dem Romeo und Sabine Cutter (Friederike Becht) sein muss: Die beiden sind Geschwister, wissen davon aber nichts.

Der gleiche HimmelFoto: ZDF / Bernd Schuller
Lars Weber hat Schlag bei den Frauen. Die Reize des Westens scheinen für ihn keine Versuchung zu sein. Für den Zuschauer zum Verlieben ist vor allem das Sixties-Styling. Tom Schilling sieht aus wie Christian Anders auf dem Weg nach Nirgendwo.

Blaue Krawatten, orangefarbene Röcke und die NSU-Limousine Ro80
„Der gleiche Himmel“ ist durchaus ein facettenreiches, von Oliver Hirschbiegel („Elser“, „Der Untergang“) aufwändig inszeniertes historisches und bisweilen auch sinnlich-erotisches Drama, wobei der Sex hier seltsamer Weise immer überfallartig daherkommt. Doch die vom ZDF als Dreiteiler gesendete Mini-Serie fällt in der Reihe vergleichbarer Stoffe der jüngeren Vergangenheit deutlich ab: Die Geschichte ist bei weitem nicht so zielstrebig und spannend wie in „Deutschland 83“, die Inszenierung nicht so bildgewaltig und mitreißend wie in „Ku’damm 56“ und das gesellschaftspolitische Zeitbild nicht so differenziert wie in „Weißensee“. Das ist allerdings eine Klage auf hohem Niveau. Das Zeitporträt ist dennoch in vielfacher Hinsicht gelungen, nicht nur wegen der lustigen blauen Krawatten und orangefarbenen Röcken, den seltsamen Frisuren oder sorgfältig ausgewählter Details wie der NSU-Limousine Ro80. Eine Kunst-Performance im Stile der wilden 1968er-Ära, ein paar Dialoge übers Kino („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) und den legendären Foto-Reporter Henri Cartier-Bresson bieten Gelegenheit, über die Aussagekraft und Wirkung von Bildern nachzudenken. Auch die Musik-Auswahl bezieht sich auf den zeitgenössischen Kanon, von Udo Lindenbergs „Cello“ bis Albert Hammonds „I’m a Train“. Die Rockmusik aus dem Osten ist mit „Spiel zu zweit“ von den Puhdys vertreten, „Die letzte Schlacht gewinnen wir“ von Ton Steine Scherben ist dagegen ein Stück Subkultur aus dem Westen. Roberta Flacks schöne Cover-Version des Songs „The first time ever I saw your face“, ein nicht mehr ganz so präsenter Hit, greift das zentrale Liebes-Thema auf.

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Geduldet, solange sie nicht „unangenehm“ auffallen: die Schwulen in der DDR. Axel (Hannes Wegener) will rübermachen – auch aus Liebe zu Duncan (Richard Pepper).

Coitus interruptus. Kühler, unfertiger Dreiteiler über den Kalten Krieg
„Der gleiche Himmel“ – Dramaturgisches & mögliche Wirkung!

So ernüchternd die Bilanz von „Deutschland 83“ bei den deutschen Zuschauern von RTL auch war, ins Ausland wurde die Mini-Serie sehr erfolgreich verkauft. „Der gleiche Himmel“ mit seinen Ausflügen in die Welt des britischen und amerikanischen Geheimdienstes sieht nun so aus, als ob man sich bei diesem Großprojekt gleich von vornherein auf den internationalen Markt fokussieren wollte. Wurde das Bild der Deutschen und ihrer Kultur im Ausland lange Zeit auf den Nationalsozialismus reduziert, ist jetzt die DDR dran, als ein zeitnäherer diktatorischer Staat, der alles mitbringt, was eine historische Drama-Serie haben muss: eine aufregende historische Dekade, private Konflikte & gefährdete Familienbande, etwas Erotik, eine nostalgieträchtige Vintage-Oberfläche, ein hohes Potenzial an spannenden Krimi-, Politdrama- und Spionagefilmmotiven (das hat selbst Spielberg erkannt: „Bridge of Spies – Der Unterhändler“). Aspekte der DDR-Geschichte sind in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder in zahlreichen TV-Dramen, von „Der Tunnel“ und „Romeo“, über „Der Stich des Skorpion“ und „Wir sind das Volk“ bis hin zu „Weißensee“, „Der Turm“, „Mord in Eberswalde“ oder auch „Ku’damm 56“, thematisiert worden. Dass sich ein Film gleich dreier solcher DDR-„Themen“ (Sex-Spionage, Doping, Homosexualität) annimmt und sie fast gleichwertig parallel erzählt, das gab es bisher so noch nicht. Ist das vielleicht der Grund dafür, weshalb dieser Mehrteiler über den Kalten Krieg so kühl geraten ist? Der Zuschauer wird lange auf Distanz gehalten. Tom Schillings Stasi-Spion hat weniger Gewissensbisse und ist skrupelloser als Jonas Nays Held in „Deutschland 83“. Dieser junge Mann ist sich seiner Sache sehr viel sicherer, weiß, was er tut. Eine solche ambivalente Figur zur Hauptfigur zu machen, ist eine mutige Entscheidung. Um seinen Romeo ein Stück weit sympathisch (und zum Helden) zu machen, muss Schilling mit dem wuchern, was er hat, seinem Spiel und seinem attraktiven Äußeren; die Geschichte unterstützt ihn dabei kaum, über die persönlichen Motive seiner Figur beispielsweise erfahren wir sehr wenig.

