„Du musst … es verhindern … der Papst.“ Noch kann die Ex-Polizistin Johanna mit den letzten Worten ihres Vaters wenig anfangen. Zuschauer, denen Dan Browns Romane keine Bücher mit sieben Siegeln sind, kann sich dagegen schon einen Reim darauf machen. Der Titel „Der Bibelcode“ weckt Assoziationen an jene Zahlenmystiker, die im Namen der Wissenschaft oder als Vorwand für Unterhaltung der Heiligen Schrift statistisch begegnen. Einer von ihnen ist der Journalist Michael Drosnin, der mit Hilfe mathematischer Formeln nach Sinn stiftenden Worthäufigkeiten und Buchstabenfolgen in der Bibel suchte und den Mord am israelischen Ministerpräsidenten „Jitzhak Rabin“ vorhergesehen haben soll.
Der Pro-Sieben-Zweiteiler hat sich die Thesen von Drosnins gleichnamigen Weltbestseller „Der Bibelcode“ ausgeliehen als Grundlage für ein Mystery-Abenteuer, das vom Unterhaltungswert her höchste Event-Movie-Standards erreicht. Das fängt beim Cast an, wo einem endlich einmal nicht die üblichen Verdächtigen begegnen: Joachim Fuchsberger als Papst ist mehr als ein Besetzungsgag, der Franzose Olivier Sitruk bringt etwas internationalen Flair in die Produktion, vor allem aber ist es Cosma Shiva Hagen, die den Film trägt. So wie sie stellt man sich nicht unbedingt eine Polizistin vor, aber als Flintenweib mit seherischen Qualitäten macht sie eine gute Figur. Und ihr Äußeres entspricht dem Film-Look von Regisseur Christoph Schrewe. Da ist mal neuzeitlicher Hochglanz, mal mittelalterliche Düster-Optik angesagt. Hagen, die „Bunte“-Leser zur schönsten Frau Deutschlands kürten, ist längst kein „Fräuleinwunder“ mehr, vielmehr taugt sie zur internationalen Ikone, mit der sich jugendliche Frische ebenso wie seelische Tiefe und Magie „erzählen“ lassen.
Als ich merkte, dass meine Figur ein glaubwürdiger Charakter ist, war es für mich okay, dass Pro Sieben mit meinem Gesicht den Film bewirbt“, sagt die Wahlhamburgerin. Zunächst war sie durchaus etwas skeptisch. „Ich war besorgt, dass ‚Der Bibelcode’ auf einen fahrenden Zug aufspringen könnte“, betont Hagen. „Es wäre nicht das erste Mal, dass das Fernsehen etwas kopiert, das im Kino gut lief.“ Natürlich lag die Vermutung nahe, dass sich der TV-Zweiteiler beim „Da Vinci Code“, der erfolgreichen Hollywood-Verfilmung von Dan Browns 50 Millionen Mal verkauften „Sakrileg“, bedienen würde. Für Hagen waren es dann aber doch zwei unterschiedliche Geschichten, gleich sei für sie nur das Genre.
Selbst wer mit Altem Testament, Katholischer Kirche oder Dan Brown wenig anzufangen weiß, dürfte am „Bibelcode“ seinen Spaß haben. Der Film verzichtet auf Kaffeesatzleserei und auch bibelfest muss man als Zuschauer nicht sein. Hagen: „Da werden keine riesigen Botschaften vermittelt. Das ist Entertainment.“ Was als ein Krimi mit klerikalem Hintergrund beginnt, bei dem die Helden genregemäß immer wieder das Glück des Tüchtigen haben, mutiert zum spannenden Abenteuerfilm. Allzu sehr behelligt wird man dabei nicht von Verschwörungstheorien oder Prophezeiungsmythen. Es geht um Gut und Böse. Auf der einen Seite steht der sanftmütige Papst Innozenz, auf der anderen der Kardinal von Avignon, ein Herrscher mit Feuer und Schwert, der dem Heiligen Vater nach dem Leben trachtet.
Die Heldin Johanna muss das Werk ihres Vaters, der den Bibelcode geknackt hat, fortsetzen und sie muss sein Wissen gegen die Bösen verteidigen. Die Geistlichen halten sie für die Nachfolgerin der letzten Prophetin. Sie könnte segensreich in die Zukunft eingreifen. Das Schicksal der Menschheit auf den schmalen Schultern einer jungen Frau – in „Der Bibelcode“ treffen die Regeln des Abenteuerkinos auf die Marktgesetze der frauenaffinen Fernsehfiktion. (Text-Stand: 1.9.2008)