“Das ist hier kein Testlauf – das ist mein Leben”, sagt sich Luise, eine Frau um die 30, die langsam aber sicher einzugehen droht in den Armen ihres langweiligen Lebensgefährten. Sie träumt – natürlich vom Traummann. Als der plötzlich auftaucht, droht er für die ebenso frustrierte wie naive Frau zum Albtraummann zu werden. Aus der Urlaubsromanze wird ein Flirt mit dem Tod. Und aus der erotischen Liebesgeschichte wird so etwas wie ein Krimi.
“Der Augenblick der Begierde” ist ein ziemlich unpassender Titel für diesen kruden Genre-Mix, der den Zuschauer mit den verschiedensten Tonlagen statt mit konsistenter Spannungsdramaturgie irritiert. Am Anfang zieht die junge Masseuse, die von knackigen Männern träumt und es stattdessen mit schwabbeligen Krankenscheinpatienten und es als Partner mit einer Schlaftablette zu tun hat, einen Schlussstrich. Sie wirft den Freund raus und fliegt Last-Minute nach Mallorca. Schon im Flugzeug fällt ihr dieser geheimnisvoll-galante Gentleman auf. Doch Max Bernau ist verheiratet und ein Millionenerbe. Nichtsdestotrotz: er ist interessiert an ihr. Luise gibt seinem Drängen nach. In einer einsamen Bucht verbringen sie eine romantische Liebesnacht. Die junge Frau ist hin und weg. Nicht lange – da stirbt Bernaus Frau in ihren Armen. Luise gibt Max ein Alibi und kommt ein wenig ins Grübeln.
“Basic Instinct” mit verkehrten Rollen; der Mann als undurchschaubarer homme fatale – die Rezeptur zu diesem Sat-1-Movie ist offensichtlich. Große Vorbilder zitiert der Film, der nach dem gleichnamigen Roman von Katharina Anton entstanden ist, auch am Ende. Mit einer Portion Augenzwinkern wird auf den nie endenden Horror à la “Rosemaries Baby” oder “Das Omen” angespielt. Eine Fortsetzung von “Der Augenblick der Begierde” wäre durchaus denkbar. Dann aber besser mit Schauspielern, die mehr Chemie miteinander entwickeln. Der Cast von Bettina Woernles Film ist symptomatisch für dessen wilde Mixtur. Julia Richter ist noch die beste Wahl normale junge Frau von nebenan, die aus ihrer No-Sex-Beziehung erwacht. Philipp Brenninkmeyer als heißkalter Beau meistert seine vergleichbar schwierigere Rolle noch gerade so. Doch die Nebenrollen sind völlig fehlbesetzt und führen auf falsche Fährten. Da witzeln beispielsweise Yasmina Filali als frustrierte Pauschaltouristin und Comedian Marco Rima als frisch geouteter Schwuler unter mallorquinischer Sonne und lenken so nur von der “verhängnisvollen Affäre” ab. (Text-Stand: 2.9.2003)