Nicht nur die Pisa-Studien geben den deutschen Schulen schlechte Noten. Jedes Jahr sind 400.000 junge Menschen am Ende ihrer Schulzeit nicht in der Lage, richtig zu lesen, zu schreiben und zu rechnen. Vier Millionen Deutsche sind Analphabeten. 4,6 Milliarden Euro zahlen die Eltern, die es sich leisten können, damit ihre Kinder privat das lernen, was ihnen die staatliche Schule nicht beibringt. Hinzu kommt der Frust, den die Schule bei den Kindern hinterlässt. Auch Angst ist ein schlechtes Lernziel.
„Der beste Lehrer der Welt“ macht alles anders. Gemäß dem Motto des Films, Lernen lernen und dabei vor allem den Spaß nicht zu verlieren, hat sich der Drehbuchautor Dieter Bongartz mit einer Komödie dem Problem, das mit der deutschen Oberlehrer-Mentalität zu tun hat, genähert. „Ich wollte am Beispiel der Pisa-Diskussion eine Komödie schreiben über die deutsche Gesellschaft, die sich oft viel zu ernst gebärdet und dabei gern so viel beim schlechten Alten lässt“, so Bongartz. Eine Botschaft des Films lautet: Solange die Schule unter dem Scheffel profilneurotischer Politiker steht, die immer nur den schnellen Applaus suchen, wird sich hierzulande gesamtgesellschaftlich am verkrusteten Schulsystem wenig ändern.
Der Titel gebende „beste Lehrer der Welt“ sucht dagegen nach einem Sinn, der über den Tageserfolg hinaus Bestand hat. Er hat Visionen. Dabei hat er das Lehrerdasein gründlich satt, da ihm alle Welt das Leben schwer macht. Bis eines Tages ein Raunen durch Deutschland geht – weil vier seiner Schüler in einem neuerlichen Durchgang der Pisa-Untersuchungen zu den besten der Welt gehören. Nun wird Gustav Kilian, der Noten abschaffen will, urplötzlich zum pädagogischen Erleuchter. Der Schulrektor liegt ihm zu Füßen, die Ministerialbeamtin hält ihm das Händchen und seine Schüler sind aus dem Häuschen. Keiner fragt nach, wie dieser glücklose Erzieher zum Lehrmethoden-Supermann werden konnte. Und wie kann es passieren, dass ausgerechnet vier seiner Problemschüler zu Lernweltmeistern werden?
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Der Film von Lars Becker ist verspielt, die Handlung ist stets für eine Überraschung gut, die Schauspieler sind überdreht – und doch hält das Ganze durchaus noch Kontakt zum Thema. Glänzend ist die Minister-Parodie von Martin Brambach. Auch zwei weitere Repräsentanten ihrer Zunft sind bestens getroffen: Natalia Wörner als ehrgeizige Beamtin mit Hang zu Höherem und Gustav Peter Wöhler als Rektor, der fehlendes Rückgrat durch Phrasen ersetzt.
Der filmische Drahtseilakt zwischen Komödie und Anspruch steht und fällt allerdings mit Uwe Ochsenknecht. Ohne ihn wäre die Hauptfigur kaum denkbar. Sein schnoddriger Charme, wie er Kilians Mischung aus 70er-Jahre-Lockerheit und Unbedarftheit spielt, das ist glaubwürdig vom Frustschluck bis zur Haltungsnote. „Wir haben das Gefühl dafür verloren, ob es unseren Kindern gut geht oder schlecht, ob sie glücklich sind oder traurig“, heißt es in der Dankesrede im Film. Es verwundert nicht, dass Ochsenknecht, der sagt, „die Schulzeit war für mich die schlimmste Zeit meines Lebens“, ähnliche Ansichten hat: „Die Kinder lernen heute zu wenig über das Leben. Zu kurz kommt, dass Werte wie Toleranz, Menschlichkeit und Mitgefühl vermittelt werden. Schule sollte auf spielerische Art Wissen vermitteln.“