Das Leuchten der Sterne

Michael Fitz, Adolf Winkelmann. Beschwerlicher Alltag mit einem behinderten Kind

Foto: WDR / megaherz
Foto Rainer Tittelbach

Der Film „Engelchen flieg!“ zeigte, dass das Leben mit einem schwerstbehinderten Kind nicht nur eine Tragödie ist. In dem Fortsetzungsfilm „Das Leuchten der Sterne“ schaut die betroffene Familie nun – drei Jahre später – über den eigenen Tellerrand hinaus.

Mit dem viel beachteten Film „Engelchen flieg!“ zeigte Adolf Winkelmann, dass das Leben mit einem schwerstbehinderten Kind nicht nur eine Tragödie ist. Die WDR-Produktion erzählte bewegend vom Glück im Unglück der Familie Koller. In dem Fortsetzungsfilm „Das Leuchten der Sterne“ schaut die betroffene Familie nun drei Jahre später über den Tellerrand hinaus. Winkelmann: „Es geht aus dem geschützten Raum der Familie in das wirkliche Leben.“

Die Kollers, das sind Mutter Hanna, Schauspielerin, Vater Michael, Künstler, ihr Sorgenkind Pauline und ihr Bruder Patrick. Diese Familie gibt es so ähnlich auch im echten Leben. Nur der Vater ist familienfremd. Der leibliche Vater Werner Thal schrieb die Bücher. Sie weisen Parallelen zum Alltag der Familie Beilharz/Thal auf. „Auch wir haben Rückenprobleme und schaffen es kaum noch, Marlene zu tragen“, so Corinna Beilharz. Geplant sind Umbau-Maßnahmen, Rampen, Treppenlift, um ihnen und ihrer Tochter das Leben in den eigenen vier Wänden zu erleichtern. „Im Gegensatz zu den Kollers wollen wir in unserem Haus bleiben.“

So beginnt denn auch der Film. Vater Michael (Michael Fitz) verhebt sich: Bandscheiben-Vorfall! Die Familie muss ihr individuelles, zu verwinkeltes Einfamilienhaus in der Stadt aufgeben und zieht in eine behindertengerechte Wohnung am Stadtrand. Pauline besucht eine Schule für Körperbehinderte und ihre Eltern lernen erstmals ähnlich betroffene Mütter und Väter kennen. Der Kontakt zwischen Michael und der Ex-Rocksängerin Nina (Ellen ten Damme), die sich aufopferungsvoll um ihren behinderten Sohn kümmert, wird enger, als es Mutter Hanna lieb sein kann. Doch auch Michael wächst die Affäre über den Kopf.

„Es ist eine Geschichte über die Liebe und den Tod“, sagt Regisseur Winkelmann, dem es darum ging, „eine Familiengeschichte aus einer anderen Welt zu erzählen“. Die Sorge um das gemeinsame Kind verbindet zwar, doch vor Entwicklungen, wie man sie aus anderen Familien kennt, ist eine „Problemfamilie“ wie die Kollers erst recht nicht gefeit. „Michael bricht aus, um dem familiären Druck zu entrinnen“, umschreibt Michael Fitz, ein typisches Motiv zum Seitensprung. „Er benutzt Nina, aber sie benutzt ihn auch – als Ersatzvater für ihren kranken Sohn.“ Als dieser stirbt, ist die Konfusion der Gefühle groß.

Das Leuchten der SterneFoto: WDR / megaherz
Über ihre behinderten Kinder lernen sich Michael und Nina kennen. Michael Fitz und Ellen ten Damme

„Das Leuchten der Sterne“ führt in eine Welt, von der die meisten wenig wissen. „Familien mit behinderten Kindern leben in einer Parallelgesellschaft, sie haben eigene Schulen, eigene Taxidienste, sind optisch nicht präsent im Straßenbild“, so Winkelmann. Wenn sich dann aber doch einmal die beiden Welten berühren, sind die Reaktionen der „normalen Welt“ nicht immer von Takt gezeichnet. So fühlen sich die neuen Nachbarn im Film belästigt durch den Anblick von Pauline und ihren behinderten Freunden. Die mussten vor der Kamera denn auch mächtig aufdrehen. „Um einen Spielfilm zu inszenieren mit einer Schar Rollstuhl fahrender eigensinniger Kinder, da muss man bereit sein, das Filmemachen neu zu lernen.“ Winkelmann war bereit. Er drehte im digitalen HD-Format und mit zwei Kameras. „So konnten wir den Akteuren die größtmögliche Freiheit geben und bei den Kindern keinen unwiederbringlichen Moment verpassen.“ (Text-Stand: 30.5.2007)

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Fernsehfilm

WDR

Mit Michael Fitz, Corinna Beilherz, Marlene Beilherz, Ellen ten Damme, Thomas Mayer, Jörg Pfennigwerth, Stephanie Brehme

Kamera: Voxi Bärenklau

Schnitt: Rudi Heinen

Musik: Hans Steingen

Produktionsfirma: megaherz

Produktion: Franz Xaver Gernstl, Fidelis Mager

Drehbuch: Werner Thal

Regie: Adolf Winkelmann

EA: 30.05.2007 20:15 Uhr | ARD

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