Der Bremerhaven-Krimi – Geschäft mit dem Tod

Elena Uhlig, Micas, Hölscher, Zumbrock, Peeters, Osburg, Nicolai Rohde. Alter Schwede

10.11.2025 10:00 ARD-Mediathek Streaming-Premiere
13.11.2025 20:15 ARD TV-Premiere
14.11.2025 00:15 ARD
Foto: RB, Degeto / Michael Ihle
Foto Tilmann P. Gangloff

Der zweite „Bremerhaven-Krimi“ (Degeto, RB / Bremedia Sappralot) über die Arbeit einer Sondereinheit des Zolls ist vorzüglich fotografiert, fesselt aber nur auf der Krimi-Ebene: Ein anonymer Anrufer informiert die Behörde, dass ein schwedischer Containerfrachter Teile für den Bau einer Drohnenfabrik im Iran an Bord hat, doch das Team findet nichts. Die ergebnislose Suche ist spannend umgesetzt, einige Szenen sind optisch außerordentlich beeindruckend, doch die Teamgespräche wirken in der Umsetzung wie eine Vorabendserie.

Schon im ersten Krimi über die Arbeit einer Sondereinheit des Zolls war das Beste die Bildgestaltung. Gerade die Szenen im Container-Terminal waren faszinierend. Hier tragen sich auch weite Handlungsteile des zweiten Films zu. Damals, es ging um Drogenschmuggel, suchte das Team nach einer Nadel im Heuhaufen. Diesmal gibt es immerhin einen konkreten Hinweis: Ein anonymer Anrufer hat die Behörden darüber informiert, dass ein schwedischer Frachter illegale Ware transportiert. Es handelt sich, wie sich schließlich ’herausstellt, um Bauteile, mit denen im Iran eine Drohnenfabrik errichtet werden soll. Das Schiff ist zwar riesig, aber die Aufgabe ist immerhin überschaubar. Die Ladung wird gelöscht und ebenso wie der Frachter untersucht, allerdings ohne Ergebnis, und nicht nur das: Die „Hundred Waves“ ist unter anderem im Auftrag des Entwicklungsministeriums unterwegs, sie soll Anlagen zur Wiederaufbereitung von Wasser in die Philippinen transportieren. Vom „Whistleblower“ fehlt ohnehin jede Spur, angeblich ist er gar nicht erst an Bord gegangen. Der Prolog verrät, was dem Mann während der sturmumtosten Überfahrt von Göteborg nach Bremerhaven widerfahren ist.

Der Bremerhaven-Krimi – Geschäft mit dem TodFoto: RB, Degeto / Jörg Landsberg
Der Kapitän (Christian Schneeweiß) und die Crew der „Hundred Waves“ drohen Lew Lisenko (Liliom Lewald) über Bord zu werfen.

Nach dem spektakulär gefilmten Auftakt auf dem Frachter folgt die genretypische Rückblende („2 Tage zuvor“) und damit ein erheblicher Spannungsabfall: Die Szenen im Radarturm des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts sind Krimiroutine und klingen mitunter wie Informationen für jenen Teil des Publikums, der gerade erst dazugekommen ist. Die kleinen Geplänkel sind ganz nett und lassen die Mitglieder wie gewünscht sympathisch erscheinen, doch im Grunde ist das Vorabendniveau. Später menschelt es kräftig, als sich die ansonsten stets forsche Katta Strüwer (Elena Uhlig) von einer ganz anderen Seite zeigt und ihrer mitfühlenden Kollegin Lisa (Cynthia Micas) offenbart, warum sie auch im Büro stets eine Mütze trägt. Die Szene ist sehr berührend, hat aber mit dem Kern der Geschichte nichts zu tun und soll das Geschehen einzig und allein um ein emotionales Element bereichern.

