Ohne das Engagement von Elke Ried in den 90er Jahren wäre das traditionsreiche Geraer Kinderfilm-Festival vermutlich in der Versenkung verschwunden. Mit der Verfilmung von „Der gestiefelte Kater“ beweist die heutige Produzentin, dass sie ihr Gespür für den Kinderfilm nicht verloren hat. Die Adaption bringt alles mit, was eine zeitgemäße Umsetzung braucht. Die Geschichte bleibt der Vorlage treu, sorgt aber durch Übertreibungen & ironische Brechungen immer wieder für gerade so viel Distanz, dass kleine und große Zuschauer gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Das ist vor allem Roman Knižkas Verdienst, der die Darbietungen des prachtvoll gewandeten Katers immer wieder durch feine mimische Nuancen bricht.
Anders als die meisten anderen Märchen aus der neuen ARD-Staffel hält sich das Drehbuch eng an das Grimm’sche Märchen, das allerdings auch eine Menge Stoff bietet: Hans (Jacob Matschenz) erbt nach dem Tod des Vaters den Kater Minkus. Der Vierbeiner kann Hans gerade noch davon abhalten, ihn zu einem Paar Handschuhe zu verarbeiten, und überredet ihn statt dessen, ihm ein Paar Stiefel zu kaufen. Prompt verwandelt sich Minkus in einen Chevalier (wenn auch ohne Pferd) und revanchiert sich bei Hans, indem er höchst gewitzt ein sympathisches Komplott einfädelt. Am Ende ist dank einer List nicht bloß der böse Zauberer Abaddon besiegt, der seine Opfer in Hunde zu verwandeln pflegt, sondern Hans mit einem Mal auch Besitzer riesiger Ländereien und außerdem mit einer hübschen Prinzessin verlobt.
Es sind vor allem die erzählerischen und darstellerischen Details, die den Film so liebenswert machen. Ähnlich wie Knižka glückt auch den anderen Schauspielern die Balance auf dem schmalen Grat zwischen Ironie und Übertreibung, Traditionsbewusstsein und modernem Ansatz. Wenn Hans, dem Räuber angeblich die Kleider gestohlen haben, nackt dem See entsteigt, darf die Prinzessin verstohlen einen Blick riskieren. Und als der König (Kai Wiesinger) Hans wie versprochen die Hand seiner Tochter überlässt, geht ihm das alles doch etwas schnell: Küssen sollen sie sich erst später. Seltsam nur, dass alle Welt den Kater als Kater erkennt, denn außer dem ausgeprägten Backenbart und den Schnurrbarthaaren deutet in Knižkas Gesicht nichts auf die tierische Herkunft hin. Dafür ist die Musik großes Kino.