Es soll ja Menschen geben, die ihr Fernweh stillen, indem sie in Prospekten blättern. Das kann man sich dank „Traumhotel“ sparen. Der Film schwelgt geradezu in den prachtvollen Strandlandschaften der Seychellen. Klares Wasser, weißer Sand, schöne Menschen, luxuriöse Hotelanlagen: wenn sich da mal kein Tourismusminister an den Produktionskosten beteiligt hat. Anders als zuletzt, als die „Traumhotel“-Plots lieblos wirkten, gibt es in diesem neuen Film sogar drei Geschichten; und jedes Mal geht es um eine Lüge. Mal wird ein Zimmer-Mädchen (Radost Bokel) von ihrer Freundin als Model ausgegeben, um einen Modeschöpfer (Hardy Krüger jr.) zu beeindrucken; mal verfolgt ein verflossener Geliebter seine frühere Freundin (Anja Kraus), die die Affäre am liebsten ungeschehen machen würde, weil es zwischen ihr und dem Gatten (Nemec) längst wieder gefunkt hat; mal sucht eine Bankerin (Wilde) nach ihrem verschollenen Vater, dessen Briefe ihre Mutter stets verheimlicht hat.
„Plattitüden mit Verdacht auf Sonnenstich“ (TV-Spielfilm)
Natürlich ist das typisches Freitagsfernsehen: Die Spekulation auf die Hingabe jener Menschen, die für Melodramatik empfänglich sind, ist offensichtlich. Und wenn man ignoriert, dass Christian Kohlund als Hotelmanager kaum mehr zu tun hat, als das wandelnde Bindeglied zwischen den Handlungssträngen zu spielen, ist der Film durchaus ansehbar; da hat die ARD freitags schon Schlimmeres gezeigt. Allerdings ist auch dieser Film nicht davor gefeit, insgesamt allzu dick aufzutagen (Regie: Otto W. Retzer). Mitunter begehen die Darsteller den typischen Fehler, Unsicherheit durch Überagieren zu kaschieren. Und wenn dann auch noch musikalisch alle Register gezogen werden, möchte man den Ton am liebsten wegdrehen und bloß die herrliche Landschaft genießen. (Text-Stand: 20.1.2006)