Sein erstes „Opfer“ noch kühler und noch weniger „zugänglich“ für den Zuschauer zu machen, kann da auch keine Lösung sein (was nicht gegen die Besetzung von Sofia Helin sprechen soll, obgleich der Star von „Die Brücke“ wohl vor allem aus Grund der internationalen Vermarktbarkeit besetzt wurde). Erst in Teil 3 kommen die Figuren dem Zuschauer nahe – die Interaktion bekommt eine „erotische“ Komponente, Mitgefühl und Spannung kommen auf; jetzt wird das „geerntet“, was in den ersten zwei Teilen gesät wurde. Und dann kommen dem Helden aus heiterem Himmel auf der Zielgeraden des Dreiteilers Zweifel an seinem Tun (als ob man in den über vier Filmstunden zuvor nicht Zeit genug gehabt hätte, ihn dezent zweifeln zu lassen). Sieht „Charité“, die andere Mini-Serie der UFA-Fiction in diesem Monat, so aus, als ob man zu wenig Sendezeit für zu viel Stoff gehabt hätte, gibt es bei „Der gleiche Himmel“ ein ganz anderes Problem: Teil 1 + 2 wirken wie eine überlange Exposition einer Zehn-Stunden-Serie. Und die Hauptgeschichte zwischen dem Romeo und seinem zweiten „Opfer“ in Teil 3 ist nicht nur nicht auserzählt, sie fällt weit hinter die Möglichkeiten zurück, die sich aus dieser Verbindung ergeben, sowohl, was die Charaktere, als auch, was die beiden Schauspieler angeht: denn Tom Schilling & Friederike Becht sind ein echtes Traumpaar. Man fragt sich auch, wo die 15 Millionen Euro hin sind für die drei 90-Minüter, deren Sendeminute somit über das Dreifache eines „normalen“ Fernsehfilms kostet. Nichts gegen lange Vorspiele, aber dieser filmische Coitus interruptus bleibt über weite Strecken unbefriedigend.   R.Tittelbach

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Traum von der Freiheit. Starke, ambivalente Figur: Jörg Schüttauf als Stasi-Informant, der es mit dem Anschwärzen nicht mehr so genau zu nehmen scheint.

Die NSA hört auch 1974 schon die Verbündeten der USA ab
1974 war das Jahr der Fußball-WM in Deutschland, was hier mit dem Sensationssieg der DDR über die westdeutsche Auswahl als Höhepunkt nicht unerwartet in die Handlung einfließt. Aber es war auch das Jahr des Rücktritts von Bundeskanzler Willy Brandt wegen der Affäre um den DDR-Spion Günter Guillaume sowie des Rücktritts von US-Präsident Richard Nixon wegen des Watergate-Skandals. Ein Jahr des politischen Umbruchs. Wie würde es weitergehen mit den Ost-West-Beziehungen? Mit Brandts Entspannungspolitik? Autorin Paula Milne knüpft mit ihrer Agenten-Geschichte aus dem Kalten Krieg geschickt an ein bis heute hochaktuelles Thema an: die Überwachung durch die Geheimdienste. Lauren und Sabine sind Analystinnen auf dem Teufelsberg in West-Berlin, wo die Amerikaner eine Abhörstation betreiben und mit britischen Spionage-Einheiten zusammen arbeiten. Die NSA, heute wegen der von Edward Snowden enthüllten Sammelwut in den Schlagzeilen, ist kein Haufen paranoider Antikommunisten. Man hat sogar Skrupel, wenn man wegen verdächtiger Kontakte zwischen Altnazis und dem BND Telefongespräche anzapft: „Wenn heraus kommt, dass wir unsere Leute abhören, sind unsere transatlantischen Beziehungen hinüber“, so ein Schlüsselsatz, der aber vielleicht schon in den 1970er Jahren ziemlich unwahrscheinlich war.

