Nach vielen Jahren kommen die beiden Stolz-Brüder mal wieder zusammen. Anlass ist der Tod der Schwester. Dass sie sich so selten sehen, hat mit ihren Beruf(ung)en zu tun: Bernhard ist Gewürzhändler, lebt in Hamburg, ein Mann von Welt; Hannes dagegen hat es nicht so sehr mit dem Weltlichen – er ist Mönch und seit vielen Jahren ist das Kloster sein Zuhause. Beide fühlen sich – auch wenn sie es nur schwer zugeben können – ein wenig schuldig, dass sie sich nie um die Schwester, die den elterlichen Bauernhof weitergeführt hat, gekümmert haben. Sie glauben, an ihrer Nichte etwas gut machen zu müssen. Jene Katharina, Abiturientin und in wenigen Wochen volljährig, liebt den Hof und hat große Pläne mit ihm. Selbst ihr geschäftsmännischer Onkel ist bald davon überzeugt, dass sie es packen kann – bis wenige Tage nach der Beerdigung der Gerichtsvollzieher auf dem Hof steht. Das Anwesen ist mit 300.000 Euro hoffnungslos überschuldet. Weil die Bank und der Großbauer auf die Zwangsversteigerung hinarbeiten, muss den Stolzens schon etwas sehr Gutes einfallen.
Da aber „Das Leben ist ein Bauernhof“ am Freitagabend in der ARD läuft, dem Sendeplatz, auf dem das (fromme) Wünschen noch hilft, ist so gut wie sicher, dass dieser frisch zueinander gefunden Sippschaft genügend rettende Gedanken kommen werden. Und notfalls ist ja auch noch Drehbuchautor (und Regisseur) Thomas Kronthaler da, der die Geschichte in die richtigen Bahnen lenken kann. Doch was sind die richtigen Bahnen? Die Wege zum erwartbaren Happy End, bei aller Gaudi ein bisschen nachdenklicher und kameratechnisch ein wenig frischer begangen als in den Heimatdramoletts vergangener Jahrzehnte? Es ist einfach nur traurig, die guten Ansätze in den immergleichen dramaturgischen Mühlen zerrieben zu sehen. Was ist die authentisch besetzte dritte Hauptrolle, Katharina Leonore Goebel, wert, wenn ihr eine weibliche hanseatische Antipathiefigur ersten Klischee-Ranges entgegengesetzt wird? Was bringt das zunehmend sympathische, „normale“ Spiel der Stolz-Brüder-Darsteller Raacke und von Stetten, wenn man schon vom stereotypen Gegensatz-Gekaspere der ersten Filmminuten so abgeturnt ist, dass man Zuflucht bei der Fernbedienung sucht? Das ist einfach zum Mäusemelken. Vieles wird in der Geschichte angedeutet, unter anderem das Problem der Stolzens mit dem Stolz, dem zu großen Stolz zum Beispiel, um dem anderen seine Sympathie zu zeigen, aber nichts dergleichen wird ausgespielt. Immer sind es die falschen Dinge, die die Handlung bestimmen: die immergleichen Intrigen, die immergleichen Läuterungen, die immergleichen Rettungsaktionen in letzter Minute. Wenn immer nur dasselbe Raster auf die Geschichten gedrückt wird, dann hat man am Ende keine Geschichte mehr. Das freilich trifft nicht nur auf „Das Leben ist ein Bauernhof´“ zu. Schade um die guten Ansätze!
Foto: Degeto / Marco Nagel