Der umtriebige Generalmanager Winter braucht nach einem stressbedingten Kreislaufkollaps dringend eine Auszeit und zieht sich in ein Sechs-Sterne-Haus der Siethoff-Gruppe in Marrakesch zurück, nicht ahnend, dass sich ausgerechnet hier einige Dinge ereignen werden, die das Schicksal des gesamten Unternehmens wie auch seine private Zukunft beeinflussen.
Allein ältere Zuschauerinnen werden von der ARD-Tochter Degeto in Auftrag gegebene Reihe vermissen: Die stets an erlesenen Schauplätzen gedrehten „Traumhotel“-Filme hatten garantiert prachtvolle Landschaftsbilder (allerdings häufig mit Bildertapeten-Look) zu bieten und waren dank der exotischen Drehorte bei weniger ambitionierten Schauspielern sehr beliebt. Aber die ARD-Antwort aufs „Traumschiff“ vom ZDF passt mit seiner betulichen Erzählweise nicht mehr ins Konzept eines zeitgemäßen Fernsehens. Dennoch lässt sich nachvollziehen, warum die immer wieder ähnlich strukturierten „Traumhotel“-Produktionen erfolgreich waren: Jede Episode erzählte drei unterschiedliche Geschichten, deren Bindeglied der durch die Welt reisende Manager war; und in der Regel gingen alle gut aus. An diesem ehernen Prinzip rüttelt auch „Donna Leon“-Regisseur Sigi Rothemund nicht, der zudem das Buch geschrieben hat; die Bilder gestaltete wie stets sein Kameramann Dragan Rogulj. Dass die Aufnahmen im Hotel wie aus einem Werbefilm wirken, ist vermutlich der Preis für die Drehgenehmigung. Zum Ausgleich setzt Rogulj die Wüste prächtig ins Licht; Michael Hofmann de Boer sorgt für die passende orientalisch angehauchte musikalische Untermalung.
Foto: Degeto / Lisa Film / Siffedine Ela
Die Fans von Christian Kohlund wird besonders freuen, dass Winter noch stärker als sonst im Mittelpunkt steht: Seine Gesundheit ist akut gefährdet, er darf sich auf keinen Fall aufregen, sonst droht ein Herzinfarkt. Deshalb informiert Tochter Leonie (Hausburg), stellvertretende Direktorin des Hotels in Marrakesch, auch nicht ihren Vater, sondern die Gründerin und Namensgeberin der Siethoff-Gruppe, als das Haus erpresst wird: Angeblich war der Verkauf des Hotelgrundstücks ein Schwindel; nun fordert der wahre Besitzer des Grund und Bodens eine Entschädigung von 10 Millionen Euro. Da dies den Ruin des Unternehmens bedeuten würde, bleibt der eilends eingeflogenen Dorothea von Siethoff (Kubitschek) nichts anderes übrig, als Markus mit einzubeziehen. Wie es der Zufall will, weilt zeitgleich auch Leonies Mutter (Stavjanik) im Hotel; sie und Winter haben seit zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr, weil sie ihn damals für seinen besten Freund verlassen hat. Der dritte Erzählstrang ist Tochter Leonie gewidmet, die Winter endlich ihren Lebensgefährten Ahmed vorstellen möchte.
Dank Rothemunds Routine bleibt die Handlung stets im Fluss. „Das Traumhotel – Marokko“ ist nicht aufregend, aber auch nicht langweilig. Allerdings gibt es einige Ungereimtheiten, die einem alten Hasen wie ihm hätten auffallen müssen. Dass Leonie mit Mitte zwanzig deutlich zu jung ist, um ein großes Haus zu führen, mag man ja noch hinnehmen; dass sie jedoch seit zwei Monaten über Unpässlichkeiten klagt, aber nie auf die Idee gekommen ist, schwanger sein zu können, mutet doch recht unglaubwürdig an. Seltsam auch, dass das Hotel angeblich über 150 Gäste beherbergt, aber man außer Winter und seiner Frau nie jemanden sieht. Das Luxusdomizil kommt ohnehin mit überraschend wenig Personal aus. Auch die mitunter allzu pathetischen Dialoge sind nicht immer glücklich: „Du weißt ja, dass mein Vater Chefarzt im größten Hospital war“, muss Ahmed seiner Freundin erzählen, damit man das als Zuschauer ebenfalls erfährt. Der größte Lapsus aber geht auf die Kappe von Ausstatter Walter Dreier: Auf dem Ausflugsbus des Hotels steht groß & deutlich Siedhoff (statt Siethoff) Palace.