Anpassungsdruck, Misstrauen und Verrat im DDR-Alltag
Während der Alltag in West-Berlin darüber hinaus praktisch keine Rolle spielt und das politische Stimmungsbild sich auf die Diskussionen auf dem Teufelsberg sowie ein paar RAF-Plakate in Emils Jugendzimmer beschränkt, geht Paula Milne auf verschiedene Facetten des DDR-Regimes ein: den permanenten Anpassungsdruck, den Umgang mit Homosexuellen, Doping im Leistungssport, die Überwachung zu Hause und am Arbeitsplatz, die Sehnsucht nach der Flucht in den Westen, die menschenverachtende Behandlung im Gefängnis Hohenschönhausen. Ein solch fiktionaler Blick auf die DDR-Geschichte ist alles andere als neu und nur wenig überraschend. Auch stehen die einzelnen Handlungsstränge ohne inhaltliche Verknüpfung untereinander etwas sperrig und unübersichtlich im Raum. Doch einige der Figuren und ihre Schicksale sind fesselnd; die Geschichten kreisen um grundsätzliche Motive wie familiären Zusammenhalt, den Umgang mit dem Anpassungsdruck, Misstrauen und Verrat. „Der gleiche Himmel“ ist bei weitem mehr als ein Romeo-Thriller.

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Lars Weber (Tom Schilling) hat keine Macho-Nachhilfe in Sachen Frauen-Anmache nötig. Das muss „Führungsoffizier“ Ralf Müller (Ben Becker) langsam einsehen.

Soundtrack: David Bowie („Rebel Rebel“), Udo Lindenberg („Cello“), Labelle („Lady Marmalade“), Lobo („Baby, I’d love you to want me“), Cat Stevens („Can’t keep it in“), Can („Mother Sky“), Bachman Turner Overdrive („You ain’t seen nothin‘ yet“), Sweet („Ballroom Blitz“), Robertha Flack („The first time ever I saw your face“), Albert Hammond („I’m a train“), Puhdys („Spiel zu zweit“), Ton Steine Scherben („Die letzte Schlacht gewinnen wir“)

Ein dicker Schwuler, der der Lächerlichkeit preis gegeben wird
Da ist Gregors Bruder und Lars‘ Onkel Conrad (Godehard Giese), ein Lehrer, der mit seiner Frau Gita (Anja Kling) und den beiden Töchtern Klara (Stephanie Amarell) und Juliane (Muriel Wimmer) im selben Plattenbau wohnt. Die Ehe kriselt, Gita ist der zupackende, dominante Part, Conrad der unscheinbare, unentschlossene Typ. Der Konflikt spitzt sich zu, als die jüngere Tochter Klara als talentierte Schwimmerin Dopingmittel verabreicht bekommt und die Folgen mit üppigem Haarwuchs auf Bauch und Rücken unübersehbar werden. Überzeugend spielt Anja Kling mal keine Sympathiefigur, sondern eine herrische, gleichwohl auf ihre Weise fürsorgliche Mutter und linientreue DDR-Bürgerin. In einem weiteren Handlungsstrang geht es um Conrads Kollegen Axel Lang (Hannes Wegener), einen schwulen Physiklehrer, der die Schikanen des Regimes satt hat und sich in den Engländer Duncan March (Richard Pepper) verliebt. Der lebt in West-Berlin und will mit Touristen-Führungen in Ost-Berlin Geld verdienen. Axel erfährt über einen Bekannten aus der Schwulenszene – Daniel Zillmann in einer unerfreulichen Rolle als übergewichtige Opfer-Figur, die in einigen Szenen der Lächerlichkeit preisgegeben wird – vom Bau eines Fluchttunnels in den Westen.

