„Wahrscheinlich habe ich nur endlich begriffen, dass ich diesen Wahnsinn hier satt habe – und zwar schon lange“, schimpft die Unternehmensberaterin Katharina Lenz in Richtung ihres Kompagnons und Bräutigams in spe (gespielt von Florian Fitz, dessen Filmfiguren noch nie eine Frau abbekommen haben). So haben der Unfalltod ihres Vaters und die drohende Insolvenz des weltberühmten Lippizaner-Gestüts Piber auch etwas Gutes. Der Heldin der neuen ARD/ORF-Serie „Das Glück dieser Erde“ werden die Augen geöffnet – und die erfolgreiche Saniererin kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Von Dresden geht es wieder in ihre alte Heimat: die Steiermark. Frischen Wind bringt sie in den traditionsreichen Zuchtbetrieb. Da warten dann auch schon die richtigen Mannsbilder. Der dezente Frauenverächterer, der werte Herr Obergestütsmeister, und der stets überaus hilfsbereite Dorftierarzt. Da trifft es sich gut, dass die neue Gestütsleiterin auch einen Abschluss in Veterinärmedizin aufzuweisen hat.
Alles passt zusammen. Da steht dem Glück dieser Erde, das – laut Presseheft – auf dem Rücken der Lippizaner liegt, nicht mehr viel im Wege. Natürlich kreuzen weiterhin die alt gedienten Intriganten mit Reitgerte den Weg der neuen Chefin mit dem herzigen Lächeln (nomen est omen: Eva Herzig), natürlich verschusselt der geliebte Bruder der Heldin (stocksteif: Christoph von Friedl) immer mal wieder das eine oder das andere oder es stehen Seuchen und Unwetter ins Haus. Aber die diplomierte Problemlöserin und Pferdeflüstererin wird das Kind schon schaukeln. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei vom Mann an allen Eutern, Dr. Michael Haas (ein Lichtblick in dem Gesichter-Einerlei: Thomas Unger).
In den ersten Folgen fällt nichts auf, was aus den alt bekannten deutsch(östereichisch)en Unterhaltungsserienmustern ausscheren würde. Eine Frau macht ihr Ding, von Männern mal behindert, mal unterstützt. Da ist die gute Freundin, mit der man sich aussprechen kann, um ein wenig ins Innenleben der Heldin schauen zu können. Da ist der Bruder, um die Vergangenheit ins Spiel zu bringen. Da ist ein Ambiente, das zum Urlaubmachen reizt, und ein viel gesichtiges Personal für die Nebengeschichten (nette Idee: die Sekretärin mit der Pferdeallergie). Das Drehbuch: alte Serienschule mit Gratifikationsdramaturgie – sprich: der Zuschauer weiß, wo’s hingeht und genießt dieses Wissen – oder er fühlt sich für dumm verkauft! Inszenatorisch: Uraltlavendel-Look, das Tempo – vor allem in der Startfolge – ein wenig angezogen im Vergleich zu den 90er-Jahre-Heimatfilmserien, etwas geringer auch die Redundanz. Fazit: Innovationen und das Serienglück des deutschen Fernsehens wird man wohl kaum in der Verbindung zwischen MDR und ORF finden. (Text-Stand: 21.6.2011)