Millionenschwerer Investmentunternehmer sucht zur Abwechslung mal eine Herausforderung mit Herz. Statt Arbeitsplätze wegzurationalisieren, besinnt sich der einst knallhart kalkulierende Manager, der sich vor Jahren vom Kellner in die Chefetage hoch diente, auf seine Wurzeln. Melancholie und Menschlichkeit ergreifen plötzlich Besitz von ihm. Und warum dies alles? Klar, der Mann hat sich verliebt, zum ersten Mal richtig. In eine Hotelfachkraft, die patent ist, gewissenhaft, unkompliziert & dazu noch bezaubernd aussieht. Sie hält den in einer Sinnkrise Befindlichen für einen Aushilfskellner der unverschämt lockeren Art. Das Liebesspiel kann beginnen. Wie ein Getriebener tritt der Millionär Tag für Tag im Fünf-Sterne-Hotel seinen Dienst als Zimmerkellner an, derweil ihn die großen Geschäfte kaum noch interessieren.
Geld macht nicht glücklich – nur die Liebe zählt. Die Botschaft, die das TV-Movie “Das Zimmermädchen und der Millionär” an den Liebhaber komödiantischer Romanzen richtet, ist so alt wie das Genre, das sich im Goldenen Zeitalter Hollywoods größter Beliebtheit erfreute. Ob solche modernen Märchenfilme funktionieren ist immer eine Frage der Feinabstimmung zwischen Script, Regie und der Chemie der Schauspieler. Im Falle dieses Sat-1-Films stimmt alles. Da sind die Hauptdarsteller: die Dominik-Graf-Entdeckung Misel Maticevic (“Hotte im Paradies”), Thomas Sarbacher, der seit “Der Elefant” in aller Munde ist, und ganz besonders Lisa Martinek, die sich in den letzten Jahren kontinuierlich in die erste Reihe gespielt hat. Sie überzeugt stets als junge Frau von nebenan, als Sympathieträgerin ist sie unschlagbar. Wenn die Natürlichkeit im Fernsehen bei uns ein Gesicht hat, dann heißt sie Lisa Martinek.
Die gebürtige Stuttgarterin, auffallend in ihrer Unauffälligkeit, und Newcomer Maticevic, der für eine Komödie extrem zurückgenommen spielt und mehr auf physische Präsenz setzt, tragen den Film als Paar ideal. Angenehm auch, dass Autor Christoph Darnstädt (“Das Experiment”) ihnen keine zickigen oder postpubertierenden Dialoge ins Drehbuch geschrieben hat und dass Regisseur Andreas Senn in der RTL-Serie “Abschnitt 40” nicht nur einen Blick für die Straßen von Berlin, sondern auch für (sich bewegende) Menschen in Räumen bekommen hat. (Text-Stand: 12.10.2004)