Der gleiche HimmelFoto: ZDF / Bernd Schuller
„Der gleiche Himmel“ ist ein Dreiteiler für ein Publikum, das nicht allzu viel weiß von deutsch-deutscher Geschichte, insbesondere der DDR. Der Blick auf jüngere Zuschauer und auf den internationalen Markt sind unübersehbar. Dabei unterlaufen Buch & Regie dramaturgisch denunziatorische Ausrutscher, die ungewöhnlich sind fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen. So wird Daniel Zillmann in einer unerfreulichen Rolle als übergewichtige Opfer-Figur nicht nur von Freund und Feind in der Geschichte schikaniert, sondern auch noch vor dem Zuschauer lächerlich gemacht.

Der zentrale Handlungsstrang hat am Ende gerade erst begonnen
Nichts gegen ein offenes Ende, hier allerdings erscheint die Handlung geradezu abgebrochen. Offensichtlich ist das Drehbuch auf eine Serien-Fortsetzung angelegt, doch weil darüber zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung trotz zahlreicher Lizenz-Verkäufe auf dem internationalen Markt wohl noch nicht entschieden ist, werden am Ende des dritten Teils einige Schrifttafeln mit unentschlossenen Botschaften eingeblendet. Auch der zentrale Handlungsstrang hat da eigentlich gerade erst begonnen. Der Romeo wurde nach Laurens Tod auf deren für die NSA arbeitende Kollegin Sabine angesetzt. Lars Weber schafft es tatsächlich, natürlich mit falscher Identität, sich Sabine zu nähern, stößt aber bei Sabines Stiefvater, dem NSA-General Howard Cutter (Steven Brand) auf Misstrauen. Dass Sabine und Lars Geschwister sind, weiß das Publikum dank eines Fotos, das sowohl Gregor im Osten als auch Dagmar Cutter im Westen aufbewahrt. Die Eltern trennten sich, als die Kinder ganz klein waren. Dagmar ließ den Sohn beim Vater und verschwieg ihrer Tochter die Existenz von Bruder und Vater im Osten. Gregor wiederum erzählte Lars, Mutter und Schwester seien bei einem Unfall ums Leben gekommen.

Claudia Michelsen unterfordert – eine spannende Rolle für Jörg Schüttauf
Beinahe verschenkt wirkt hier die Besetzung der Mutter-Rolle mit Claudia Michelsen, die hauptsächlich mit traurigem Blick nach dem alten Foto in einer Kiste kramt. Das kann wohl kaum alles gewesen sein. Jörg Schüttauf hat dagegen eine weitaus spannendere, differenzierte Rolle: Gregor überwacht für die Stasi seine Nachbarn und Arbeitskollegen, scheint es mit dem Anschwärzen aber nicht mehr so genau zu nehmen. Der höherrangige MfS-Offizier macht ihm Druck, Gregor muss einen Informellen Mitarbeiter anwerben und geht widerwillig ans Werk. Zu seinem Glück gibt es noch junge, übereifrige Männer, die sich geradezu danach sehnen, als Denunzianten zu arbeiten. Junge Männer wie der eigene Sohn, der so eine blendende Karriere gemacht hat und nun als Romeo im Westen für den Sozialismus kämpft. Der Vater, der an der Ideologie zweifelt und gleichzeitig stolz ist auf seinen Sohn – der (bislang) linientreue Sohn, der im Westen in einer superschicken, von der Stasi bezahlten Wohnung lebt und einen plumpen, permanent Fastfood in sich hinein stopfenden, aber auf den Konsum-Kapitalismus schimpfenden Führungsoffizier ertragen muss: In der Vater/Sohn-Beziehung liegt noch viel Potenzial, das bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Ganz zu schweigen davon, dass das Familiengeheimnis für die Protagonisten noch gar nicht gelüftet ist.

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Mit Tom Schilling, Sofia Helin, Friederike Becht, Ben Becker, Jörg Schüttauf, Anja Kling, Godehard Giese, Stephanie Amarell, Hannes Wegener, Daniel Zillmann, Steven Brand, Claudia Michelsen, Jascha Rust, Muriel Weber, Max Hopp, Steffi Kühnert

Kamera: Judith Kaufmann

Szenenbild: Bernd Lepel

Kostüm: Bettina Marx

Schnitt: Alexander Dittner

Produktionsfirma: UFA Fiction, Beta Film

Drehbuch: Paula Milne

Regie: Oliver Hirschbiegel

Quote: 1. Teil: 4,68 Mio. Zuschauer (15% MA); 2. Teil: 4,11 Mio. (13,5% MA); 3. Teil: 4,08 Mio. (13,2% MA)

EA: 27.03.2017 20:15 Uhr | ZDF

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