Schlagersänger Hansi Haller hatte in den 80er Jahren zwei Riesenhits. Er war ein Star, der Musikantenstadl sein Zuhause. Heute kennt ihn kaum noch einer. Die Plattenfirma hat ihm gekündigt. Kaum besser geht es der Journalistin Ute Meier-Thiel vom Kommerzkanal TL4. Ihre Tage als Reality-TV-Queen sind gezählt. Eine Chance hat sie noch. „Deutschlands dümmste Schüler… schlechteste Ärzte… Deutschlands ekligsten Köche…“, sinniert sie zwischen zahllosen Drinks, bevor sie in ihrer Stammkneipe Hallers Manager belauscht: „Hansi ist durch – Deutschlands erfolglosester Schlagerstar.“ Yes, das ist es! Meier-Thiel möchte diesen abgehalfterten, grenzdebilen Schlagerfuzzi den Zuschauern zum Fraß vorwerfen. Sie begleitet ihn in das erste und einzige Hansi-Haller-Fan-Dorf. Offiziell soll er dort an seinem Comeback basteln. Und die Kamera ist immer dabei – jede Peinlichkeit registrierend. Je länger Hansi an den neuen Songs arbeitet, umso weniger fällt ihm ein. Und dann ist da noch Heike. Aber die kann er mit seinen Schlagerweisheiten nicht sonderlich beeindrucken.
„Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere dafür auf“, tröstet Hansi Haller die Tochter seines größten Fans. „Ist das jetzt wieder ein Schlagertext?“ Diese Heike wird so schnell wohl kein Fan von Hansi – auch deshalb nicht, weil sie sich mit dem Fatzke ein Badezimmer teilen muss. Da fegt kurzzeitig ein Hauch Screwball-Touch durch die Farce vom „Großen Comeback“ und durch die miefig-piefige Eifel-Szenerie. Doch dann verführt die blauäugige Dorfschöne die Schlagerschmalzlocke zu mehr „Authentizität“ – retardierende Momente inbegriffen. Wer aber glaubt, die Komödie von Mark Werner und Tomy Wigand („Das fliegende Klassenzimmer“) fahre in der zweiten Hälfte nur noch auf der sattsam ausgereizten Romantic-Comedy-Schiene – der sieht sich getäuscht. Es gibt von Anfang bis Ende genug Schräglage! Andrea Sawatzki besticht als Boulevard-Journalistin in hexenhafter Maske, in schwer gehbaren Stöckelschuhen und mit Flachmann als ständigem Begleiter. Dazu eine Mimik zum Niederknien, mit der sie ihre starken, bestens getimten Dialoge noch veredelt.
TV-Journalistin Ute Meier-Thiel in der Senderkonferenz von TL4:
„Bekloppte Hühnerbauern, Auswanderer, die nicht mal ihre eigene Sprache beherrschen, Restaurantbesitzer, die kaum ein Butterbrot schmieren können – kann man da noch einen draufsetzen? Ja, man kann. Ein größenwahnsinniger Ex-Schlagerstar versucht sein Comeback, am Arsch der Welt, bei seinen aller-letzten Fans, ein Comeback, das nie kommen wird!“
Andrea Sawatzki über ihre Boulevard-Journalistin:
„Bei Komödien wie dieser ist es besonders wichtig, ein Gespür dafür zu haben, wann etwas zu viel und wann etwas zu wenig ist… Ich habe versucht, Ute Meier-Thiel nicht negativ darzustellen, obwohl das, was sie treibt, alles andere als sympathisch ist. Sie in ihrer Verzweiflung und auch Verletzlichkeit zu zeigen und zugleich in ihrer Komik und Skurrilität – das war mit sehr wichtig.“
Drehbuchautor Mark Werner kann auf zehn Jahre Sitcom-Erfahrung zurückgreifen – mit Perlen wie „Ritas Welt“, „Nikola“ oder „Mein Leben und ich“. Man merkt, hier ist ein Profi am Werk, der für „Das große Comeback“ weniger auf die deutsche Tradition der etwas klamottigen, oft langatmigen Komödienform setzt, als vielmehr auf die spielerische Überdrehtheit der Comedy. Dazu ein Schuss Romantik mit Valerie Niehaus, der Frau für die augenzwinkernde „Natürlichkeit“, die sich mit „Ausgerechnet Sex“, „Der Mann mit dem Fagott“ oder „Rosa Roth“ endlich aus dem Degeto-Schmonzetten-Seich herausgespielt hat. Und Ochsenknecht ist einfach ideal als Hauptdarsteller: Rampensau, Knautschgesicht und singen kann er auch noch. Ein Film, der Spaß macht, vorausgesetzt, man hält das dörfliche Ambiente aus und ist nie nachhaltig traumatisiert worden von deutschem Liedgut. Ein bisschen anfreunden muss man sich schon mit dieser durchgeknallten Szenerie. Denn allein der Häme des Zuschauers wird die schlagerselige Fan-Gemeinde nicht ausgesetzt. Im Gegenteil. Der Schluss ist mehr als das übliche Happy End. Da wird nicht nur der ewige Schlagersänger-Widerspruch zwischen Außenwirkung und Selbstverwirklichung aufgelöst, sondern auch das Doppelspiel aus aktivem Star und passiven Fans. Die Schlagerfreunde werden nicht zu Idioten gestempelt, sondern sie werden zu Feierbiestern, die „alles geben“.