Er vergisst nichts. Für seine Kollegen ist er deshalb “der Elefant”. Sein Gedächtnis ist sein Kapital. Denn der neue TV-Kommissar bei Sat 1 leitet die Abteilung für ungeklärte Tötungsdelikte. Fälle, die bis zu 20 Jahre zurückliegen, werden wieder aufgenommen in der neuen Krimiserie “Der Elefant – Mord verjährt nie”. Thomas Sarbacher konnte für die Hauptrolle gewonnen werden. Vielversprechend auch alles andere: da geben sich in den bisweilen kammerspielhaften Krimis Gast-Schauspieler wie Nina Petri, Sylvester Groth, Lisa Kreuzer oder Hansa Czypionka die Klinke in die Hand. Und hinter der Kamera stehen mit Christiane Balthasar, Andreas Prochaska und Ed Herzog drei vielversprechende Regisseure.
Nachdem bereits der 90-minütige Pilotfilm im letzten Jahr Publikum wie Kritikern gefiel, ist heute “Frau Sandmanns Glück” ein starker Start für die acht 45-Minüter. Eine Frau betritt verstört eine Polizeiwache. “Ich habe jemanden umgebracht – es tut mir leid”, gesteht eine ziemlich verstörte Frau. Vor vier Jahren soll sie den Mord an einem Arzt begangen haben. Ihre Erinnerung ist seltsam lückenhaft und beschränkt sich auf das, was einst in den Zeitungen zu lesen war. Kommissar Matthias Steiner will trotz Geständnis weiter ermitteln. Irgendwas scheint mit dieser Frau nicht zu stimmen. Aber ist sie eine Mörderin? Jeanette Hain spielt die Psychoputze mit Faible für Pastelltöne in ihrer unnachahmlichen Art: als Rätsel Frau.
Der erste Serien-Fall spiegelt viel von seinem Helden wider. Auch Steiner, dessen Frau vor Jahren ermordet wurde, ohne dass der Täter gefasst werden konnte, ist ein zwanghafter Charakter und lebt in einer eigenen Welt. “Steiner bewohnt die Geschichten der anderen, weil er kein eigenes Privatleben hat”, sagt sein Darsteller. Das verleiht seiner Figur etwas Unnahbares, macht sie aber psychologisch interessant. Steiner ist auch kein Freund markiger Worte, markig ist allein sein Äußeres mit dem nachdenklichen Robert-de-Niro-Blick, den ihm Sarbacher verleiht. Das Beste aber an “Der Elefant” ist das faszinierende Spiel mit der menschlichen Erinnerung. Sie macht (die) Geschichte. Sarbacher: “Die Frage ist, wenn man sich an lang zurückliegende Dinge erinnert, wie verändert sich da die Wahrheit? Will sich einer nicht erinnern oder kann er sich nicht erinnern? Oder will er sich falsch erinnern?“