Um Gefühle geht es auch auf einer zweiten Ebene. Hier erzählt Nils-Morten Osburg, der bereits das Drehbuch zum 2023 ausgestrahlten ersten Film („Tödliche Fracht“) geschrieben hat, ein Familiendrama: Der schwedische Schiffsbesitzer Gösta Berglund (Filip Peeters) arbeitet mit einem Unternehmen aus Bremerhaven zusammen. Seine Schwägerin Astrid Töfting (Nina Kronjäger) führt den Familienbetrieb mit strenger Hand. Tochter Romy (Leonie Wesselow) ist ganz die Mutter, Sohn David (Alessandro Schuster) ist ein Luftikus, der seine Zeit lieber mit Kite-Surfen verbringen würde. Dass der Schwede Dreck am Stecken hat, steht früh außer Frage. Offen bleibt allerdings, ob die Familie seines verstorbenen Bruders in die schmutzigen Geschäfte eingeweiht ist. Als Gero von Bernbeck (Bernd Hölscher) Ärger „von oben“ bekommt, weil Berglund seine Verbindungen ins Ministerium spielen lässt und der Zoll für den durch die Verzögerung entstandenen Schaden aufkommen soll, bleiben ihm und seinem Team nur noch wenige Stunden bis zum Auslaufen der „Hundred Waves“. Um die illegale Ausfuhr zu stoppen, müssen sie das Versteck finden, doch die Container sind allesamt durchleuchtet worden.

Der Bremerhaven-Krimi – Geschäft mit dem TodFoto: RB, Degeto / Hannes Hubach
Eine trügerische Familienidylle: Schiffseigner Gösta Berglund (Filip Peeters, der seine Rolle mit einer reizvollen Abgründigkeit versieht) hat seine Schwägerin Astrid Töfting (Nina Kronjäger) und die Kinder zum Abendessen ins Hotel eingeladen.

Sehenswert ist „Geschäft mit dem Tod“ – der Episodentitel ist ähnlich einfallslos wie beim ersten Film – vor allem wegen der während des laufenden Betriebs gedrehten Szenen auf dem Container-Terminal und der vorzüglichen Bildgestaltung. Regie führte erneut Nicolai Rohde (Kamera hier wie dort: Hannes Hubach). Das Licht auf dem Schiff ist nicht nur im Prolog äußerst unbehaglich. Sehr eindrucksvoll sind auch die Unter-Wasser-Bilder des wie Müll über Bord geworfenen ukrainischen Informanten (Liliom Lewald). Eine Einstellung, als Lisa im Bauch des Schiffes steht, lässt nicht nur erahnen, wie riesig der nun leergeräumte Frachtraum ist, sondern verdeutlicht zudem die ganze Ratlosigkeit des Teams; gegen Ende wird exakt diese Aufnahme entscheidenden Anteil an der Lösung des Falls haben. Ein weiterer Einschaltgrund ist der Belgier Filip Peeters, der seine Rolle mit einer reizvollen Abgründigkeit versieht: Mit seinem weißen Vollbart wirkt Gösta Berglund wie ein freundlicher Großvater; tatsächlich ist der alte Schwede bereit, über Leichen zu gehen, wie sich im weiteren Verlauf der Handlung zeigt, als jemand den Fehler begeht, ihn erpressen zu wollen. Dank seiner Ausstrahlung ist Peeters problemlos in der Lage, auch einen mutmaßlichen Drehbuchsatz wie „Er durchbohrt den Mann förmlich mit seinem Blick“ umzusetzen.

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Reihe

ARD Degeto, RB

Mit Elena Uhlig, Cynthia Micas, Bernd Hölscher, Lukas Zumbrock, Filip Peeters, Nina Kronjäger, Leonie Wesselow, Alessandro Schuster, Florian Kroop, Christian Schneeweiß, Liliom Lewald, Hadi Khanjanpour, Rainer Strecker

Kamera: Hannes Hubach

Szenenbild: Jost Brand-Hübner

Kostüm: Sonja Kappl

Schnitt: Melanie Schütze

Musik: Johannes Kobilke und Philipp Kobilke

Soundtrack: Avril Lavigne („Knockin’ On Heaven’s Door“), The 5.6.7.8.‘s („Woo Hoo“)

Redaktion: Annette Strelow (RB), Katja Kirchen (Degeto)

Produktionsfirma: Bremedia, Sappralot Productions

Produktion: Hamid Baroua, Heidi Bruns, Christoph Menardi

Drehbuch: Nils-Morten Osburg

Regie: Nicolai Rohde

EA: 10.11.2025 10:00 Uhr | ARD-Mediathek

weitere EA: 13.11.2025 20:15 Uhr | ARD

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