Zuletzt durfte sich Yvonne Catterfeld in ihren Filmauftritten übereifrig tough („Der Vulkan“), klug und cool („Schatten der Gerechtigkeit“) sowie sanftmütig und romantisch („Engel sucht Liebe“) geben. Von ihrem Image als engelhafter Gefühlsverstärker à la „GZSZ“ wollte sie bereits mit „Das Geheimnis des Königssees“ loskommen. Dass der RTL-Psychothriller, der bereits vor über drei Jahren gedreht wurde, jetzt erst den Weg ins Programm findet, spricht nicht unbedingt dafür, dass ihr der Image-Wechsel mit diesem TV-Movie alter Schule besonders gut gelungen wäre. Aber nicht unbedingt Catterfeld ist der Grund dafür, dass der Film so lange auf Eis lag.
Die 30-Jährige spielt eine junge Frau, die sich kurzzeitig mit einem Mann einlässt, der von einer Anderen besessen ist. Er ist Hotelier am Königssee, sie eine Reisebüroangestellte. Dass er sich dennoch für jene Marla interessiert, hat einen einzigen Grund: Sie sieht aus wie seine Verflossene. Jene Nora scheint eine ganz ausgeschlafene „Goldgräberin“ gewesen zu sein. Jedenfalls behaupten das alle anderen Dorfbewohner. Auch Marla hat bald einen guten Grund, sich für das spurlose Verschwinden der Frau, die vor rund 20 Jahren allen Männern den Kopf verdrehte, zu interessieren. Denn Nora ist ihre Mutter.
Nebel hängt über dem Königssee und die Menschen wechseln bedeutungsvolle Blicke. Altbekannte Psycho-Thriller-Elemente, versetzt mit ein paar Mystery-Motiven von Daphne du Maurier, wie das Presseheft zu berichten weiß, haben Wolf Jakoby und Marcus O. Rosenmüller für „Das Geheimnis des Königssees“ aneinandergereiht. Dem Genre sollte man nicht mit dem Glaubwürdigkeitsanspruch kommen – was eine Handlung aber nicht davon befreit, stimmig entwickelt und aufgebaut zu sein. An dramaturgischer Dichte hatten RTL-Movies noch nie Interesse. Und so obsiegt hier auf der ganzen Linie der Effekt über die Erzähllogik. Dass der Zuschauer die Regeln des Genres kennt und deswegen jedes Detail der Story lange vor der naiven Heldin antizipiert, nimmt dem Film die Grundspannung. Und so müssen dann wieder kleine (unlogische) Schockszenen für ein bisschen Nervenkitzel sorgen. Mit Rosenmüllers Film feiert das klassische TV-Movies der 1990er Jahre seine Wiedergeburt. Als fernsehnostalgische Genre-Reminiszenz am Rande des Trashs ist dieser „Bastard“ gerade noch goutierbar.