Die Mädels im Emsland sind nicht zu beneiden. Nix los mit den Männern. Machen auf dicke Hose, doch das Gelbe vom Ei ist das alles nicht. Ob sich die Mädels nun beim Spargelstechen von Großbauer Heini (Armin Rohde) ausbeuten lassen oder am Zapfhahn der eigenen Tankstelle stehen wie Floris (Heike Makatsch): der sexuelle Notstand bei der weiblichen Landbevölkerung ist groß. Und so ist denn auch mächtig was los, als im Gemeindesaal 20 Junggesellen versteigert werden. Doch die 500 Mark, die Erntehelferin Rita (Catrin Striebeck) in den Hühnerfarmerben Fredo (Dietmar Bär) investiert hat, scheinen genau so eine Fehlinvestition zu sein wie der sexuell wenig beschlagene, hoch verschuldete Ökobauer Toon (Moritz Bleibtreu). Erst als Letzterer sich als Cowboy versucht und sich mit Plastiktüte über dem Kopf und Knarre in der Hand, das nötige Kleingeld holt, steigt sein Ansehen. Vor allem die glücklose Fanny (Meret Becker) mag nun gar nicht mehr von seiner Seite weichen.
Glückssuche ist in Lars Beckers Komödien meist Geldsache. Zehn Jahre vor „Schade um das schöne Geld“ ließ der Autor-Regisseur in seinem modernen Heimatfilm „Das Gelbe vom Ei“ eine Riege hochkarätiger Schauspieler zu einer launigen Schnurre voller Lokalkolorit und TV-untypischer Beiläufigkeit auflaufen. Dass der Film mit dem starken Soundtrack zwischen Baumwollsklaven-Blues und beschwingtem Pop, mit dem Mut zur kinematografischen Langsamkeit und dem Verzicht auf klassische Spannungsdramaturgie im Jahre 1999 mit 7,7 Millionen Zuschauer der erfolgreichste ZDF-Fernsehfilm war, ist offenbar dem Umstand zu verdanken, dass es dem Kinoregisseur Becker gelang, einige der aufstrebenden deutschen Schauspieler mit „Star-Appeal“ für seine schräge Provinzkomödie zu gewinnen. Fazit: Muntere Komödie um Tauschbeziehungen aller Art – ohne zwerchfellerschütternde Brüller, dafür mit Lakonie und trockenem Mutterwitz, mit Atmosphäre und einem klasse Ensemble.
Foto: ZDF / Dobrivoie Kerpenisan