Er ist gern dort, wo das Leben ist: Gerry Waiblinger, Vorstadt-Stenz, Gebrauchtwagen-Händler und Hauptkommissar in einer Person. „A bisserl was geht immer“ – heißt sein Motto. Bei einem seiner privaten Club-Besuche gerät er in eine Drogen-Razzia. Der dienstbeflissene BKA-Mann Tristan von Rehnitz macht dem coolen Cop, der sich als Anwalt seiner halbseidenen Spezerln versteht, in der Folgezeit das Leben schwer. Bis die Chefin ein Machtwort spricht, „Wir sind alle liab mitananda“, und die Streithähne zum gemeinsamen Dienst verpflichtet. Der Preuße will dem „schönen München“, von dem es heißt, Polizei und Gangster gingen hier auf Tuchfühlung, eine Chance geben, und der Urbayer hofft, dass „seine Hoheit“ bald auf den Boden der weißblauen Wirklichkeit geholt wird.
Münchner Vorstadtcowboy trifft auf blaublütigen Preußen-Pinkel in der neuen Sat-1-Serie „Der Cop und der Snob“. Der leichtlebige Schlawiner aus dem Problemstadtteil Hasenbergl und der hyperkorrekte, Seidenschal tragende Diplomatensohn mögen auf den ersten Blick ein ungleiches Paar vom Serien-Reißbrett sein – doch bereits nach wenigen Minuten der ersten Folge gelingt es Johannes Zirner und Marc Ben Puch, unterstützt von mal bewusst überpointierten, mal realistisch „ernsthaften“ Dialogen und dem sexy-Augenzwinkern von Katharina Müller-Elmau als Chefin Sally, sich frei zu spielen von den Klischees ihrer Figuren. Schneller als erwartet raufen sie sich nach außen hin zusammen, während die Herkunfts- und Haltungsunterschiede in ihren Charakteren wohl verankert bleiben werden. Diese Serie könnte funktionieren. Sie verspricht einiges. Die Eingebundenheit in die charakter- und mentalitätsstarke Bayern-Metropole mit den seltsamen Methoden der Gesetzeshüter und den verschiedensten Milieus ist ein gutes Fundament – Klasse-Typen und spielfreudige Schauspieler inklusive. Das Ermittlerduo bekommt es beispielsweise zu tun mit einer Toten bei einem Promi-Friseur, einem erschlagenen Obdachlosen im Englischen Garten, einer vergifteten Studentin am Isarufer oder in der Auftaktfolge mit einem toten „Haserl“, dem in Badewanne eine Kreuzspinne zu nahe kommt. Großkopferte und kleine Leute, Kokser und Biertrinker – im Krimi sind sie alle gleich, und sie sind mal Opfer und mal Täter.
Soundtrack: Adele („Rollin’ in the deep“), Stevie Wonder („I wish“), Beyoncé („Crazy in Love“), Bill Withers („Lovely Day“), Commodores („Easy“), Isaac Hayes („Theme from Shaft“), Jean Knight („Mr. Big Stuff“)
Keine Frage, die Macher kennen die Seriengeschichte und klauen nicht zu knapp. Doch besser gut geklaut und gut kombiniert, als schlecht neu erfunden. Der erste feine Pinkel, der in Deutschland ermittelte, war Graf Yoster. Ob sich die Autoren an den noch erinnerten, ist fraglich. Sicher dagegen, dass Zirners charismatisch-sympathischer Hallodri samt Lieblingsspruch, „A bisserl was geht immer“, geradewegs aus der seriellen Alltagskomödie „Monaco Franze“ von Helmut Dietl fürs Krimigenre adoptiert wurde und man dabei einen scharfen Blick auf die Erfolgsdramaturgie von „Der letzte Bulle“ geworfen hat. Der Erzählfluss, das gute Tempo und die pfiffige Montage sind eher noch stärker als bei der Kultserie mit Henning Baum. Auch die Songs – im Auftaktfilm vorwiegend aus dem Soul- & Funkbereich – sind etwas stimmiger in die Szenen eingebunden. Man darf gespannt sein!